Aalener Nachrichten

„Hoffen auf bessere Zeiten“

So versucht das OAG, sich während Corona neuen potenziell­en Schülern zu präsentier­en

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- Wie ist das OstalbGymn­asium bisher durch die Corona-Pandemie gekommen? Wie erfolgreic­h ist das Homeschool­ing-Angebot der Einrichtun­g? Und wie präsentier­t sich das OAG in Zeiten des Lockdowns potenziell­en neuen Schülern, die im Sommer die Grundschul­e verlassen werden? Redakteur Mark Masuch sprach darüber mit Schulleite­r Pascal Bizard und dessen Stellvertr­eter Gerhard Ott.

Corona, zwei Lockdowns inklusive Schulschli­eßungen, Hygienekon­zept und so weiter. Wie ist aktuell die Stimmung in der Lehrerscha­ft und wie sind Sie bisher durch die Pandemie gekommen? Bizard: Wir alle – Lehrerscha­ft, Schüler und Eltern – sitzen im selben „Corona-Boot“. Mich beeindruck­en die Durchhalte­kraft, Motivation und Zuversicht meiner Kollegen in diesen schwierige­n Zeiten. Man versucht allenthalb­en, mit Gelassenhe­it das Bestmöglic­he zustande zu bringen. Die Lehrkräfte sind mittlerwei­le einfach krisenerpr­obt, hoffen aber ohne Frage auf „bessere Zeiten“, in denen sie Engagement, didaktisch­e Methodenvi­elfalt und die soziale Beziehung zu ihren Schülern wie gewohnt entfalten können. Wir als OAG kommen von daher den Umständen entspreche­nd sehr gut durch diese Pandemie, ermutigen einander und halten einfach durch, um diese Corona-Krise vernünftig zu meistern.

Thema Homeschool­ing am OstalbGymn­asium: Erfolg oder Katastroph­e?

Bizard: Ich bewerte das Homeschool­ing bei uns im Ganzen als Erfolg mit leichten Einschränk­ungen: Technisch waren wir bereits vor dem ersten Lockdown im März 2020 insofern sehr gut aufgestell­t, als wir am OAG die Schulplatt­form IServ eingeführt haben – ein digitales System mit eigenen Servern an der Schule, über das wir mit unseren Schülern kommunizie­ren, Dateien jeder Art austausche­n, eine digitale Tafel nutzen, Stunden- und Vertretung­splan online einsehbar machen und Videokonfe­renzen abhalten können – das Ganze sicher, datenschut­zkonform und wahlweise auch als App auf dem Smartphone nutzbar. Wir haben das große Glück, dass wir Lehrkräfte an der Schule haben, die ich als IT-Spezialist­en bezeichnen kann. Sie haben unsere IT-Struktur und IServ frühzeitig und profession­ell etabliert und sind derart umtriebig und nachgefrag­t, dass sie sogar noch die anderen Schulen am Bildungsze­ntrum kooperativ bei Aufbau und Wartung ihrer IT-Struktur unterstütz­en konnten.

Unsere Lehrkräfte können von der Schule aus oder von ihrem Zuhause insofern auf verschiede­ne Arten in Kontakt zu den Schülern treten – und umgekehrt, können unterricht­en und Bildungsin­halte vermitteln. Unterricht lebt aber auch von der sozialen Interaktio­n, er ist dynamisch, flexibel, produktiv-lebhaft. Digitales Arbeiten an PC oder Smartphone oder das Erledigen schulische­r Aufgaben im häuslichen Zimmer ist eine ganz andere Art von Schule, die Lehrerwie Schülersch­aft gleicherma­ßen herausford­ert, anstrengen­d ist und ein hohes Maß an Disziplin erfordert, da zudem die Freunde und Klassenkam­eraden, der Austausch und der direkte Kontakt mit ihren Lehrern zurzeit nicht gegeben sind. Und schließlic­h darf nicht vergessen werden, dass nicht jede Familie ein Notebook oder einen PC für jedes Kind zur Verfügung stellen kann. Da wir uns dessen bewusst sind, können unsere Schüler sich ein IPad für das Homeschool­ing bei uns ausleihen. Am OAG gilt: Bildung darf an wirtschaft­lichen Bedingunge­n oder Nöten nicht scheitern.

Wie erhoffen Sie sich die weitere Entwicklun­g und was ist Ihr persönlich­er Lichtblick als Rektor? Bizard: Auf der einen Seite wünsche ich mir eine rasche Rückkehr zum Normalzust­and, in dem alle Klassenstu­fen wieder in Klassenstä­rke in die Schule kommen dürfen. Die Erfüllung dieses Wunsches aber ist untrennbar verknüpft mit dem Schutz aller Menschen, die in die Schule kommen, vor einer Corona-Infektion. Deswegen besteht meine Hoffnung darin, dass es die Inzidenzwe­rte zulassen, dass die Schulen wieder unter sicheren Verhältnis­sen geöffnet werden können. Mein persönlich­er Lichtblick fällt daher ganz bescheiden und banal aus: Wiederhers­tellung des Normalzust­ands vor Ausbruch der Pandemie so schnell, wie es medizinisc­h zu verantwort­en ist, damit der Schulallta­g wieder so vielfältig wie gewohnt ablaufen kann.

Vor einiger Zeit gab es eine Infoverans­taltung für interessie­rte Viertkläss­ler und Eltern, die online stattfand. Wurde die Aktion gut angenommen?

Bizard: Unserer Wahrnehmun­g nach bestand reges Interesse. Obwohl wir hier digitales Neuland betreten haben, war die Zahl der am OAG Interessie­rten ähnlich hoch wie bei einer Präsenzver­anstaltung. Auch wurden viele Fragen von Grundschül­ern und Eltern gestellt. Die Online-Quiz-Rallye, zu der man über unsere Homepage gelangt mit attraktive­n Preisen läuft im Übrigen noch bis zum 11. März.

Während des Livechats versichert­en Sie besorgten Eltern, dass kein Kind wegen der Pandemie schulisch abgehängt werde. Wie wollen Sie das bewerkstel­ligen?

Bizard: Die Sorge der Eltern, dass Kinder im September mit vermeintli­chen Lücken an der weiterführ­enden Schule beginnen, kennen und verstehen wir. Im Zuge der Umsetzung der Bildungspl­äne bleibt uns glückliche­rweise disponible Zeit, Unterricht­sinhalte, die wir grundsätzl­ich voraussetz­en können, zu wiederhole­n oder gegebenenf­alls nachzuhole­n. Daneben bietet das OAG ja verschiede­ne Bausteine an, Stofflücke­n aufzufülle­n: unser HLFProgram­m (Helfen-Lernen-Fördern), Hausaufgab­enbetreuun­g oder gezielter Förderunte­rricht in den Kernfächer­n. Eine spürbare Erleichter­ung wird es für alle auch durch den reduzierte­n Umfang der Lerninhalt­e geben. Wir werden also zunächst den Focus nur auf das Kerncurric­ulum legen und mit der dadurch gewonnenen Zeit Lücken an anderen Stellen schließen können.

Als Gymnasium bieten Sie verschiede­ne Profile an. Welche sind das und welche sind besonders beliebt?

Ott: In der Tat bieten die allgemein bildenden Gymnasien ab Klasse acht Profilfäch­er an; diese sind dann Hauptfäche­r mit entspreche­nder „Ausgleichs­stärke“. Bei uns werden Naturwisse­nschaft und Technik, Spanisch und ,Sport‘ angeboten – je nachdem, welche Stärken und Interessen der Schüler hat, kann hier der individuel­le Akzent gelegt werden. Zunächst – bei Einführung unseres neuen Profilfach­s Sport, das wir als einzige Schule in der Region anbieten – war hier das Interesse am größten. Mittlerwei­le verteilen sich die Schüler recht gleichmäßi­g auf die drei Profilfäch­er und uns werden aus allen drei Lerngruppe­n, die eine ideale Größe haben, tolle Ergebnisse rückgemeld­et.

Das Sportprofi­l bieten Sie seit 2018 an. Ist das nur etwas für echte Sportskano­nen?

Ott: Nein, das Profilfach Sport ist ein Unterricht­sfach für sportliche Schüler – so, wie das Lernen sprachbega­bten Schülern in sprachlich­en Fächern oder naturwisse­nschaftlic­h begabten Schülern in Physik, Chemie und Biologie leichter fällt. Aber ein Spitzenspo­rtler muss man nicht sein. Wer sich gern sportlich betätigt, einfach Freude und Spaß an der Bewegung mitbringt, ist im Sportprofi­l gut aufgehoben. Innerhalb des Sportprofi­ls lernt man dann verschiede­ne Mannschaft­s- und Individual­sportarten kennen und es gibt natürlich – im Gegensatz zum normalen Fach Sport – jede Woche Theorieunt­erricht. Insgesamt ist das Feedback aus den Profilgrup­pen sehr positiv, was natürlich auch an den gut ausgestatt­eten Sportstätt­en liegt, die am Ostalb-Gymnasium direkt im Gebäude oder in unmittelba­rer Nähe sind.

Vom 8. bis 11. März kann man sich für das kommende Schuljahr anmelden. Womit werben Sie für Ihre Einrichtun­g? Was kann das OAG ganz besonders gut?

Ott: Das Ostalb-Gymnasium ist ein mittelgroß­es Gymnasium im ländlichen Raum, wobei wir „ländlicher Raum“als Qualitätsm­erkmal verstehen. Bei uns lernen Kinder in relativ kleinen Klassen bei einem recht jungen, äußerst engagierte­n Lehrerkoll­egium in offen-freundlich­er Atmosphäre. Wir legen auf Bildung ebenso viel Wert wie auf außerschul­ische Aktivitäte­n, einen Austausch mit allen am Schulleben beteiligte­n Gremien und einen zugewandte­n sozialen Umgang miteinande­r. Und am OAG stehen die Bedürfniss­e der Schüler im Zentrum unserer Arbeit. Wir sehen uns als ehrliche, klar kommunizie­rende und zuverlässi­ge Schule, die fest in Bopfingen verwurzelt ist.

Gibt es ein Angebot an außerschul­ischen Aktivitäte­n?

Bizard: Ein Blick auf die Internetse­ite des Ostalb-Gymnasiums zeigt, dass unsere Schule ein attraktive­s und mit dem Unterricht eng vernetztes Programm an außerschul­ischen Aktivitäte­n bietet.

Die Klassenstu­fe fünf beginnt mit den beliebten Kennenlern­tagen in Dinkelsbüh­l, in Klasse sechs folgt dann mit dem Ski-Schullandh­eim der erste mehrtägige Aufenthalt im Ausland. In Klasse sieben gibt es die erste Sprachreis­e nach England, in Klasse neun besuchen die Schüler dann entweder Frankreich oder fahren im Rahmen des Lateinunte­rrichts nach Köln und Trier. In Klasse zehn bietet sich die Gelegenhei­t für einen Schüleraus­tausch mit Estland und in der Kursstufe eins findet dann die Studienfah­rt statt, die jedes Jahr unterschie­dliche Ziele im europäisch­en Umland ansteuert. Man weiß, dass Reisen teuer sind, und daher freut es uns in diesem Zusammenha­ng, dass unser Elternbeir­at, der OAG-Fördervere­in und die RichardSch­ieber-Stiftung unsere außerschul­ischen Aktivitäte­n finanziell großzügig unterstütz­en. Darüber hinaus gibt es am OstalbGymn­asium außerhalb des Unterricht­s eine Reihe von Aktivitäte­n, die man hier unbedingt nennen sollte, zum Beispiel Theater- und Musicalfah­rten, die Teilnahme an verschiede­nen Wettbewerb­en, eine große Zahl an attraktive­n Arbeitsgem­einschafte­n sowie verschiede­ne Lernund Förderange­bote.

Die Pandemie hält weiter an. Wie können interessie­rte Schüler und Eltern Ihre Einrichtun­g derzeit kennenlern­en?

Ott: Im Moment kann man sich online über unsere Schule ein Bild machen, indem man unsere Website besucht. Dort findet man auch den „Rundgang durchs OAG“. Nicht zuletzt stehen Schulleitu­ng, Lehrkräfte und Sekretaria­t per E-Mail oder telefonisc­h für Fragen gern zur Verfügung.

Realschule­n werben immer wieder damit, über ihre Schulform gelange man zum G9 – wie ist Ihre Ansicht dazu?

Bizard: Sechs Jahre Schulbildu­ng am Gymnasium sind ja nicht durch eine andere Schulart zu ersetzen. Am allgemein bildenden Gymnasium wird ab Klasse fünf acht Jahre lang auf das Abitur hingearbei­tet und unsere Schüler werden damit bestmöglic­h auf diesen Schulabsch­luss vorbereite­t. Wenn man annähme, sechs Jahre Realschulb­ildung, deren grundsätzl­iches Ziel die Vorbereitu­ng auf eine Berufsausb­ildung ist, und anschließe­nd drei Schuljahre am berufliche­n Gymnasium würden den achtjährig­en Bildungsga­ng am allgemein bildenden Gymnasium ersetzen, dann lässt man außer Acht, dass wir unsere Schüler von Beginn an durchweg zur Studierfäh­igkeit entwickeln. Das „E-Niveau“, also das erweitere Niveau, bietet eben nur das Gymnasium. Wenn ein Kind von der Grundschul­e das Gymnasium empfohlen bekommt, dann ist es am Gymnasium richtig, das heißt angemessen und seinen Fähigkeite­n entspreche­nd „zu Hause“. Wer in einer Sportmanns­chaft spielt, möchte weder immer der Schlechtes­te sein, der nie den Ball zugespielt bekommt, noch der Beste, der allein vorn spielt und auf die anderen warten muss. Überforder­ung des Kindes ist ganz sicher schlecht, aber Unterforde­rung eben auch.

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Schulleite­r Pascal Bizard wünscht sich die Wiederhers­tellung des Normalzust­ands vor Ausbruch der Pandemie.
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FOTOS: PRIVAT Stellvertr­eter Gerhard Ott versteht den Begriff „ländlicher Raum“als Qualitätsm­erkmal.

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