Feuerwerksbranche sammelt Böller ein
Hersteller und Importeure von Sylvesterraketen und Böllern sind durch das Verkaufsverbot existenziell bedroht
(wom) - Nach dem Verkaufsverbot für Silvesterfeuerwerk haben die großen Hersteller von Pyrotechnik damit begonnen, die bereits an den Handel ausgelieferte Ware wieder einzusammeln. Die Produkte würden jetzt bis zum nächsten Jahr eingelagert, sagte der Geschäftsführer des Verbandes der pyrotechnischen Industrie (VPI), Klaus Gotzen, der „Schwäbischen Zeitung“. „Wenn sie kühl und trocken gelagert werden, können Feuerwerkskörper aufbewahrt werden“, betonte er.
- Einen Moment lang konnten die Fans des Feuerwerks noch auf ein laut-buntes Jahresende hoffen. Einige Discounter haben es nicht mehr geschafft, die Werbung für Böller und Raketen aus den bereits gedruckten und verteilten Prospekten zu nehmen. Die Freude währte nur kurz. Der Verkauf der Pyrotechnik bleibt verboten. Bei Ebay werden zwar weiterhin Pakete mit Knallern oder Raketen angeboten. Doch zumindest die seriösen Onlineshops melden das Ende des Verkaufs für dieses Jahr. Auch die in einigen Regionen Deutschlands beliebte Einkaufstour nach Polen ist mittlerweile verboten. So werden Silvester wohl in Deutschland nur die noch vorhandenen Restbestände abgebrannt.
Die Hersteller und Importeure der Pyrotechnik hat das Verkaufsverbot unerwartet und hart getroffen. Noch am 25. November gaben Bund und Länder grünes Licht für die Ballerei zum Jahreswechsel. Den größten Teil der Waren hatte die Branche längst in den Lagern oder bei den Herstellern geordert. Drei Wochen später war sie per Dekret unverkäuflich. „Wenn es keine wirtschaftlichen Hilfen gibt, wird es zu Insolvenzen kommen“, sagt der Sprecher des Verbands der pyrotechnischen Industrie (VPI), Klaus Gotzen.
Der Verkauf von Feuerwerk erfolgt laut VPI in der Regel als Kommissionsgeschäft. Die Waren bleiben also bis zum Verkauf in den Supermärkten im Eigentum der Lieferanten. Was nicht verkauft wird, wird wieder abgeholt. „In diesem Jahr dürfte die Retourenquote allerdings bei 100 Prozent liegen“, meinte Gotzen. Mit Engpässen bei den Lagerkapazitäten rechnet der VPI dennoch nicht.
Das Geschäft der 21 Verbandsunternehmen läuft vor allem kurz vor Silvester. Die Tage zwischen den Jahren bringen 95 Prozent des Umsatzes ein. Im vergangenen Jahr jagten die Deutschen zum Jahreswechsel Böller und Raketen im Wert von mehr als 120 Millionen Euro in die Luft. Der Löwenanteil der Ware wird für über 70 Millionen Euro aus Fernost importiert. Laut Verband sind rund 3000 Arbeitsplätze durch das Verkaufsverbot gefährdet. Die Hilfen für andere Branchen seien für die Branche nicht nutzbar, kritisiert der VPI. Den Firmen ist nicht nur das Silvestergeschäft durch die Lappen gegangen. Da es in diesem Jahr kaum größere Veranstaltungen gab, wurden auch kaum Großfeuerwerke gezündet.
Thomas Schreiber, Chef des nach eigenen Angaben größten deutschen Herstellers von Pyrotechnik, Weco, befürchtet gar die „Insolvenz des gesamten Wirtschaftszweiges“. Die bereits ausgelieferte Ware müssen die Hersteller und Importeure nun wieder aus den Geschäften zurückholen.
Immerhin hält sich das Feuerwerk ein bis zwei Jahre, könnte also theoretisch im kommenden Jahr verkauft werden. Ob alle Unternehmen bis dahin überleben, ist ungewiss. Der baden-württembergische Hersteller Zink mit Sitz in Cleebronn (Kreis Heilbronn) lagert die Böller und Raketen nun erst einmal ein. Da das Unternehmen breit aufgestellt sei, sei es nicht existenziell bedroht, versichert Geschäftsführer Arne von Boetticher.
Ob die Politik auch dieser Branche unter die Arme greift, ist nach Branchenangaben noch ungewiss. Womöglich spielt bei der Entscheidung auch eine Rolle, dass die Knallerei zu Silvester umstritten ist. Tierschützer weisen auf die Schäden für die durch den Lärm verängstigten Hunde oder Katzen hin. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) fordert seit Jahren ein Böllerverbot und sieht dafür nun einen geeigneten Zeitpunkt. Gut 2000 Tonnen Feinstaub setzen Feuerwerke jährlich frei, etwa ein Prozent aller Feinstaubemissionen. „Das Verkaufsverbot ist eine gute Nachricht für saubere Luft“, sagt DUH-Chef Jürgen Resch. Die Umwelthilfe fordert die Menschen dazu auf, neue Silvesterbräuche zu entwickeln, die für Tiere und Umwelt unschädlich sind.