Silvester dieses Jahr deutlich ruhiger
Corona beschert Deutschland und der Welt eine ungewöhnliche Silvesternacht
(lsw) - Die Silvesternacht ist im Südwesten deutlich ruhiger als in den vergangenen Jahren verlaufen. Die Polizeipräsidien im Land und mehrere Feuerwehren meldeten weniger Verletzungen und Brände durch Feuerwerkskörper. Zudem seien Verstöße gegen die Infektionsschutzmaßnahmen überschaubar gewesen. Vereinzelt lösten Polizisten private Feiern in Wohnungen auf. In der Corona-Verordnung des Landes war die Zahl der Menschen und Haushalte, die zusammen feiern durften, begrenzt.
(dpa/AFP) - Mitten in der CoronaPandemie ist Deutschland so beschaulich wie seit Jahrzehnten nicht mehr in ein neues Jahr gestartet. Viele Straßen blieben in der Neujahrsnacht leer, auch wenn es deutlich mehr Feuerwerk gab als zu erwarten gewesen war. Polizei und Rettungsdienste sprachen meist von ruhigen Lagen. Ein Silvesternachtsüberblick – vom Süden rund um die Welt.
In stellte die Polizei in der Silvesternacht mehr als 2750 Verstöße gegen die Corona-Verordnung fest. Davon waren unter anderem 1300 Verstöße gegen die Ausgangsbeschränkungen nach 20 Uhr, rund 550 Verstöße gegen die Maskenpflicht und 250 Verstöße gegen die Abstandsregeln, wie das Innenministerium am Freitag mitteilte. Im Vergleich zu früher verlief der Jahreswechsel nach Angaben der Polizeipräsidien deutlich ruhiger. Dennoch habe es vereinzelt Brände durch Feuerwerkskörper, blutige Streitigkeiten und Unfälle mit Betrunkenen gegeben. Innenminister Thomas Strobl (CDU) zog eine positive Bilanz: „Die Bevölkerung hat in der Silvesternacht die Regeln, die für den Infektionsschutz unbedingt notwendig sind, ganz überwiegend eingehalten“, sagte er laut Mitteilung. „Jeder einzelne Verstoß ist ein Zeichen von mangelnder Solidarität gegenüber der gesamten Gesellschaft und vor allem gegenüber denen, die sich an die Infektionsschutzmaßnahmen halten.“
In Stuttgart blieben die Verstöße überschaubar. Wenige Menschen hätten die Ausgangssperre missachtet. Im Einsatz waren die Beamten wegen zahlreicher Demonstrationen gegen die Corona-Politik der Bundesund der Landesregierung. Dabei hätten viele Teilnehmer Mindestabstände nicht eingehalten und keine Masken getragen, so dass die Polizei mehrere Veranstaltungen auflöste.
In verlief der Jahreswechsel meist friedlich. „Die Leute haben sich weitgehend an die ganzen Auflagen gehalten“, sagte Gordon Winkel vom Polizeipräsidium München am Freitag. Auch die Feuerwehr München sprach von einer vergleichsweise stillen Silvesternacht mit deutlich weniger Einsätzen als im Vorjahr.
Über den Jahreswechsel waren auf Bayerns Straßen mehr Polizistinnen und Polizisten unterwegs, um zu kontrollieren, ob sich die Feiernden an die Corona-Beschränkungen halten. 800 Einsatzkräfte der Bereitschaftspolizei
Baden-Württemberg Bayern
unterstützten die örtlichen Polizeiinspektionen. Zu fast 2900 Einsätzen rückte die bayerische Polizei von Silvesterabend bis Neujahrsmorgen aus – rund 400 mehr als im Vorjahr, was nach Angaben des Innenministeriums aber auf die verstärkten Kontrollen zurückzuführen ist. Rund 2000 Verstöße gegen das Infektionsschutzgesetz registrierten die Beamten.
Auch in der Hauptstadt war es überwigend ruhig: Kaum jemand verirrte sich in ans Brandenburger Tor, wo in den Vorjahren traditionell Hunderttausende die größte Silvesterparty des Landes feierten. Nun spielte dort unter anderem Jürgen Drews für die Liveübertragung der ZDF-Silvestershow – ohne Publikum. Allerdings musste die Polizei in Berlin, aber auch andernorts immer wieder kleinere Menschengruppen auflösen. Mehr als 80 Regelbrecher
Berlin
wurden vorübergehend festgehalten wegen Verstößen gegen das Infektionsschutzgesetz.
Trotz des
wurde in Deutschland teils kräftig geböllert, in Berlin etwa – nahe der Grenze zu Polen – knallte es ordentlich. „Man wundert sich über die Bestände, die manche Leute angeblich noch aus dem letzten Jahr hatten“, sagte im ebenfalls grenznahen Kaiserslautern ein Polizeisprecher. Der Verdacht liege nahe, dass sich einige Böller und Raketen übers Internet oder aus dem Ausland besorgten. Einen Angriff mit Böllern auf Einsatzkräfte gab es in Essen: Rund 30 junge Männer setzten Mülltonnen in Brand und bewarfen anrückende Feuerwehr und Polizei. Einen 16-Jährigen nahmen die Beamten fest. Auch in Dortmund wüteten Dutzende gegen Einsatzkräfte. Wo es zu Unfällen kam, wurde das zerstörerische
Feuerwerk Verkaufsverbots für
Potenzial der Feuerwerkskörper deutlich: In Berlin-Buckow ging ein rund 800 Quadratmeter großer Supermarkt in Flammen auf und stürzte teils ein. Laut Feuerwehr waren offenbar im hinteren Bereich des Markts Feuerwerkskörper gelagert worden, die explodierten und während der Löscharbeiten durch die Gegend flogen.
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) fordert ein vollständiges Böllerverbot für das Ende dieses Jahres. Zwar hätten sich die Feinstaubwerte und die Zahl der Verletzten dank der Verkaufsverbote im Vergleich zum Vorjahr stark reduziert, teilte die Umwelthilfe am Freitag mit. Die Luftbelastung sei aber vor allem dort immer noch deutlich zu hoch, wo keine konkreten Verbotszonen oder Ausgangssperren verhängt worden seien.
Auch in vielen anderen Ländern fielen die Silvesterfeiern wegen der Corona-Pandemie verhaltener aus als sonst. In und herrschten sogar nächtliche Ausgangssperren. Viele Partys und Feuerwerke wurden abgesagt, darunter in und In der australischen Metropole fand die Lichter-Show statt, aber kleiner und ohne Menschenmengen vor Ort. In der italienischen Stadt Bergamo, die bei der ersten CoronaWelle im Frühjahr besonders viele Tote zu verzeichnen hatte, gab es ein spezielles Event mit TV-Aufzeichnung, um das Coronavirus – oder besser das ganze Jahr 2020 – symbolisch zu verbrennen.
Es gab auch Verstöße gegen die Corona-Regeln: In trafen sich zum Jahreswechsel Tausende auf mehreren illegalen Großpartys getroffen. Bei einer Veranstaltung südlich der bretonischen Stadt Rennes waren etwa 2500 Menschen anwesend, wie die französische Nachrichtenagentur AFP unter Berufung auf das Département Ille-et-Vilaine am Freitag berichtete. Die Feiernden waren demnach auch aus anderen französischen Départements und sogar aus dem Ausland angereist.
In durfte legal gefeiert werden: Mit einer Reihe von Musikfestivals und Feuerwerksshows hat der Inselstaat im Südpazifik das neue Jahr begrüßt. Im Gegensatz zu vielen anderen Ländern wurden dort seit mehr als einem Monat keine lokalen Corona-Fälle mehr verzeichnet. Daher konnten die Veranstaltungen ohne Begrenzungen der Besucherzahl oder andere coronabedingte Einschränkungen stattfinden.
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