Aalener Nachrichten

VfR: Wilde Minuten auf Kunstrasen

Mit der besten Saisonleis­tung erkämpft sich Aalen ein 3:3 gegen Haiger.

- Von Sebastian van Eeck

- „Vielleicht hat es doch bei dem einen oder anderen Klick gemacht“, meinte VfR-Trainer Roland Seitz nach dem 3:3 (2:0)-Spektakel im Nachholspi­el am Mittwochmi­ttag gegen den Tabellenzw­eiten TSV Steinbach Haiger. Gemeint hat er die Standpauke der Fans vor der Ostalb Arena nach der 1:3-Niederlage am Samstag gegen den SC Freiburg II. Es gehe eben dabei letztlich auch um Arbeitsplä­tze. Doch wer so spielt, wie gegen den mehr als ambitionie­rten, da finanzstar­ken TSV Steinbach Haiger, der sollte eigentlich mindestens in der Regionalli­ga bleiben.

Von Beginn war die Mannschaft um ihren Kapitän Daniel Bernhardt hellwach in der Partie. Es dauerte keine zwei Minuten bis Steffen Kienle die erste Gelegenhei­t vergab. Zugegeben aus spitzem Winkel schoss der Stürmer des VfR nach einem langen Ball von Gino Windmüller ans Außennetz. Es sollte mehr als ein Fingerzeig bleiben. Hier geht etwas für den VfR Aalen.

Doch da bleiben ja noch die bekannten individuel­len Fehler, die der Mannschaft von Trainer Seitz beinahe in jedem Spiel unterlaufe­n. „Da spreche ich mich auch nicht von Schuld frei“, sagte Mittelfeld­mann Daniel Stanese zur Situation vor dem ersten von drei Gegentoren an diesem Tage. Nach knapp acht Minuten verlor Nikita Marusenko das Leder im Mittelfeld leichtfert­ig und die Post ging ab. Kevin Lahn und Sascha Marquet spielten sich per Doppelpass schnell vor das Tor von Daniel Bernhardt. Dieser hatte gegen den Abschluss von Lahn keine Abwehrchan­ce

– 1:0. Wieder musste der Tabellen-15., bei dem Alessandro Abruscia aus privaten Gründen im Spieltagsk­ader fehlte, einem Rückstand nachlaufen. Steinbach Haiger, das nun besser wurde, hatte dennoch kein leichtes Spiel. „Wir haben über 90 Minuten eine gute Leistung geboten“, analysiert­e Seitz nachher treffend. Es dauerte allerdings bis zur 13. Minute, ehe Kienle Fernschuss für Gefahr sorgte. Nach einer Ecke von Marusenko war es schließlic­h Windmüller, der den Ball über das Gehäuse köpfte (16.).

Und der Tabellenzw­eite? Der war bemüht, aber ließ die Zielstrebi­gkeit im Spiel nach vorne vermissen. Die VfR-Abwehr um Marcel Appiah und Windmüller hatte leichtes Spiel, die Bälle des TSV zu verteidige­n. Bis eben zur 38. Minute, als der VfR den nächsten groben Fehler machte. Ein Freistoß von Marusenko flog dem VfR um die Ohren. „Hau ihn einfach rein und einer hält den Kopf ran und fertig“, sagte Seitz über die Szene vor dem 0:2 aus Aalener Sicht. Tat der Mann aus der Jugendabte­ilung von Hannover 96 nicht. Er legte flach und viel zu kurz quer auf Mohamed Morabet. Der konnte den Ball allerdings nicht erreichen und wieder marschiert­e der TSV auf Bernhardt zu. Die Absicherun­g mit Tim Grupp und Appiah zu wenig gegen drei Mann. „Die spielen es dann auch gut aus“, sagte Seitz über den Konter, den Ko Sawada zur 2:0-Führung für den Favoriten vollendete.

Es hätte gar noch schlimmer kommen können, doch Sören Eismann konnte die Gelegenhei­t auf das mögliche 3:0 nicht nutzen. In höchster Not spitzelte der VfR den Ball aus der

Gefahrenzo­ne (40.). So blieb es beim 2:0 für die Heimmannsc­haft auf dem Kunstrasen­platz in Herborn, einige Kilometer entfernt von Haiger, der eigentlich­en Heimat der Mannschaft um TSV-Trainer Adrian Alipour.

Auch der zweite Durchgang begann mit einer Aalener Aktion. Nach drei Minuten war es Appiah, der den Ball über das Gehäuse von TSV-Keeper Raphael Koczor drosch. Voraus ging der Chance ein Freistoß von Marusenko, dem Seitz abzüglich seiner beiden „unglücklic­hen“Aktionen ein ordentlich­es Spiel bescherte. Nach einem weiteren Standard war es Stanese, der den Ball in die Arme von Koczor bugsierte. Halbchance­n, mehr nicht. In der 61. Minute war es anders. Marusenko spielte sich bis an die Grundlinie durch, flankte nach innen und der Ball war im Netz. Der Kapitän des Zweiten, Benjamin Kirchhoff, drückte die scharfe Hereingabe unglücklic­h über die Linie.

Es sollte der Beginn verrückter Minuten werden. Nur zwei Minuten später stellte der VfR nämlich sogar auf 2:2. Nach einer Flanke von Morabet war Kienle per Kopf zur Stelle und traf. Eine Minute später marschiert­e dann Grupp in Richtung Tor der Steinbache­r und setzte das Leder letztlich knapp über den Kasten. Das nächste Tor fiel dann aber dennoch und zwar für Steinbach. In Minute 67 flankte Lahn zur Mitte und Marquet durfte einschiebe­n – 3:2 für Steinbach Haiger.

Wer nun dachte die Moral der Aalener wäre gebrochen, der täuschte sich. Denn Aalen hatte noch einem im Köcher und eben Kienle. Der Elchinger war nach einer Flanke von Leon Volz in Minute 72 zur Stelle und drückte den Ball im Fallen aus kurzer Distanz über die Linie – 3:3. Drei Tore gegen Steinbach Haiger, in der Fremde und zweimal zurückgeko­mmen. „Es war eine tolle Moral der Mannschaft“, sagte VfR-Geschäftsf­ührer Giuseppe Lepore und Stanese merkte an: „Wir müssen so weitermach­en. Auf diese Leistung und den Punktgewin­n können wir aufbauen.“

Der besagte Punkt wurde es, weil Christian März aus der Ferne nur den Querbalken traf (88.) und Bernhardt auch noch den letzten Eckball an diesem Tage der Gastgeber in der zweiten von drei Minuten Nachspielz­eit sicher entschärft­e. „RiesenResp­ekt an die Mannschaft. Das zeigt, dass wir ein Team sind“, sagte Doppelpack­er Kienle, der verletzt vorzeitig vom Felde musste. Die Schulter machte Probleme. „Ich denke, es ist nichts Schlimmere­s“, merkte er an. Für Bayern Alzenau am Samstag (14 Uhr) sollte es reichen. Der VfR würde ihn auch dort auf jeden Fall brauchen.

TSV Steinbach Haiger: Koczor Mihaljevic, Sawada (46. Bytyqi), Struiic, März, Hanke (66. Hoffmann), Marquet, Lahn (75. Bisanovic), Ilhan (66. Heinze), Kirchhoff, Eismann (75. Bichler).

VfR Aalen: Bernhardt - Sakai, Stanese (87. Rümmele), Grupp, Herrmann, Windmüller, Appiah, Morabet, Marusenko (71. Merk), Kienle (90. Knipfer), Volz. Tore: 1:0 Lahn (8.), 2:0 Sawada (38.), 2:1 Kirchhoff (61., ET), 2:2 Kienle (63.), 3:2 Marquet (67.), 3:3 Kienle (72.). Schiedsric­hter: Philipp Michels.

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FOTO: JOERG NIEBERGALL/EIBNER/IMAGO IMAGES
 ?? FOTO: JOERG NIEBERGALL/EIBNER-PRESSEFOTO/IMAGO IMAGES ?? Doppelpack­er Steffen Kienle (rechts) und der VfR erkämpften sich in Herborn ein Unentschie­den.
FOTO: JOERG NIEBERGALL/EIBNER-PRESSEFOTO/IMAGO IMAGES Doppelpack­er Steffen Kienle (rechts) und der VfR erkämpften sich in Herborn ein Unentschie­den.

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