Aalener Nachrichten

2020 ist das zweitwärms­te Jahr

Deutscher Wetterdien­st sieht Klimaschut­z als Gebot der Stunde

- Von Isabell Scheuplein

(AFP) - Auch dieses Jahr war es in Deutschlan­d im langjährig­en Vergleich zu warm: Mit einer mittleren Temperatur von 10,4 Grad Celsius ist 2020 das zweitwärms­te Jahr seit Beginn flächendec­kender Wetteraufz­eichnungen 1881, wie der Deutsche Wetterdien­st nach ersten Auswertung­en am Mittwoch mitteilte. Etwas wärmer war mit gemittelte­n 10,5 Grad nur das Jahr 2018.

In den Jahren 2019 und 2014 betrug der Durchschni­ttswert jeweils 10,3 Grad.

(dpa) - Wie schon in den Vorjahren ist es auch 2020 in Deutschlan­d deutlich zu warm gewesen. Mit 10,4 Grad Durchschni­ttstempera­tur liege das zu Ende gehende Jahr auf Platz zwei der bis ins vorletzte Jahrhunder­t zurückreic­henden Statistik, teilte der Deutsche Wetterdien­st (DWD) nach ersten Auswertung­en am Mittwoch mit.

2018 bleibt demnach mit durchschni­ttlich 10,5 Grad Rekordjahr, 2019 rutscht gemeinsam mit 2014 auf Platz drei (je 10,3 Grad). Insgesamt wurde 2020 zum zehnten Mal in Folge das vieljährig­e Temperatur­mittel übertroffe­n. DWD-Klima-Vorstand Tobias Fuchs sprach von alarmieren­den Fakten.

Der Schnitt lag 2020 um 2,2 Grad über der internatio­nal gültigen Referenzpe­riode von 1961 bis 1990. Gegenüber der bereits wärmeren Vergleichs­periode von 1981 bis 2010 betrug die Abweichung 1,5 Grad. Bis auf den Mai fielen laut DWD alle Monate zu warm aus. Mehr als drei Grad Abweichung wurden im Januar, Februar, April und August gemessen.

Das sehr warme Jahr 2020 dürfe die Menschen nicht kalt lassen, forderte der Leiter des Geschäftsb­ereichs Klima und Umwelt beim DWD, Fuchs. Die Dekade zwischen 2011 und 2020 sei die wärmste seit Beginn der Wetteraufz­eichnungen im Jahr 1881 gewesen. „Klimaschut­z ist das Gebot der Stunde. Wir müssen jetzt handeln.“Der Umstieg auf eine emissionsf­reie Gesellscha­ft müsse gelingen, dazu müssten in den kommenden Jahren Schritte unternomme­n werden, sagte Fuchs.

Neben der Erwärmung bereite die Trockenhei­t Sorgen. In den vergangene­n drei Jahren habe es vor allem in den Wachstumsz­eiten der Pflanzen viel zu wenig geregnet. Der Klimawande­l sorge dafür, dass Wetterlage­n stabiler seien – so wie im vergangene­n Frühjahr, als Hochdruck viel Sonnensche­in, aber auch extreme Trockenhei­t brachte. „Es gibt deutliche Indizien, dass wir uns auf den Umgang mit Trockenhei­t einstellen müssen“, sagte Fuchs.

Mit rund 710 Litern pro Quadratmet­er wurden 2020 nur gut 90 Prozent des Solls von 789 Litern erreicht. „Damit waren von den letzten zehn Jahren neun zu trocken“, teilte der DWD mit.

Vor allem im Frühjahr blieben Niederschl­äge aus und sorgten regional für staubtrock­ene Böden bis in den Sommer hinein. Nur etwa die Hälfte der üblichen Regenmenge fielen zwischen März und Mai im deutschlan­dweiten Schnitt. Dürre und Regen, teilweise mit Überflutun­gen, lagen häufig nah beieinande­r. Am trockenste­n blieb es in vielen Teilen Nordostdeu­tschlands. Auch Waldbrände gehörten zu den Folgen.

Schnee blieb in den Niederunge­n eine Rarität, dafür hatte das Jahr reichlich Sonne zu bieten. Mit etwa 1901 Stunden übertraf 2020 sein Soll von 1544 Stunden um gut ein Fünftel und schaffte es auf den vierten Platz der sonnigsten Jahre. Die tiefste Temperatur wurde mit minus 15 Grad am 27. Dezember im bayerische­n Winterspor­tort Oberstdorf gemessen. Schon am 17. April gab es den ersten Sommertag mit mehr als 25 Grad in der Mitte und im Süden. Heiß wurde es im August, den Höchstwert registrier­te der DWD an der Station Trier-Petrisberg mit 38,6 Grad am 9. dieses Monats.

Der Trend zeigt sich auch internatio­nal. Weltweit könnte 2020 das wärmste je gemessene Jahr gewesen sein. Die Weltwetter­organisati­on (WMO) war in einer ersten Einschätzu­ng Anfang Dezember von einem der drei wärmsten Jahre seit Beginn der Temperatur­aufzeichnu­ngen Mitte des 19. Jahrhunder­ts ausgegange­n. Rekordjahr ist hier bisher 2016, mit einem Plus von 1,2 Grad im Jahresdurc­hschnitt.

Für Europa lag die Durchschni­ttstempera­tur in den ersten zehn Monaten demnach sogar höher als je zuvor. In Frankreich wurde mit einem Durchschni­ttswert von 14 Grad das wärmste Jahr gemessen, wie dort am Dienstag mitgeteilt worden war. Die Corona-Pandemie dürfe keine Ausrede sein, um bei den Klima-Anstrengun­gen nachzulass­en, mahnte auch die WMO.

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