Bürgerdialog auf der LED-Wand
Das Filmkunstprojekt „Im Auge des Orkans“von Martina Ebel geht in die kreative Phase
- „Ich glaube und ich hoffe, dass Künstlerinnen und Künstler einen wertvollen Beitrag zum aktuellen Diskurs leisten können.“Martina Ebel, Initiatorin des Filmkunstprojekts „Im Auge des Orkans“, fasst kurz und knackig zusammen, was sich die Macher vom Projekt erhoffen. Das Procedere: Aalener Bürgerinnen und Bürger liefern Ideen, neun Künstlerinnen und Künstler machen daraus drei- bis fünfminütige Filme, die dann im Herbst über mehrere Wochen auf der LED-Wand der Kreissparkasse zu sehen sind.
Ein Bürgerprojekt also. Auch deshalb wird das Projekt vom Fonds Soziokultur unterstützt. Aber nicht nur das: Auch die Kreissparkasse, die katholische Betriebsseelsorge, UtopiAA, die Stabsstelle für Chancengleichheit und demografischen Wandel und nicht zuletzt das Kulturamt
der Stadt Aalen helfen. Das Thema, darauf legt Ebel wert, sei nicht Corona, sondern die Corona-Zeit und „was sie mit uns macht“. Oder, wie es Rolf Siedler von der Betriebsseelsorge formuliert: „Was Corona alles ans Licht bringt.“Ebel: „Alles, was die Bürger berührt, gerne auch mit Humor.“Bürger bringen Fragen, Gedanken, Ängste, Hoffnungen aus den vergangenen Wochen und Monaten ein, die die Künstler – neben Ebel sind das Jakob Arold, Andreas Böhm, Julius Eiberger, Anselm Forcht, Bruno Nagel, Silke Schwab, Ines Tartler und Andreas Welzenbach – im Dialog bearbeiten. „Der Bürger als Ideengeber, der Künstler als Auge“, fasst Ebel zusammen.
Und das ist auch das, was die Künstler an dem Projekt so reizt. „Wir leben ja in einer spannenden Zeit“, sagt zum Beispiel Silke Schwab vom Aalener Künstlerkollektiv, „schließlich isolieren wir uns auch selbst.“Sie hofft, dass sich die Faszination im Lauf der Zusammenarbeit multipliziert, Jojo-Effekte entstehen und das Projekt zum Gespräch an der benachbarten Bushaltestelle, im besten Fall zum Stadtgespräch wird. Ines Tartler freut sich darauf, „Ideen sichtbar zu machen, die jemand anders vielleicht nicht greifen kann“.
Und für Jakob Arold vom Kollektiv K. – die beiden Aalener Künstlervereinigungen arbeiten erstmals zusammen – ist es schlicht „Neuland“. Er hat zwar Erfahrungen mit Filmvertonungen, mit bewegten Bildern selbst hatte er aber bisher wenig zu tun. Anders Martina Ebel. Sie hat sich an der Kunsthochschule Hamburg ausgiebig mit Filmen beschäftigt. Seit Monaten arbeitet sie an dem Projekt, vor einem halben Jahr wurde der Projektantrag gestellt. An Weihnachten kam die Zusage. 20 Prozent der Kosten muss der Projektmacher als Eigenmittel – Spenden
oder Sponsoren – selbst aufbringen. Bei zahlreichen Unterstützern rannte sie offene Türen ein. Nach gut einer Woche waren die Eigenmittel beisammen.
Und wie entstand der Projektname „Im Auge des Orkans“? In Corona-Zeiten sei einfach viel Gewirbel um einen rum, sagt Martina Ebel, „das Leben wurde ordentlich durcheinander gewirbelt, gleichzeitig ist man ja selbst wie eingefroren – eben im Auge des Orkans.“
Eins ist auf jeden Fall sicher bei diesem Projekt, das unter der Leitung von Daniela Mühlbäck steht: Trotz aller Corona-Widrigkeiten: Berührungsängste – natürlich im übertragenen Sinn – sollten die Teilnehmer nicht haben.