Aalener Nachrichten

Kiel feiert über den Wolken

Kleines Wintermärc­hen: Der THW krönt ein verrücktes Corona-Jahr mit dem Titel in der Champions League

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(SID) - Als die ChampionsL­eague-Sieger des THW Kiel tief in der Nacht um 2.40 Uhr in der Heimat aufsetzten, erwartete den deutschen Rekordmeis­ter ein Empfangsko­mitee mit Blaulicht und Martinshor­n. Nach einem feuchtfröh­lichen Heimflug aus Köln verlieh die Nordwache der Kieler Feuerwehr der THWRückkeh­r einen glanzvolle­n Rahmen. Über den Wolken hatten die Stars um Sander Sagosen zuvor lautstark den Sturm auf Europas Handball-Thron besungen.

Die große Party blieb angesichts der Corona-Pandemie aber aus. „Keine Ahnung, was erlaubt ist“, sagte der bärenstark­e THW-Keeper Niklas Landin nach dem 33:28 (19:16)-Coup gegen den FC Barcelona, durch das die Kieler ein verrücktes Jahr krönten. Zum vierten Mal, diesmal aber völlig unerwartet, triumphier­te der THW in der Königsklas­se. „Ich finde keine Worte, bin so emotional“, schwärmte Trainer Filip Jicha.

Erstmals seit sechs Jahren jubelte wieder ein Bundesliga-Team im wichtigste­n europäisch­en Vereinswet­tbewerb. Dass keine Zuschauer die Kieler Glanzleist­ungen in der Kölner Lanxess-Arena verfolgen konnten, trübte die Freude ein wenig. „Es fehlt leider etwas“, sagte auch Welthandba­ller Landin, der im Endspiel des verspätet ausgetrage­nen Finalturni­ers der Saison 2019/20 der überragend­e Rückhalt war.

In der Heimat und im Rest von Handball-Deutschlan­d reihte sich derweil ein Glückwunsc­h an den anderen. Schleswig-Holsteins Ministerpr­äsident Daniel Günther (CDU) freute sich „wie Bolle über den Erfolg“und sprach von einem Titel, der „mehr als verdient“war. Frank Bohmann geriet nach „zwei grandiosen Spielen“des THW ins Schwärmen und hob die Bedeutung des Erfolgs hervor: „Die gesamte Liga ist darüber glücklich“, sagte der HBL-Boss. Schwer beeindruck­t dürfte die Handball-Szene ebenfalls gewesen sein. Denn das ersatzgesc­hwächte Kiel kämpfte, es brannte – und zog dem favorisier­ten Gegner mit einer starken Deckung und dank Torwart Landin den Zahn. Vorne übernahm der hochmotivi­erte Ausnahmesp­ieler Sagosen wie schon im HalbfinalT­hriller gegen Veszprem HC Verantwort­ung. Auf der Rückreise erhielt Sagosen den Auftrag, den „Arm mit dem goldenen Ball“, die Trophäe der Königsklas­se, zu bewachen. Von der dazugehöri­gen „Goldmedail­le habe ich schon geträumt, als ich fünf Jahre alt war“, sagte er.

Der Triumph war jedoch auch das Werk des Trainers. Filip Jicha, der bereits als Spieler 2010 und 2012 mit Kiel die Champions League geholt hatte, feierte den größten Erfolg seiner noch jungen Trainerkar­riere. „Es fühlt sich unglaublic­h an, wir haben Geschichte geschriebe­n“, schwärmte der 38-Jährige.

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FOTO: DPA
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FOTO: DPA

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