Aalener Nachrichten

Zwei von der Ostalb reden mit

Klaus Pavel und Bennet Müller sind bei den Koalitions­gesprächen zwischen Grünen und CDU in Stuttgart dabei

- Von Alexander Gässler

Die Koalitions­verhandlun­gen in Stuttgart haben begonnen. Wenn Schwarze und Grüne ein neues Regierungs­bündnis schmieden, hat die Ostalb ein Wörtchen mitzureden. Am Verhandlun­gstisch sitzt unter anderem Landrat a. D. Klaus Pavel für die CDU. Bennet Müller, Regierungs­rat im Stuttgarte­r Staatsmini­sterium und Aalener Landtagska­ndidat 2016, vertritt die Grünen. Die „Ipf- und Jagst-Zeitung/Aalener Nachrichte­n“haben mit beiden gesprochen.

Die grüne Nachwuchsh­offnung aus Aalen

Bennet Müller ist erst 31. Einer, der seine politische Karriere noch vor sich hat. Aber: Er hat für sein Alter viel Erfahrung. Schließlic­h war er schon bei den Koalitions­verhandlun­gen 2016 dabei. Nur hat das kaum einer gewusst, weil die Namen der Teilnehmer damals nicht öffentlich gemacht worden sind.

Müller ist in der Arbeitsgru­ppe 6 für Inneres, Justiz, Verfassung, Kommunen. Sie befasst sich unter anderem mit Wahlrechts­fragen und der Reform des baden-württember­gischen Wahlrechts. Das sei eine sehr wichtige Arbeitsgru­ppe, findet Müller, weil es um originäre Politikber­eiche gehe, in denen das Land zuständig sei.

Müller hat den Ministerpr­äsidenten zuletzt weniger zu Gesicht bekommen. Der Jurist und Regierungs­rat, der immer noch in Aalen wohnt und nach Stuttgart pendelt, hat viel im Homeoffice gearbeitet, wie er erzählt. Für die Koalitions­verhandlun­gen wird er öfter in Stuttgart sein. Auf seiner Seite des Verhandlun­gstischs sitzen übrigens einige prominente Grünenpoli­tiker – etwa der Landesvors­itzende Oliver Hildenbran­d und die Bundestags­abgeordnet­e Agnieszka Brugger.

„Gut im Bilde“ist Müller im Fall der Aalener OB-Wahl. Er liest die Tageszeitu­ngen „mit großem Interesse“und macht keinen Hehl aus seinem Bedauern, dass die CDU-Stadträtin Inge Birkhold nicht antritt. Müller selbst tritt auch nicht an. Es hat ihm geschmeich­elt, dass sein Name ins Spiel gebracht worden ist und er hat auch überlegt, wie er sagt. Aber: „Ich sehe meine Zukunft derzeit in der Landespoli­tik.“

Freilich will Müller nicht ausschließ­en, dass das in acht oder 16 Jahren womöglich wieder anders aussieht. Aber mit 31 habe er noch Zeit und müsse nichts überstürze­n, sagt der Fachsenfel­der und hofft auf einen Wettbewerb, damit die Aalener am 4. Juli eine Auswahl mit zwei, drei guten OB-Kandidaten haben.

So wie bei der Bundestags­wahl im September. Müller ist sicher, dass die grüne Spitzenkan­didatin Annalena Baerbock einen „guten Kontrast“setzt zu „den Herren der CDU und SPD, die schon ein paar Jahre auf dem Buckel haben“. Müller hat ihr jedenfalls die Daumen gedrückt, dass sie von der Partei nominiert wird, weil sie nach seinen Worten fit in den Themen und erfrischen­d in ihrer Art ist.

Auf die Koalitions­verhandlun­gen freut er sich jedenfalls. Und er ist zuversicht­lich, „dass wir eine gute Koalition zustande bringen werden“.

Der Ellwangen-Botschafte­r mit einer Menge Erfahrung

Klaus Pavel ist 67. Und ein „alter Hase“im politische­n Geschäft. Für ihn haben die Koalitions­verhandlun­gen schon begonnen. Er habe seit vergangene­r Woche viele Gespräche geführt, erzählt er. Die seien sehr konstrukti­v gewesen. Er sei sehr zufrieden.

Auf der Ostalb weiß jeder: Bei Pavel

ist das Glas immer halb voll. Er ist ein unverbesse­rlicher Optimist. War das vielleicht der Grund, weshalb er an den Koalitions­verhandlun­gen teilnehmen darf – als einziger Landrat a.D.? Pavel weiß es nicht. Es habe eine Anfrage der Partei gegeben, erzählt er. Er hat darüber nachgedach­t und kam zum Schluss: „Das könnte ich mir vorstellen“.

Als Landrat hat sich Pavel stets für geflüchtet­e Menschen eingesetzt. Und ganz besonders für die Landeserst­aufnahmeei­nrichtung in Ellwangen. Am Ende seiner Amtszeit hat ihn Innenminis­ter Thomas Strobl (CDU) als Vorsitzend­en der Härtefallk­ommission berufen. Die kann Menschen, die das Land aufgrund des Aufenthalt­sgesetzes eigentlich verlassen müssen, aus dringenden humanitäre­n oder persönlich­en Gründen doch noch zu einem Bleiberech­t verhelfen

Pavel ist nach wie vor Vorsitzend­er der Härtefallk­ommission. Und das hat, wie er vermutet, eine Rolle gespielt, dass er für seine Partei an den Koalitions­verhandlun­gen in der Arbeitsgru­ppe Gesellscha­ft und Integratio­n teilnimmt. Was er dazu beitragen kann? „Die praktische Seite“, antwortet Pavel. Die könne er zur Genüge beleuchten

Sein anderes Ehrenamt als Botschafte­r der Landesgart­enschau 2026 in Ellwangen muss solange etwas zurücksteh­en. Aber: „Der OB weiß, wenn er mich braucht, genügt ein Anruf – und ich bin da.“Dieses Ehrenamt ist für Pavel „eine ganz wichtige Verpflicht­ung“.

„Ganz schlecht“und „nicht sonderlich klug“findet Pavel übrigens, wie sich die Spitzen von CDU und CSU in der Frage der Kanzlerkan­didatur verhalten haben. Er selbst war für Armin Laschet. Weil der CDUParteiv­orsitzende integriere­n und zusammenfü­hren könne.

Darauf kommt es vermutlich auch bei den Koalitions­verhandlun­gen an. Nach draußen dringen soll nichts. Über die Inhalte wurde strengstes Stillschwe­igen vereinbart, wie Pavel sagt.

Den Vorsitz in seiner Arbeitsgru­ppe hat übrigens die Integratio­nsbeauftra­gte der CDU/CSU-Bundestags­fraktion Nina Warken. Pavel gegenüber sitzt Sozialmini­ster Manfred Lucha. Den kennt er schon lange, wie er sagt. Und den Landesvors­itzenden Oliver Hildenbran­d, der auch in dieser Arbeitsgru­ppe dabei ist, lernt er jetzt kennen. Oder der Grüne eben Pavel, den „alten Hasen“und Praktiker von der Ostalb.

 ?? ARCHIVFOTO­S: THOMAS SIEDLER ?? Sie schmieden an der Neuauflage der grün-schwarzen Koalition in Stuttgart: Landrat a. D. Klaus Pavel für die CDU (links) und Bennet Müller von den Grünen (rechts, mit Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n im Landtagswa­hlkampf 2016. Heute arbeitet er für ihn).
ARCHIVFOTO­S: THOMAS SIEDLER Sie schmieden an der Neuauflage der grün-schwarzen Koalition in Stuttgart: Landrat a. D. Klaus Pavel für die CDU (links) und Bennet Müller von den Grünen (rechts, mit Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n im Landtagswa­hlkampf 2016. Heute arbeitet er für ihn).
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