Zwei von der Ostalb reden mit
Klaus Pavel und Bennet Müller sind bei den Koalitionsgesprächen zwischen Grünen und CDU in Stuttgart dabei
Die Koalitionsverhandlungen in Stuttgart haben begonnen. Wenn Schwarze und Grüne ein neues Regierungsbündnis schmieden, hat die Ostalb ein Wörtchen mitzureden. Am Verhandlungstisch sitzt unter anderem Landrat a. D. Klaus Pavel für die CDU. Bennet Müller, Regierungsrat im Stuttgarter Staatsministerium und Aalener Landtagskandidat 2016, vertritt die Grünen. Die „Ipf- und Jagst-Zeitung/Aalener Nachrichten“haben mit beiden gesprochen.
Die grüne Nachwuchshoffnung aus Aalen
Bennet Müller ist erst 31. Einer, der seine politische Karriere noch vor sich hat. Aber: Er hat für sein Alter viel Erfahrung. Schließlich war er schon bei den Koalitionsverhandlungen 2016 dabei. Nur hat das kaum einer gewusst, weil die Namen der Teilnehmer damals nicht öffentlich gemacht worden sind.
Müller ist in der Arbeitsgruppe 6 für Inneres, Justiz, Verfassung, Kommunen. Sie befasst sich unter anderem mit Wahlrechtsfragen und der Reform des baden-württembergischen Wahlrechts. Das sei eine sehr wichtige Arbeitsgruppe, findet Müller, weil es um originäre Politikbereiche gehe, in denen das Land zuständig sei.
Müller hat den Ministerpräsidenten zuletzt weniger zu Gesicht bekommen. Der Jurist und Regierungsrat, der immer noch in Aalen wohnt und nach Stuttgart pendelt, hat viel im Homeoffice gearbeitet, wie er erzählt. Für die Koalitionsverhandlungen wird er öfter in Stuttgart sein. Auf seiner Seite des Verhandlungstischs sitzen übrigens einige prominente Grünenpolitiker – etwa der Landesvorsitzende Oliver Hildenbrand und die Bundestagsabgeordnete Agnieszka Brugger.
„Gut im Bilde“ist Müller im Fall der Aalener OB-Wahl. Er liest die Tageszeitungen „mit großem Interesse“und macht keinen Hehl aus seinem Bedauern, dass die CDU-Stadträtin Inge Birkhold nicht antritt. Müller selbst tritt auch nicht an. Es hat ihm geschmeichelt, dass sein Name ins Spiel gebracht worden ist und er hat auch überlegt, wie er sagt. Aber: „Ich sehe meine Zukunft derzeit in der Landespolitik.“
Freilich will Müller nicht ausschließen, dass das in acht oder 16 Jahren womöglich wieder anders aussieht. Aber mit 31 habe er noch Zeit und müsse nichts überstürzen, sagt der Fachsenfelder und hofft auf einen Wettbewerb, damit die Aalener am 4. Juli eine Auswahl mit zwei, drei guten OB-Kandidaten haben.
So wie bei der Bundestagswahl im September. Müller ist sicher, dass die grüne Spitzenkandidatin Annalena Baerbock einen „guten Kontrast“setzt zu „den Herren der CDU und SPD, die schon ein paar Jahre auf dem Buckel haben“. Müller hat ihr jedenfalls die Daumen gedrückt, dass sie von der Partei nominiert wird, weil sie nach seinen Worten fit in den Themen und erfrischend in ihrer Art ist.
Auf die Koalitionsverhandlungen freut er sich jedenfalls. Und er ist zuversichtlich, „dass wir eine gute Koalition zustande bringen werden“.
Der Ellwangen-Botschafter mit einer Menge Erfahrung
Klaus Pavel ist 67. Und ein „alter Hase“im politischen Geschäft. Für ihn haben die Koalitionsverhandlungen schon begonnen. Er habe seit vergangener Woche viele Gespräche geführt, erzählt er. Die seien sehr konstruktiv gewesen. Er sei sehr zufrieden.
Auf der Ostalb weiß jeder: Bei Pavel
ist das Glas immer halb voll. Er ist ein unverbesserlicher Optimist. War das vielleicht der Grund, weshalb er an den Koalitionsverhandlungen teilnehmen darf – als einziger Landrat a.D.? Pavel weiß es nicht. Es habe eine Anfrage der Partei gegeben, erzählt er. Er hat darüber nachgedacht und kam zum Schluss: „Das könnte ich mir vorstellen“.
Als Landrat hat sich Pavel stets für geflüchtete Menschen eingesetzt. Und ganz besonders für die Landeserstaufnahmeeinrichtung in Ellwangen. Am Ende seiner Amtszeit hat ihn Innenminister Thomas Strobl (CDU) als Vorsitzenden der Härtefallkommission berufen. Die kann Menschen, die das Land aufgrund des Aufenthaltsgesetzes eigentlich verlassen müssen, aus dringenden humanitären oder persönlichen Gründen doch noch zu einem Bleiberecht verhelfen
Pavel ist nach wie vor Vorsitzender der Härtefallkommission. Und das hat, wie er vermutet, eine Rolle gespielt, dass er für seine Partei an den Koalitionsverhandlungen in der Arbeitsgruppe Gesellschaft und Integration teilnimmt. Was er dazu beitragen kann? „Die praktische Seite“, antwortet Pavel. Die könne er zur Genüge beleuchten
Sein anderes Ehrenamt als Botschafter der Landesgartenschau 2026 in Ellwangen muss solange etwas zurückstehen. Aber: „Der OB weiß, wenn er mich braucht, genügt ein Anruf – und ich bin da.“Dieses Ehrenamt ist für Pavel „eine ganz wichtige Verpflichtung“.
„Ganz schlecht“und „nicht sonderlich klug“findet Pavel übrigens, wie sich die Spitzen von CDU und CSU in der Frage der Kanzlerkandidatur verhalten haben. Er selbst war für Armin Laschet. Weil der CDUParteivorsitzende integrieren und zusammenführen könne.
Darauf kommt es vermutlich auch bei den Koalitionsverhandlungen an. Nach draußen dringen soll nichts. Über die Inhalte wurde strengstes Stillschweigen vereinbart, wie Pavel sagt.
Den Vorsitz in seiner Arbeitsgruppe hat übrigens die Integrationsbeauftragte der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Nina Warken. Pavel gegenüber sitzt Sozialminister Manfred Lucha. Den kennt er schon lange, wie er sagt. Und den Landesvorsitzenden Oliver Hildenbrand, der auch in dieser Arbeitsgruppe dabei ist, lernt er jetzt kennen. Oder der Grüne eben Pavel, den „alten Hasen“und Praktiker von der Ostalb.