Klima-Forum Ostalb findet online statt
Der Schwerpunkt liegt auf dem Ausbau der erneuerbaren Energien
(gk) - Am Montagabend haben der EuroPoint Ostalb und das EKO – EnergiekompetenzOstalb e. V. das 12. Klima-Forum Ostalb veranstaltet, coronabedingt als Online-Konferenz. Rund 300 Interessierte haben daran teilgenommen.
Landrat Joachim Bläse umriss zu Beginn das aktuelle Thema, die erneuerbaren Energien (EE), die in diesem Jahr im Fokus stehen. Bekanntlich hat das Europaparlament im Herbst 2020 das europäische Klimaziel für 2030 erheblich verschärft und strebt nun eine Verringerung des Ausstoßes von Treibhausgasen gegenüber 1990 um 60 Prozent an. Im
Jahr 2050 soll Europa klimaneutral sein. Diese Ziele, so Bläse, stellen sowohl die wirtschaftlichen und politischen Akteure bis hinunter auf die kommunale Ebene, als auch jeden einzelnen Bürger vor enorme Herausforderungen.
Joachim Nitsch, Energieexperte und ehemaliger Mitarbeiter am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt, erläuterte den Forumsteilnehmern anhand zahlreicher Diagramme, wie der Anteil der EE in den nächsten Jahren steigen muss, um den Ausstieg aus Kernenergie und Kohle kompensieren zu können. So prognostiziert er, dass der Anteil der
Photovoltaik (PV) in Baden - Württemberg von 11 500 Megawatt (MW) im Jahr 2025 über 15 300 MW im Jahr 2030 auf 27 000 MW im Jahr 2050 ansteigen muss, um das Szenario „Baden-Württemberg plus“zu erreichen, das heißt, die Erderwärmung auf zwei Grad Celsius zu begrenzen.
Um die Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen, wie im Pariser Klimaschutzabkommen gefordert, müsste der Ausbau der EE allerdings noch stärker forciert werden. Professor Martina Hofmann, die an der Aalener Hochschule den Lehrstuhl für EE innehat, informierte anschließend darüber, warum die Energiewende
aktuell auch in Baden-Württemberg ins Stocken geraten ist.
Die Gründe dafür seien vielfältig, so Hofmann. So fehlten zum Beispiel für kleine und mittlere Unternehmen kompetente Berater zur Energieeinsparung in Gebäuden. Die Einbeziehung breiterer Bevölkerungsschichten in den verstärkten Ausbau der PV werde unter anderem dadurch ausgebremst, dass in Deutschland weniger als 50 Prozent der Bürger eine eigene Immobilie besitzen. Viele dieser Besitzer sind entweder relativ hoch verschuldet oder so alt, dass sie der Zeitraum bis zu einer Amortisierung (15 Jahre) von einer Investition in PV abhält. Die Fragen der Teilnehmer nach den beiden Vorträgen beschäftigten sich unter anderem mit der Diskrepanz zwischen den Ankündigungen und dem tatsächlichen Handeln der Politiker. So wollte ein Teilnehmer wissen, warum man beim neuen Verwaltungsgebäude des Ostalbkreises so viele Parkplätze plane und warum man die B29 ausbaue, wenn doch der Individualverkehr zum Erreichen der Klimaziele reduziert werden solle. Individueller Verkehr und Güterverkehr werde auch in den nächsten Jahren stattfinden, antwortete Landrat Bläse. Also brauche man nach wie vor Parkplätze und eine leistungsfähige B29.