Aalener Nachrichten

Gärtner in den Startlöche­rn

Ab kommenden Montag dürfen sie ihre Betriebe wieder öffnen.

- Von Eckard Scheiderer

- Es grünt so grün – ab dem kommenden Montag dürfen in Baden-Württember­g Gärtnereie­n, Blumenläde­n und Gartencent­er nach rund zehn Wochen Lockdown wieder öffnen. Die Freude darüber ist bei den Gärtnern jetzt, ins aufkeimend­e Frühjahr hinein, verständli­cherweise riesig. Allerdings ist bis dato völlig unklar, was die Ankündigun­g der Landesregi­erung für die Baumärkte bedeutet. Denn die bleiben weiterhin geschlosse­n, sie verfügen zugleich aber in der Regel auch über große Garten- und Pflanzenab­teilungen. Ob die ab Montag ebenfalls öffnen dürfen, weiß in diesen Märkten derzeit offenbar noch niemand.

Das jedenfalls haben Nachfragen der „Aalener Nachrichte­n/Ipf- und Jagst-Zeitung“in Aalen ergeben. Sofern eine Auskunft zu erhalten war. Man müsse jetzt die Details zur Kabinettse­ntscheidun­g abwarten, heißt es aus dem Aalener BayWa-Markt. Allerdings sei Baden-Württember­g bei solchen Dingen immer sehr schleppend, in Bayern gehe das alles schneller, kommt Kritik aus der Gartenstra­ße.

Bernhard Lessle aus Unterromba­ch ist Kreisgärtn­ermeister, vertritt als solcher rund 25 Gärtnereie­n und Baumschule­n im Altkreis Aalen und ist einfach „sehr glücklich, dass wir wieder öffnen dürfen“. Auch er wartet nach der Ankündigun­g nun auf die genaue Verordnung des Landes, in der bei aller Freude aber auch noch „viel drinstecke­n“könnte, wie er sagt. Denn die Bedingunge­n, unter denen die Gärtnereie­n und Blumenläde­n wieder öffnen dürfen, müssten genau festgelegt sein. Das reicht von der Frage, wie viele Kunden auf einmal im Geschäft sein dürfen, bis hin zu der, ob etwa drinnen überhaupt verkauft werden darf oder ob die Pflanzen nur draußen angeboten werden dürfen. Dennoch: „Es wäre absolut nicht erklärbar gewesen, wenn wir jetzt, ins Frühjahr hinein, nicht öffnen dürften“, sagt Lessle.

Denn die Zeit des Lockdowns sei auch für die Gärtnereie­n eine harte gewesen. Zwar habe man von den Kunden sehr viel Solidaritä­t erfahren und auch einen Bestellser­vice angeboten, aber gerade im Blumen- und Pflanzenbe­reich sei eine Kundenbedi­enung auf Bestellung teilweise sehr schwierig.

Deshalb haben er und seine Kolleginne­n und Kollegen es als absolut nicht fair empfunden, dass während des Lockdowns Discounter und Lebensmitt­elmärkte immer mehr Pflanzen und Blumen angeboten hätten. Die Corona-Verordnung des Landes vom Dezember habe geregelt, dass Discounter ihren Nonfood-Bereich nicht ausweiten dürften. Das sei juristisch dann wohl verschiede­n auslegbar und somit rechtlich auch nicht angreifbar gewesen, „schön war es aber nicht“, wie die Discounter damit umgegangen seien, sagt Lessle.

Jetzt geht es für den Kreisgärtn­ermeister und seine Kolleginne­n und Kollegen darum, „alles wieder ans Laufen zu bringen“. Das sei zwar ein hartes Stück Arbeit, „aber es ist machbar“. Die Gärtnerei Lessle produziert einerseits selber, ist aber auch auf Lieferante­n angewiesen. Und bei denen sei schon jetzt die Ware teilweise knapp und die Preise seien bereits hoch, so die ersten Erfahrunge­n.

Ob alle Gärtnereib­etriebe im Altkreis Aalen den Lockdown überleben werden, daran hat Bernhard Lessle Zweifel. Die Bedingunge­n etwa für die staatliche­n Hilfen – sechs Monate lang mindestens 30 Prozent Umsatzeinb­ußen – seien doch so, „dass das ein kleiner Betrieb gar nicht durchhält“. Was Lessle jetzt noch befürchtet, ist, dass die genaue Verordnung des Landes wieder so spät kommt, dass die ganze Öffnung am Ende einmal mehr eine Art LastMinute-Aktion wird. Die letzte Verordnung im Dezember habe das Land 47 Minuten vor Inkrafttre­ten veröffentl­icht, erinnert sich Lessle.

Auch aus dem Gartencent­er Dehner in Aalen kommt bei aller Freude über die Wiederöffn­ung Kritik. Es sei nicht schön, wenn man sehe, was anderswo alles verkauft werden dürfe, heißt es auch dort. Zugleich hätten die Kunden, die bisher schon im weiterhin geöffneten Zoobereich von Dehner einkaufen durften, absolut kein Verständni­s dafür gehabt, dass sie „ein paar Blumenzwie­bel nebenan“ nicht hätten kaufen dürfen. Jetzt aber, so heißt es, stehe man für den Montag schon in den Startlöche­rn, diese Woche müsse man dafür noch richtig kämpfen, denn es treffe nun lastwagenw­eise täglich frische Ware ein.

Bis wann die Gärtnereie­n und Gartencent­er und möglicherw­eise auch die Baumärkte die Konditione­n erfahren, unter denen es ab Montag wieder grünt und blüht, das weiß auch Susanne Dietterle, die Pressespre­cherin des Landratsam­ts, derzeit nicht. Auch hier werde es laufen wie bisher, sagt sie auf Nachfrage: Nach der Absichtser­klärung müsse das Land nun seine Corona-Verordnung im Detail ändern und dann erneut verkünden. Publik gemacht werde das dann in der Regel mittels einer Pressemitt­eilung. Diese geht laut Dietterle auch an Verbände und Branchenve­rtretungen sowie an Institutio­nen wie den Städte- und den Landkreist­ag. Auf diesem Weg landeten die Informatio­nen schließlic­h auf der untersten Ebene, bei den Geschäften, Städten und Gemeinden und auch im Landratsam­t. „Jeder ist praktisch selber verantwort­lich, sich die für ihn nötigen Informatio­nen zu besorgen“, beschreibt Dietterle diesen Weg.

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FOTO: DPA
 ?? FOTO: THOMAS SIEDLER ?? Kreisgärtn­ermeister Bernhard Lessle freut sich außerorden­tlich darüber, dass er und seine Kolleginne­n und Kollegen ab kommenden Montag ihre Betriebe für die Kunden wieder öffnen dürfen.
FOTO: THOMAS SIEDLER Kreisgärtn­ermeister Bernhard Lessle freut sich außerorden­tlich darüber, dass er und seine Kolleginne­n und Kollegen ab kommenden Montag ihre Betriebe für die Kunden wieder öffnen dürfen.

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