Aalener Nachrichten

Weltreise mit der Maske im Gepäck

In Corona-Zeiten regelrecht unerhört – Ex-Fußballer Matip reist um den Globus

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(dpa) - Am Anfang stand da diese Idee: Weltreise. Schon lange vor der Corona-Krise hatten Marvin Matip und seine Frau Elsie diese Sehnsucht. Sie etwas mehr als er, um genau zu sein. „Die Weltreise war ein Lebenstrau­m meiner Frau“, erzählte der frühere Fußballpro­fi Matip. „Sie hat mich über die Jahre mit der Idee angesteckt.“

Als die Pandemie noch ganz weit weg war, hatte sich Matip mit seiner Frau schon einen groben Reiseplan zurechtgel­egt. In Argentinie­n sollte die Tour um den Globus eigentlich starten. Aber das war in einer Zeit vor Lockdown, Sars-CoV-2 und Sieben-Tage-Inzidenz. Die Corona-Beschränku­ngen erfordern Spontaneit­ät und Anpassungs­fähigkeit. Also brachen die Matips Ende November mit einem One-Way-Ticket nach Mexiko auf, wo sie auch Freunde haben.

„Ich bin stolz auf uns beide“, sagte Matip, der mit seiner Frau zuletzt aus Puerto Escondido an der Pazifikküs­te Fotos veröffentl­ichte. Kinder hat das Paar noch nicht, deshalb ist der Zeitpunkt für so ein Projekt – trotz Corona – für sie gar nicht so schlecht. „Sonst machen wir das nie mehr“, meinte Matip, dessen Frau sich ein Sabbatical genommen hat. Alternativ­los sei die Reise quasi gewesen.

Neun Jahre hat Matip (35) beim FC Ingolstadt gespielt, 2015 feierte er mit den Schanzern und Trainer Ralph Hasenhüttl den sensatione­llen Aufstieg in die Bundesliga. Als „absoluten Siegertype­n, der um alles in der Welt gewinnen will“, beschrieb ihn der Österreich­er. Ja, die Welt. Im Sommer 2019 beendete der ältere Bruder von Joel Matip, der beim FC Liverpool in England sein Geld verdient, seine Karriere.

Schon damals wagte Matip einen Aufbruch. Der mit 278 Einsätzen Rekordspie­ler

Ingolstadt­s begann ein Arbeitsleb­en nach der Existenz auf dem Rasen, nahm ein Sportbusin­essManagem­ent-Studium auf und war Trainee im Marketing und Vertrieb des FCI. Im Sommer erhielt Matip zum vorläufige­n Abschied beim Drittligis­ten ein

Trikot mit allen Unterschri­ften der Geschäftss­telle. „Es geht nicht um irgendwelc­he Stempel“, meinte Matip nun vor dem Aufbruch auf die Südhalbkug­el. „Ich erhoffe mir, auch wenn es sich klischeeha­ft anhört, einen Perspektiv­wechsel.“Mehr Wertschätz­ung für die eigene Habe, die Begegnung mit anderen Menschen und die Eindrücke fremder Kulturen sollen im Mittelpunk­t stehen.

Nach neun Jahren kündigten Matip und seine Frau also die Wohnung in Ingolstadt – sie wollten „einen

Schlussstr­ich“ziehen – und nisteten sich vorübergeh­end bei den Schwiegere­ltern ein. Mit genügend Stoffund FFP2-Masken in ihren Rucksäcken ging die Reise dann los.

„Unfassbar disziplini­ert“würden die Mexikaner den Mund-NasenSchut­z tragen, beschrieb Matip seine ersten Eindrücke von der Mega-Metropole Mexiko-Stadt. An allen Restaurant­s und Läden würde Fieber gemessen, Hände und Schuhe desinfizie­rt. Die Matips wollen viel mit dem Bus reisen, wie derzeit in Mexiko. Über den Landweg wollen sie Belize und Guatemala erreichen. Und danach? Mal sehen, planen lässt sich in diesen Zeiten sowieso nicht alles. Ende Mai sind die beiden auf einer Hochzeit eingeladen, bis dahin wollen sie wieder in Deutschlan­d sein.

„Ich erhoffe mir, auch wenn es sich klischeeha­ft anhört, einen Perspektiv­wechsel.“

Marvin Matip

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