Gottesdienste im Dauerregen
Viele Ellwanger bleiben zu Hause – Kinder stellen Weihnachtsgeschichte nach
- Corona-Pandemie und hohe Infektionszahlen, Anmeldeund Maskenpflicht, Einhaltung der Hygienevorschriften und Abstandsregelungen – und dazu noch nasskaltes Dauerregenwetter. Schlechter hätten die Bedingungen an Heiligabend nicht sein können, um bei fünf Gottesdiensten unter freiem Himmel auf dem Ellwanger Marktplatz die Geburt Jesu und damit Weihnachten zu feiern. So kamen denn auch weit weniger Menschen als hätten teilnehmen dürfen. Basilika und Stadtkirche, in die die Gottesdienste übertragen wurden, blieben weitgehend leer. Zum Teil haperte es dort auch mit der Übertragungstechnik. Mal gab es keinen Ton, mal kein Bild.
„Euch ist heute der Heiland geboren“, erinnerte Pfarrer Martin Schuster in der halbstündigen evangelischen Christvesper an das Erlebnis der Hirten auf den Feldern von Bethlehem, die vor mehr als 2000 Jahren die Botschaft der Engel hörten. „Und so hören wir es heute hier auf dem Marktplatz, in der Basilika und der Stadtkirche. Euch, das heißt uns, ist heute der Heiland geboren.“
Gott wolle, dass Frieden werde auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens, sagte der evangelische Pfarrer auf der Bühne neben dem großen Marktplatz-Christbaum. Mit den „Menschen seines Wohlgefallens“seien diejenigen gemeint, „die vor Ihnen, neben Ihnen und hinter Ihnen stehen und die Sie hoffentlich unter ihrer Maske freundlich anblicken“, aber auch „Sie selbst“. Mit dem Heiland und seinem Kommen seien uralte Hoffnungen verbunden, Hoffnungen vom Frieden unter den Menschen, vom Frieden zwischen Tieren und Menschen, und davon, dass den Menschen im Dunkeln ein Licht aufgehe.
Martin Schuster erinnerte an das Kind in der Krippe. „In der Armut eines Stalles kommt Gottes Heil zur Welt. Das Kind in Windeln gewickelt lernt Wohnungslosigkeit und Flucht kennen, bevor es Mama und Papa sagen kann.“Es sei ein „Zeichen von Mitmenschlichkeit, dass wir in diesen Tagen um Weihnachten herum Armut, Flucht und Wohnungslosigkeit noch schwerer ertragen als sonst, und dass wir uns auch mit dem
Helfen und Spenden leichter tun“. An jeden Einzelnen gerichtet, sagte Schuster: „Gott ist mitten unter uns. Damals im Stall bei Bethlehem und heute in den Baustellen unseres Lebens.“
Die evangelische Christvesper wurde eindrucksvoll von der Kinder-Schola unter Leitung von Andrea Batz musikalisch gestaltet. Kiara Neumeier spielte die Maria, Marlene Mack den Josef. Jan Hofmann und Emilia Fischer trugen die Weihnachtsgeschichte aus dem Lukasevangelium vor. Gemeinsam mit Johanna Dürr und Anna Hach stimmten sie Lieder wie „Josef, lieber Josef mein“, „Hört der Engel helle Lieder“und „Ehre sei Gott in der Höhe“an. Am E-Piano begleitete Kantor Reinhard Krämer.
Bei den Weihnachtsliedern „O du fröhliche“und als Abschluss „Stille
Nacht“summten oder sangen still und leise hinter ihrer Maske etliche Gläubige ergriffen mit der KinderSchola mit. In den Fürbitten wurde an die unter Einsamkeit leidenden Menschen und an die Hoffnungslosen ebenso erinnert wie an die Menschen, die unter den Folgen von Krieg, Terror, Vertreibung und Flucht leiden.
„Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde . . .“Die Herbergssuche, Christi Geburt und der Besuch der Hirten in Bethlehem stand im Mittelpunkt der katholischen Christvesper mit Pastoralreferent Sven Köder und den Stiftsbläsern. Köder sprach von einer „ganz besonderen Nacht“, vom „Wunder der Geburt im Stall von Bethlehem“und dem „Licht der Heiligen Nacht“. Gott sei mit Leib und Seele Mensch geworden und in unsere Welt gekommen. Jesus zeige sich geduldig, freundlich und gütig. So sollte man auch seinen Nächsten nicht aus dem Blick verlieren.
Beim Krippenspiel während der halbstündigen Christvesper sah man die schön kostümierten Erstkommunionkinder der Basilika als Hirten und Engel. Und als Abschluss durfte natürlich „Stille Nacht, heilige Nacht“, nicht fehlen, intoniert von den Stiftsbläsern vom Balkon des Landgerichtsgebäudes herab. Die katholische Christmette um 19 Uhr zelebrierte Pfarrer Michael Windisch.