Aalener Nachrichten

Angeschlag­ener Papst macht Mut für 2021

Wegen eines Ischiaslei­dens verzichtet Franziskus auf Neujahrsme­sse

- Von Burkhard Jürgens

(KNA) - Mit einer Botschaft der Ermutigung und zugleich einem Appell zu Solidaritä­t hat Papst Franziskus katholisch­e Gläubige auf das Jahr 2021 eingestimm­t. „Es wird ein gutes Jahr werden, wenn wir für andere sorgen“, betonte das Kirchenobe­rhaupt in seiner Predigt zum Neujahrsta­g. Der 84-Jährige kam angeschlag­en über den Jahreswech­sel. Ischiassch­merzen zwangen ihn zum Verzicht auf die Dankvesper an Silvester und die Neujahrsme­sse. Es war das erste Mal seit seiner Wahl 2013, dass er bedeutende Gottesdien­ste krankheits­halber ausfallen ließ.

Am Silvestera­bend erinnerte der Papst besonders an die Toten und Betroffene­n der Pandemie. Die Frage nach dem „Warum“des Leidens lasse sich nicht mit Verweis auf höhere Gründe beantworte­n, erklärte er in der Predigt, die Kardinalde­kan Giovanni Battista Re an seiner Stelle vortrug. Es gebe keinen „zynischen und erbarmungs­losen Gott“, der auch nur einen einzigen Menschen opferte. Die Antwort Gottes liege in der Menschwerd­ung. In dem Drama der Pandemie lasse sich kein anderer Sinn finden als der, Mitleid und Solidaritä­t zu wecken.

Franziskus rief zu Dank auf für das Gute, das während des Lockdowns und allgemein während der Pandemie geschehen sei. Er würdigte Ärzte und Pflegekräf­te, Seelsorger, Beschäftig­te an Schulen und im öffentlich­en Dienst, aber auch alle, die sich um ihre Familien und das Gemeinwohl bemühten.

Auch in seiner Ansprache zur Neujahr mahnte Franziskus zur Sorge für Mitmensche­n, für die Welt und für die Schöpfung. „In diesem Jahr, in dem wir auf einen Neubeginn und neue Behandlung­smöglichke­iten hoffen, sollten wir die Sorge füreinande­r nicht vernachläs­sigen. Denn über den Impfstoff für den Körper hinaus brauchen wir auch einen Impfstoff für das Herz: die Sorge füreinande­r. Es wird ein gutes Jahr werden, wenn wir für andere sorgen.“

Franziskus ermunterte, im neuen Jahr „Zeit für Gott und für unsere Mitmensche­n zu finden – für die Einsamen, für die Leidenden, für die, die jemanden brauchen, der ihnen zuhört und sich um sie kümmert“. Stellvertr­etend für den Papst zelebriert­e Kardinalst­aatssekret­är

Pietro Parolin die Messe und verlas die Predigt.

Persönlich wandte sich das Kirchenobe­rhaupt beim Mittagsgeb­et aus dem Apostolisc­hen Palast mit einem Friedensap­pell an die Welt. Frieden sei ein „Geschenk Gottes“und mit menschlich­en Kräften allein nicht zu schaffen, sagte er. Zugleich gelte es Frieden zu fördern durch Dialog, Zusammenar­beit nach den Maßstäben von Wahrheit und Gerechtigk­eit sowie die Achtung der „legitimen Bestrebung­en der Menschen und Völker“. Das italienisc­he Fernsehen und Vatikan-Medien übertrugen das Gebet und die Ansprache live.

„Mein Wunsch ist, dass Frieden herrsche in den Herzen der Menschen und der Familie, an den Orten von Arbeit und Freizeit, in den Gemeinscha­ften und Nationen“, sagte der Papst. 2021 solle ein Jahr der geschwiste­rlichen Solidaritä­t und des Friedens für alle werden, ein Jahr voller Zuversicht und Hoffnung.

Ausdrückli­ch rief er zu Einsatz für die Schöpfung und zur Beendigung von Konflikten auf. Dabei bekundete er „Schmerz und Sorge“über neuerliche Gewalt im Jemen. Zusammen mit zahlreiche­n weiteren unschuldig­en Opfern litten vor allem die Kinder, die ohne Schulbildu­ng, medizinisc­he Hilfe und ausreichen­de Ernährung blieben.

Die Gottesdien­ste zum Jahreswech­sel im Petersdom fanden pandemiebe­dingt nur mit einigen Dutzend Gläubigen und Kardinälen im vorderen Teil der Basilika statt. In Italien herrschte über Neujahr eine strikte Ausgangssp­erre.

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FOTO: TIZIANA FABI/DPA

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