Stiller Protest gegen Corona
Die Böllerkameradschaft Schrezheim lässt das Neujahrsanschießen ausfallen.
(sj) - In der Ortschaft Schrezheim ist es seit 2012 Brauch, das neue Jahr mit Handböllerund Kanonenschüssen zu begrüßen. Jedes Jahr ist ein anderer der insgesamt 17 Teilorte an der Reihe. Am Neujahrstag 2021 wäre dies die Ölmühle gewesen. Doch aufgrund der Corona-Pandemie und der damit verbundenen Einschränkungen des öffentlichen Lebens muss das traditionelle Neujahrsanschießen dieses Mal ausfallen. Die Böllerkameradschaft Schrezheim hatte die Absage in Abstimmung mit dem Schrezheimer Ortsvorsteher Albert Schiele und dem stellvertretenden Ortsvorsteher Jürgen Lang (Ölmühle) getroffen.
Alle Vereine seien zurzeit coronabedingt in ihren Aktivitäten eingeschränkt, sagt der Kommandant der Böllerkameradschaft Schrezheim, Jürgen Vaas, auf Anfrage der Ipf- und Jagst-Zeitung. Deshalb lasse man am 1. Januar 2021 auch das Neujahrsanschießen bleiben, berichtet Vaas: „Wir verhalten uns ruhig.“Der Kommandant verweist in diesem Zusammenhang auch auf das Übungsböllern, das in diesem Jahr aufgrund der Corona-Pandemie ausfallen musste. Jürgen Vaas ist deshalb nicht traurig, denn auch andere Traditionsveranstaltungen wie das Münchner Oktoberfest und der Cannstatter Wasen hätten 2020 nicht stattfinden können. Beim Neujahrsanschießen stehe nicht das Böllern im Vordergrund, sondern das Treffen untereinander. Dieses Mal hätte Jürgen Lang von der Ölmühle als Gastgeber zum Umtrunk und Imbiss eingeladen. „Und das kann nicht sein“, so Jürgen Vaas mit Blick auf den Lockdown in Baden-Württemberg und den damit verbundenen Ausgangsbeschränkungen. Vaas kann sich vorstellen, an Neujahr 2022 „ein bisschen mehr Pulver zu laden und ein paar Salven mehr zu schießen“.
Wie Ortsvorsteher Albert Schiele mitteilt, wäre das Neujahrsanschießen wahrscheinlich mit Abstand gegangen: „Aber wir sehen es nicht nur als Schießen, sondern auch als gesellige Sache. Und das kann man auf alle Fälle nicht machen.“Schiele hatte sich wegen der Absage mit Jürgen Vaas und Jürgen Lang abgestimmt. „Es ist ein stiller Protest gegen Corona“, sagt der Ortsvorsteher und hofft, dass es im Jahr 2022 in der Ölmühle klappt. Das Neujahrsschießen wolle man als
Tradition auf alle Fälle fortführen. 2023 sei es in Eggenrot geplant.
2020 war die Böllerkameradschaft Schrezheim in Altmannsrot mit zehn Schützen, fünf Kanonen und fünf Handböllern zum Neujahrsschießen angetreten. Als Gastschützen waren Oberbürgermeister Michael Dambacher, Ortsvorsteher Albert Schiele, Stadt- und Ortschaftsrat Martin Gantner und stellvertretender Ortsvorsteher Jürgen Lang dabei. Anschließend gab es ein Weißwurstessen mit Umtrunk im Feuerwehrhaus Eggenrot.
Jürgen Vaas, Robert Köder und Andreas Nagler hatten zur 675-Jahr-Feier von Schrezheim im Jahr 2012 in Schrezheim zum ersten Mal das neue Jahr angeschossen. Im September 2012 wurde dann von neun Gründungsmitgliedern die Böllerkameradschaft Schrezheim unter Kommandant Jürgen Vaas gegründet.