Die Reiterprozession entfällt
Dennoch will Westhausen das rund 400 Jahre alte Silvestergelübde einhalten
WESTHAUSEN - Es wäre der 394. Silvesterritt der Geschichte gewesen. Doch wegen der Corona-Pandemie ist die traditionelle Reiterprozession abgesagt worden. Dennoch will die Gemeinde das Silvestergelübde erfüllen: Pfarrer Matthias Reiner wird die Silvesterkapelle nur mit ganz kleiner Begleitung umreiten.
Aus Sicht des katholischen Westhausener Pfarrers Matthias Reiner ist das Silvestergelübde vor dem Hintergrund der Pandemie gerade in diesem Jahr besonders aktuell. Denn vor knapp 400 Jahren grassierte jahrelang eine Viehseuche, eine sogenannte Lungenfäule. Dadurch war die Existenzgrundlage der Menschen bedroht. Die Situation in der Corona-Pandemie sei damit durchaus vergleichbar, meint der Geistliche. Damals wie heute seien enorme gesellschaftliche Anstrengungen unternommen worden, um die Krankheit und ihre Folgen einzudämmen.
Das sei alles wichtig, sagt Matthias Reiner. „Aber man sollte Gott dabei nicht vergessen“, betont der katholische Geistliche im Gespräch mit der „Ipf- und Jagst-Zeitung / Aalener Nachrichten“.
In den vergangenen Tagen und Wochen hat Reiner bemerkt, dass mehr Menschen Bedarf nach Seelsorge hätten. Es gebe zum Beispiel mehr Anfragen nach dem Bußsakrament als sonst um diese Zeit. Deswegen ist es dem Westhausener Geistlichen wichtig, das rund 400 Jahre alte Gelübde der Silvesterwallfahrt zu erfüllen, wenn auch in anderer Form.
Der Silvesterritt entfällt deshalb, es gibt jedoch am Donnerstag, 31. Dezember, dem Silvestertag, um 11 Uhr einen feierlichen Gottesdienst.
Anders als sonst findet der Gottesdienst in der Westhausener Pfarrkirche Sankt Mauritius und nicht in der Silvesterkapelle statt. Festprediger ist der Rottenburger Domkapitular Paul Hildebrand, der als einer der engsten Vertrauten von Bischof Gebhard Fürst gilt.
Pfarrer Reiner geht davon aus, dass der Prälat in seiner Predigt auf die Parallelen der Corona-Pandemie mit der Situation eingehen wird, in der vor rund 400 Jahren die Silvesterwallfahrt und die Reiterprozession ins Leben gerufen wurden. Auch die Fürbitten werden voraussichtlich die aktuelle Lage aufgreifen.
Damit das Gelübde auch in diesem Jahr erfüllt werden kann, wird Pfarrer Matthias Reiner am 31. Dezember die Silvesterkapelle traditionsgemäß dreimal umreiten und der Gemeinde den Silvestersegen spenden. Um welche Uhrzeit das geschehen wird, bleibt aber geheim. Damit sollen Menschenansammlungen an den Straßen vermieden werden. Domkapitular Hildebrand wird dem Pfarrer in einer Kutsche folgen, darüber hinaus soll ein Reiter oder eine Reiterin mit der Standarte der Westhausener Silvesterreitergruppe dabei sein. Auf diese Weise wird Westhausen am letzten Tag des Corona-Jahrs 2020 an die Silvestertradition anknüpfen. Denn, so Pfarrer Reiner: „Selbst im Zweiten Weltkrieg haben die Westhausener ihr Gelübde erfüllt. Dann werden wir es dieses Jahr auch schaffen.“
Coronabedingt sind die Plätze beim Silvestergottesdienst in der Westhausener Pfarrkirche stark eingeschränkt. Eine Voranmeldung auf der Internetseite www.se-kapfenburg.de oder telefonisch unter 07363 / 9540100 ist deshalb verpflichtend.