VfR: Entwickler gesucht
Von interessanten Kandidaten und guten Möglichkeiten für die Aalener.
- Da war er wieder, der Mann der nicht nur den Moonwalk kann, sondern auch Bundesligisten vor dem Abstieg retten. Wieso also nicht auch den VfR Aalen vor dem Absturz in die Oberliga bewahren?
Peter Neururer (65) entstieg dem schwarzen Porsche, der vor der Geschäftsstelle des VfR geparkt hatte. Das war schon am Sonntag zu sehen. Nun gut, die sozialen Medien bringen die tollsten Blüten hervor. Fotomontage macht`s möglich. Ein bisschen Spaß muss sein, vor allem im Abstiegskampf, das Leben ist manchmal schon oft hart genug.
Dass Feuerwehrmann Neururer seinen Dienst in Aalen antritt, scheint eher nicht vorstellbar (zudem hat er ja eigentlich im Vorjahr seine Trainerkarriere in Deutschland für beendet erklärt), auch wenn nichts unmöglich scheint bei dem Verein von der Ostalb. Doch der ExZweitligist und derzeitige Abstiegskandidat der Fußball-Regionalliga wird wohl ein paar Fächer tiefer ins Regal greifen bei der Trainerauswahl.
Und zudem braucht es am Rohrwang auch mal einen Entwickler mit Konzept statt einen Feuerwehrmann. Nachdem am Sonntag um 10.44 Uhr das Kommuniqué des VfR bei den Medien eingetroffen war, dass Cheftrainer Roland Seitz (56) seinen Dienst beenden muss in Aalen, ging es wie immer los: Spekulationen, Gerüchte – mal mehr, mal weniger realistisch. Es verging der
Sonntag, dann Tag eins, dann Tag zwei nach der zweijährigen SeitzAmtszeit.
Während die Interimslösung Petar Kosturkov seine Arbeit mit CoTrainer Christian Demirtas längst aufgenommen hat, läuft im Hintergrund die Suche nach einem neuen starken Mann an der Seitenlinie weiter. Ein Blick auf interessante Kandidaten und gute Möglichkeiten bei der spannenden Trainersuche:
Christian Preußer: Der Trainer des SC Freiburg II wäre ein Entwickler von Spielern und Mannschaften plus Erfolg im Liga-Alltag – aber erst ab Sommer frei weil er nach fünf Jahren eine neue Herausforderung sucht, nachdem er vielleicht mit dem Nachwuchs der Breisgauer den Aufstieg in die 3. Liga geschafft hat. Zudem ist fraglich, ob der 37-Jährige Berliner weiter nur einen Regionalligisten trainieren will. Christian Demirtas: An der Seite von Seitz war der 36-Jährige als CoTrainer der Experte für Videoanalyse und Athletik – wichtige Bereiche modernen Fußball. Wie man Spieler weiterentwickelt, hat er davor schon als Co beim FSV Mainz 05 mitgestaltet. Er hat beim VfR einen Vertrag bis 2022, steht also schon auf der Gehaltsliste. Sein Berater übrigens: Der Aalener Guido Walter.
Sandro Stuppia: Bei vielen im Verein ist der einstige U 19-Trainer des VfR und Co-Trainer in der 3. Liga (unter Argirios Giannikis) geschätzt. Der heute 33-Jährige ging nach dem Drittliga-Abstieg nach Frankfurt und ist dort derzeit U 17-Trainer der Eintracht vom Main. Sein Berater Arthur
Beck weilte am Samstag beim 1:0-Sieg des VfR gegen den VfB Stuttgart II im Stadion – aber Beck berät mit der Agentur AKA Global auch VfR-Innenverteidiger Oliver Oschkenat und VfB-Mann Marc Stein.
Martin Braun: Der 52 Jahre alte Trainer der Liga-Konkurrenten TSG Balingen hat seinen ehemaligen Verein bereits geärgert und verfügt zudem auch über Fähigkeiten als Sportlicher Leiter. Allerdings hat Braun einen gültigen Vertrag in Balingen und den erst jüngst um ein weiteres Jahr verlängert.
Christian Gmünder: Kein Unbekannter beim VfR, der über die CoTrainer Station beim Zweitligisten 1. FC Heidenheim mittlerweile beim SSV Ulm 1846 Fußball gelandet ist. Dort betreut der 41 Jahre alte Inhaber der A-Lizenz die U 19. Diese ist allerdings aufgrund der Corona-Pandemie in einer Zwangspause.
Benjamin Götz: Auch ein Mann mit VfR-DNA. Derzeit ist der 35-Jährige Trainer der U 19 von 1860 München. Für ihn gilt damit das Gleiche wie für Christian Gmünder.
Robert Lechleiter: Der Torminator, der den VfR einst bis in die 2. Bundesliga schoss, hatte unlängst betont gerne auch mal einen höherklassigen Verein zu trainieren. Derzeit ist Lechleiter Co-Trainer beim Drittligisten Unterhaching. Für den 40 Jahre alten Rosenheimer wäre es in Sachen Position also dennoch ein Aufstieg. Hans-Jürgen Boysen: Die Alternative Erfahrung. Zuletzt beim LigaAbstiegskonkurrenten SG Sonnenhof Großaspach auf der Trainerbank
aktiv, ist der 63-Jährige derzeit vereinslos und hat Berührungspunkte mit VfR-Geschäftsführer Guiseppe Lepore. Einst coachte er Wormatia Worms für zehn Spiele, bevor er auch dort in akuter Abstiegsnot wieder beurlaubt wurde. Lepore war in Worms einst Geschäftsführer.
Michael Schiele: Die nostalgische Variante, die wohl für Schiele keinen Sinn machen würde. Schließlich hat der 43-Jährige längst bewiesen, dass er in der 2. Liga oder mindestens der 3. Liga Trainer sein kann und will.
Rainer Scharinger: Und da wäre dann ja noch Scharinger, der irgendwie immer mal wieder in der Stadt genannt wird, wenn ein Trainer in Aalen gesucht wird. Der 54 Jahre alte gebürtige Karlsruher weckt bei den Fans womöglich Erinnerungen an vergangene Zeiten. Die Personalie dürfte allerdings dann wohl doch die unwahrscheinlichste aller genannten Varianten sein.
Wo immer in Profi-FußballDeutschland ein Trainerposten frei wird: Danach erhalten die Vereine eine Bewerbungsflut. Diese Kandidaten oder doch ein anderer – wer auch immer es sein wird, den der VfR verkündet um den Verein im 100-jährigen Jubiläumsjahr zunächst vor dem Sturz in die Fünftklassigkeit zu retten: Vielleicht steigt ein Tänzchen in der Ostalb Arena a la Peter Neururer einst im Bochumer Ruhrstadion als Nachahmung des Moonwalk von Michael Jackson – den führte er allerdings nach der sensationellen UEFACup-Qualifikation des VfL Bochum auf.