Auf Erdogans Katzensofa
Den EU-Ratspräsidenten Charles Michel plagt ein schlechtes Gewissen. Anlass für die Plage ist der Türkei-Besuch, den Michel gemeinsam mit der EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in der vergangenen Woche absolviert hat. Genauer: Michel nahm neben dem türkischen Präsidenten Erdogan in einem Sessel Platz, während von der Leyen einen Katzentisch respektive ein Katzensofa in relativ weiter Entfernung zugewiesen bekam. Und Michel? Der sagte zu dieser Brüskierung kein Wort. Das reut ihn inzwischen: „Wenn es möglich wäre, würde ich zurückreisen und die Sache reparieren“, verriet er nun. Wir stellen uns die angedachte Reparatur so vor, dass Michel den Erdogan am Kragen packen und ihn aufs Sofa befördern würde, um dann die EU-Uschi an der Hand zu nehmen und sie zum Erdoganschen Sessel zu geleiten. Oder so ähnlich.
Ein uns persönlich bekannter Oberstudienrat a. D., der fast alles weiß, sieht die Angelegenheit freilich in ganz anderem Licht. Die EUUschi sei selber schuld an der rüden Behandlung. Was, so der Pädagoge, musste die Dame auch mit ihrer Löwenmähne bei Erdogan eintreten, ohne dass sie vorher den Kopf in ein Tuch gewickelt hatte? Es sei doch allseits bekannt, dass Erdogan allenfalls Frauen mit eingewickelten Köpfen zu schätzen wisse. Außerdem: Möglicherweise habe sie dem Sultan die Hand zur Begrüßung reichen wollen, obwohl Islamisten solche Berührungen mit Frauen ja grundsätzlich ablehnen. Fazit des Oberstudienrats a. D.: Hätte sich die EU-Uschi an die elementarsten Benimmregeln gehalten, wäre nichts passiert.