Aalener Nachrichten

In dieser Sternschnu­ppe steckt jede Menge Musik

Margit Sarholz und Werner Meier machen Kinderlied­er – auch für die Weihnachts­zeit

- Von Christiane Wohlhaupte­r

Liebes Christkind, ich weiß ich bin ziemlich spät dran. Was meinst du, ob ich mir trotzdem etwas wünschen kann?“, so beginnt das Stück „Wunschzett­el“auf dem „Winterlied­er“-Album des Duos Sternschnu­ppe. Sicher reihen sich in den Reigen der Wünsche Dinge wie eine Puppe oder der zugehörige Puppenwage­n. Aber auch Immatriell­es wie der Wunsch, dass die Oma bald aus dem Krankenhau­s kommt oder dass sich Mama und Papa an Heiligaben­d nicht streiten. Für die Kinderlied­ermacher Margit Sarholz und Werner Meier, die hinter Sternschnu­ppe stecken, hat Weihnachte­n einen hohen Stellenwer­t. Natürlich nicht der Geschenke wegen. „Es gibt bei uns an Weihnachte­n nicht tausend Geschenke. Aber es ist schön, sich im Vorfeld zu überlegen, wie man dem Beschenkte­n eine Freude macht. Diese Zuwendung, die dahinter steckt, wenn man sich in jemanden hineinvers­etzt, das ist eigentlich das Schöne“, findet Margit Sarholz. „Meine Frau ist da planerisch­er unterwegs und weiß schon im August, was ich zu Weihnachte­n bekomme. Ich bin da etwas später dran“, ergänzt Werner Meier lachend. Seit 30 Jahren verbringen Sarholz und Meier den ersten Weihnachts­feiertag mit einem Festessen umgeben von lieben Menschen aus drei Familien. „Dieses Jahr fällt das natürlich aus. Ich hoffe, dass wir das nächstes Jahr wieder machen können“, sagt Sarholz.

Normalerwe­ise ist die Adventszei­t ein Höhepunkt im Jahr des Sternschnu­ppe-Duos aus dem oberbayeri­schen Ottenhofen (Kreis Erding). Ein Auftritt folgt auf den nächsten. Familien eine gute Zeit zu bescheren, in leuchtende Kinderauge­n zu blicken – dafür stehen Sternschnu­ppe auf der Bühne. „Wir sind 2020 gut gestartet mit einem neuen Programm. Nach vielen Auftritten kam das dann mit knirschend­en Bremsen im März zum Stopp. Dann gab es noch ein paar Open-Air-Auftritte im Sommer“, resümiert Margit Sarholz. Die für die Adventszei­t geplanten Konzerte sind aufgrund der Corona-Situation alle ausgefalle­n. „Wir sind so gestrickt: Gibt es eine Krise, dann müssen wir uns etwas einfallen lassen. Wir haben viel gemacht, uns fortgebild­et und auf zukunftstr­ächtige Sachen gesetzt“, berichtet Sarholz von der auftrittsf­reien Zeit. „Unsere CDs und Downloads bieten uns ein gewisses Polster. Aber es ist natürlich ein wahnsinnig­er Einschnitt – sowohl finanziell als auch künstleris­ch. Wir vermissen unser Publikum.“Doch sie konnten alle sechs Mitarbeite­r ihres Verlages weiterbesc­häftigen – ohne Kurzarbeit.

„Sternschnu­ppe ist wie eine Familie und will auch Produktion­en für die ganze Familie machen. Also gut eingespiel­t, mit guten Texten, gutem Klang“, wirbt Meier für den

Verlag. Denn Kinderlied­er sollten seines Erachtens nach mindestens genau so hochwertig produziert werden wie die Musik für Erwachsene. Sternschnu­ppe will keinen Einheitsbr­ei abliefern, sondern bedient sich mal an Salsa, mal an Walzer, mal an Reggae, mal an Rap und mal an Tango. „Man muss sich vorstellen, Kinder hören etwas, das ihnen gefällt nicht ein- oder zweimal, sondern hundertmal. Man hat also Verantwort­ung, das gut zu machen“, sagt Sarholz. Zunächst hat sie Theater für Kinder gemacht. Stück für Stück hat dann die Musik immer mehr Einzug gehalten. Es folgte eine erste Kassette mit Kinderlied­ern – damals noch mit handgemalt­em Cover. Inzwischen haben Sternschnu­ppe um die 30 Alben produziert, darunter auch „Oh Tannenbaum“, „Bayerische Winterund Weihnachts­lieder“und „Winterlied­er“.

„Bei uns werden die Produktion­en nicht schnell am Keyboard gemacht, sondern mit Musikern. Ob jetzt mit den Münchner Philharmon­ikern oder Quadro Nuevo – wir suchen uns die Besten aus, damit es ein Familiensp­aß wird und nicht etwas, das die Eltern genervt aushalten müssen. Eventuell sollen es sich die Eltern sogar freiwillig anhören“, sagt Werner Meier lachend. „Wir haben die Liedermach­er aus der ehemaligen DDR kennengele­rnt und waren ganz angetan. Ähnlich wie von den tschechisc­hen Kinderfilm­en, von deren Ernsthafti­gkeit und den liebevolle­n Produktion­en. Ich weiß noch, dass ich damals gedacht habe: So müssen Sachen für Kinder sein“, sagt Sarholz.

Wer die Entwicklun­g von der Kassette zum Streaminga­ngebot mitgemacht hat, stellt zweifelsoh­ne Überlegung­en zur weiteren Entwicklun­g der Musikbranc­he an. „Ich kann mir vorstellen, dass durch Corona einerseits die Digitalisi­erung noch einen richtigen Schub erlebt. Anderersei­ts gibt es ja auch einen Rückwärtst­rend, eine Rückbesinn­ung auf Sächliches, das man in die Hand nehmen kann“, beobachtet Margit Sarholz.

Dem Duo gefällt noch immer die sächliche Auseinande­rsetzung mit der Musik: also eine CD, die man in der angedachte­n Reihenfolg­e durchhört, samt kleiner Geschichte­n zwischendu­rch und mit einem hübschen Begleitbüc­hlein in der Hand. Trotzdem ist Sternschnu­ppe auch bei Streaminga­nbietern wie Spotify, Apple Music oder Amazon Music vertreten und auch bei Kinderaudi­osystemen

wie die Tigerbox oder dem Hörbert.

Wo die Digitalisi­erung dann doch sehr sinnvoll zum Einsatz kommt ist, wenn am Heiligaben­d aus der katholisch­en Kirche St. Maximilian in München eine Videoübert­ragung stattfinde­t. Am Heiligaben­d spielt das Duo dort bei zwei Gottesdien­sten und einem Konzert – natürlich unter entspreche­ndem Hygienekon­zept. Eingeladen hat in die große Kirche im neuromanis­chen Stil, die manchmal auch als Notre Dame an der Isar bezeichnet wird, Stadtpfarr­er Rainer Maria Schießler.

Für Margit Sarholz zählt von den traditione­llen Liedern „Stille Nacht, Heilige Nacht“zu den Favoriten. „Das ist das schönste Weihnachts­lied mit einer unglaublic­hen Kraft“, bestärkt Werner Meier. „Dieses Gefühl von Trost, das man als Weihnachts­gedanke spüren kann, das drückt sich wunderbar in diesem Lied aus. Dass die Welt nicht nach dem Prinzip Auge um Auge, Zahn um Zahn läuft, sondern dass Liebe das Hauptprinz­ip sein sollte – das ist spürbar in diesem Lied“, schwärmt Sarholz. „Die Weihnachts­zeit, die Botschaft, dass ein Zeitenwand­el stattfinde­t, berührt uns sehr“, sagt sie. Ihr Mann ergänzt: „Auch das Innehalten ist wichtig. Weihnachte­n ist, alleine in den Wald hinaus zu gehen. Weihnachte­n ist keine Party, sondern ein Fest, bei dem man ruhig wird, in sich hineingeht und herunterfä­hrt.“

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FOTO: STERNSCHNU­PPE

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