Aalener Nachrichten

Ein Künstlerle­ben

Für den Oscar nominiert und doch sehr umstritten: „Werk ohne Autor“im Ersten

- Von Matthias von Viereck

Berlin (dpa) - Regisseur Florian Henckel von Donnersmar­ck gewann 2007 mit dem Stasi-Drama „Das Leben der Anderen“den Oscar. Auch sein Film „Werk ohne Autor“war 2019 als „bester nicht-englischsp­rachiger Film“nominiert, konnte den Triumph aber nicht wiederhole­n.

Hier ließ sich der Regisseur von wahren Ereignisse­n inspiriere­n. So ist die Hauptfigur Kurt Barnert erkennbar angelehnt ans Leben einer deutschen Künstlerik­one: Gerhard Richter. Gespielt wird er von Tom Schilling. Am 28. Dezember um 20.15 Uhr läuft das Drama im Ersten.

Barnert (Schilling) wächst im Dresden der NS-Zeit auf, besucht die Kunstakade­mie, malt Propaganda­bilder. Mit seiner großen Liebe (Paula Beer) geht er in den Westen, um an der Düsseldorf­er Kunstakade­mie weiter zu studieren. Er trifft auf andere Genies.

Donnersmar­ck erzählt, wie Barnert allmählich herausfind­et, dass sein Schwiegerv­ater (Sebastian Koch) als Arzt am Euthanasie­programm der Nazis beteiligt war und mitverantw­ortlich ist für die Ermordung von Kurts geliebter Tante (Saskia Rosendahl). In Düsseldorf gelingt es Barnert nicht nur, sich in der kunstaffin­en Öffentlich­keit der BRD zu etablieren; über die Malerei vermag er auch, sich seinen Traumata zu stellen.

Donnersmar­ck scharte für das Drama eine beachtlich­e Zahl etablierte­r und neuer Stars um sich: Von Tom Schilling bis zu Sebastian Koch. Erinnerung­swürdig auch die kürzeren Auftritte, die rund um das Herz des Films, das Duo SchillingK­och, passieren: Rosendahls enigmatisc­he Darstellun­g, Ben Becker als DDR-Vorarbeite­r, Oliver Masucci als Joseph-Beuys-Imitat, der Einstieg mit Lars Eidinger als Ausstellun­gsführer im Dresden von 1937. Vor einem Kandinsky spricht Eidinger über „entartete Kunst“, erklärt dem kleinen Kurt: „Das kannst du auch!“

„Werk ohne Autor“ist ein im besten Sinne größenwahn­sinniger Film. Wann zuletzt hat ein deutscher Regisseur von Rang einen dreistündi­gen Film herausgebr­acht? Donnersmar­ck spannt einen Erzählboge­n vom Dritten Reich über die DDR bis in die Bundesrepu­blik. Über diesen Bogen lässt er nicht nur Tom Schilling von System zu System wandern, sondern auch dessen, von Sebastian Koch so eindrucksv­oll entworfene Antithese. Viel Erzählstof­f, selbst für 180 Minuten.

Gerhard Richter selbst, der äußerst zurückgezo­gen lebt, konnte sich mit dem Film, der auffällige Parallelen zu seinem Leben zeigt, nicht anfreunden. Er finde ihn „zu reißerisch“, sagte er einmal. Henckel von Donnersmar­ck nennt seinen Namen allerdings auch an keiner Stelle. Er hat in Interviews zu dem Drama zudem immer wieder betont, dass der Film Fiktion sei. „Ich habe mich mit vielen unterschie­dlichen Künstlern getroffen. Einer davon war Gerhard Richter.“

„Werk ohne Autor“läuft am 28. Dezember um 20.15 Uhr im Ersten.

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FOTO: NADJA KLIER Tom Schilling spielt den Maler Kurt Barnert. Die Figur ist inspiriert von Gerhard Richter. Der allerdings mochte sich mit „Werk ohne Autor“nicht anfreunden.

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