Schleich dich, 2020!
An Silvester sprechen die Menschen normalerweise von guten Vorsätzen und all dem, was sie im neuen Jahr alles nicht mehr tun möchten: zu viel essen. Zu wenig bewegen. Zu viel trinken. 2020 hat uns nun aber gelehrt, dass es im Leben vielleicht um genau das geht und es besser ist, immer dann, wenn sich gefahrlos die Gelegenheit bietet, unter Freunden oder Verwandten zu viel zu essen, zu viel zu trinken und sich dabei absolut zu wenig zu bewegen. Denn man weiß ja nie, ob das Schicksal uns nicht bald wieder eine Neuauflage von 2020 zumutet.
Der Jahreswechsel wird natürlich viel zu ruhig sein. Schon jetzt fehlen die Knallattacken der Lausbuben, die schon zwischen den Jahren damit anfangen, mit kleinen Detonationen das neue Jahr willkommen zu heißen. Tierschützer, die auch zu normalen Zeiten unromantisch dazu raten, Hundefutter statt Böller zu kaufen, sehen im weitgehenden Feuerwerksverbot zur Abwechslung mal eine positive Nebenwirkung dieser pandämlichen Spätphase von 2020.
Dabei spüren weite Teile der Bevölkerung den Drang, das alte Jahr mit Pauken und Trompeten, ja mit gewaltigen Schusssalven, hinter sich zu lassen. Gäbe es ein Arbeitszeugnis für 2020, das der Liebe Gott dem kalendarischen Sorgenkind ausstellen müsste, stünde da: 2020 war sowohl bei Vorgesetzten sowie Kollegen gleichermaßen unbeliebt. Es erfüllte seine Aufgaben zur vollsten allgemeinen Unzufriedenheit. Wir wünschen ihm auf seinem weiteren Weg durch die Historie einen besonderen Ehrenplatz auf dem Müllhaufen der Geschichte und sagen: „Schleich dich, 2020!“