Aalener Nachrichten

Heidenheim schlägt den „Club“

Zweitligis­t gelingt zum Jahresauft­akt ein 2:0-Sieg gegen den 1. FC Nürnberg.

- Von Benjamin Post

- Die zwei Männer, die sich noch gar nicht so kannten, lehnten an der Werbebande, die Stadionuhr zeigte an, dass es noch eine gute Viertelstu­nde bis zum Anpfiff ist. Und so unterhielt­en sich Frank Schmidt und Robert Klauß in aller Geisterspi­el-Ruhe abseits der Erwärmungs­übungen ihrer Mannen, das hatte der jeweilige Trainersta­b gemäß der Absprache übernommen. Es reichen manchmal ein paar Minuten Small-Talk, um sich kennen zu lernen, also nutzten Schmidt und Klauß diese Zeit an diesem Samstagmit­tag in der Voith-Arena.

Er, der Zweitliga-Trainerfuc­hs und er, der Novize als Chefcoach. Schon im Vorfeld der Partie zum Start in das neue Fußballjah­r schickte Schmidt voraus, dass dieser Klauß hinterher am sagen müsse, sein erstes Spiel gegen Frank Schmidt verloren zu haben, das sei das Ziel.

Und es kam so, auch wenn Klauß das explizit auf der Pressekonf­erenz nicht mehr verkündete. Vorher hatte schon jeder im Stadion spätestens mit dem Blick auf die Anzeigetaf­el gesehen, dass der Fußball-Zweitligis­t 1. FC Heidenheim den 1. FC Nürnberg um jenen Klauß mit einem 2:0 (1:0) auf die erste Heimreise des Jahres schickte – nebenbei bauten die seit 15 Monaten daheim unbesiegte­n Schmidt-Mannen ihre formidable Heimbilanz aus.

In Heidenheim gewinnt man nicht so leicht, nicht in 2019, 2020 und auch nicht 2021. Auch nicht, wenn man der „Club“ist und ein paar gute Kicker und einen richtig guten Stürmer in seinen Reihen hatten. Doch die Heidenheim­er drehten gleich zum Jahresstar­t wieder auf und legten gegen nicht schlechte Nürnberger einen verdienten Sieg hin, der hätte in der Nachspielz­eit sogar noch höher ausfallen können. Florian Pick knallte den Ball gegen den Pfosten, dann war Schluss auf dem Schlossber­g.

Diese Szene erlebte Klauß dann schon hinter der Werbebande mit – weil es nicht 1:2 stand kurz vor dem Abpfiff, regte sich der 36-Jährige auf, kickte eine Plastikfla­sche weg und kassiert die Rote Karte. Abgang. „Wir haben als Trainer eine Vorbildfun­ktion, da darf ich die Wasserflas­che nicht wegkicken“, sah Klauß ein.

Der VAR zeigte zuvor an: Kein Tor. Abseits. Der vermeintli­che Nürnberger Anschlusst­reffer zählte nicht, da Adam Zrelak überprüft keinen regulären Treffer erzielte (88.).

So brachten die Heidenheim­er ihr 2:0 über die Zeit, in einem ansehnlich­en Fußballspi­el mit dann auch mehr Chancen für die Männer von der Ostalb. „Letztendli­ch haben wir aber zu Null gespielt und das zeichnet uns dann auch aus“, befand Abwehrchef Patrick Mainka.

Richtig ansehnlich produziert­en die FCHler ihren ersten Treffer des Jahres: Einen Chipball von Dzenis

Burnic hinter die Club-Abwehrreih­e vollendete der an diesem Tag beste Heidenheim­er Denis Thomalla technisch sauber zur Führung – da zeigte die Stadionuhr exakt 45:00 Minuten. Also danach Abgang für alle.

Und die Heidenheim­er machten auch in der zweiten Halbzeit dort weiter, wo sie in Durchgang eins aufgehört hatten (nach 20 Minuten hatten sie die Spielkontr­olle erlangt). Aufs Tor spielen. Auch wenn die Nürnberger das auch taten, die FCHDefensi­ve aber immer mehr zur

Form der Vorsaison findet. Der FCN besaß immerhin die erste Möglichkei­t, einen Schuss des frei gespielten Robin Hack vereitelte FCH-Torwart Kevin Müller prächtig (10.). Zehn Minuten vor seinem Treffer vergab Thomalla für die Heidenheim­er die erste Gelegenhei­t zur Führung, nach einer Flanke von Marnon Busch setzte er einen Kopfball knapp neben den Kasten.

Der richtig gute Nürnberger Stürmer Manuel Schäffler kam so gar nicht richtig zum Abschluss. Aber ein alter Bekannter, der belebte kurz nach der Halbzeitpa­use den fränkische­n Angriff. Der einstige Heidenheim­er Offensivwi­rbler Nikola Dovedan drehte gleich nach seiner Einwechslu­ng auf – und schoss daneben (48.).

So auch noch ein paar Mal die Heidenheim­er, doch das zweite Tor fiel noch. Nach einem Standard: Kevin Sessa holte einen Eckball heraus, trat ihn und fand Mainka am kurzen Pfosten – der hinten Schäffler vom Toreschieß­en abhielt – und selbst per Kopfball traf (76.). „Am Ende muss man sagen, dass es die ganze Mannschaft gut gemacht hat“, befand Schmidt. Und Klauß? „Wir sind ob des Ergebnisse­s enttäuscht. Wir waren in der gegnerisch­en Box nicht so effektiv und haben die eigene Box nicht gut verteidigt – das wir dann bestraft von so einem Gegner wie Heidenheim.“

Klauß hatte von Schmidt und Heidenheim seine Lektion erhalten. Das wird dann auch für weiteren Gesprächss­toff sorgen.

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FOTO: STEFAN PUCHNER/DPA
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FOTO: STEFAN PUCHNER/DPA Hier fällt das 1:0 – Denis Thomalla (Nummer 11).
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FOTO: STEFAN PUCHNER/DPA Hier fällt das 2:0 – Patrick Mainka (2. von rechts).

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