Gemeinderäte lehnen „Ensle-Mauer“ab
Josef Kowatsch: Mehrheit ist für einen naturnahen Ausbau des Schlierbachs
HÜTTLINGEN-NIEDERALFINGEN In der Diskussion um den Hochwasserschutz in Niederalfingen gibt es weiter Unmut. Wie berichtet liegen der Gemeinde und dem Landratsamt mehrere Einsprüche gegen den Bau einer Mauer beim Naturerlebnisbad vor. Gemeinderäte und Anwohner legen jetzt nach mit ihrer Kritik an Bürgermeister Günter Ensle.
Josef Kowatsch, der für die Bürgerliste im Hüttlinger Gemeinderat sitzt, widerspricht der Darstellung von Bürgermeister Ensle, das Gremium habe einstimmig für das Planfeststellungsverfahren zu der Mauer gestimmt. Die mit circa 1,38 Meter Höhe und 80 bis 90 Zentimeter Breite auf einer Länge von 70 Metern geplante Mauer sei von der Mehrheit der Gemeinderäte nie gewollt gewesen: „Der Gemeinderat hat nie für diese Mauer in der jetzigen Ausführung gestimmt. Es handelt sich ausschließlich um eine Ensle-Mauer, die der Bürgermeister gegen unseren mehrheitlichen Gemeinderatswillen im Alleingang ins Planfeststellungsverfahren geschickt hat“, so teilt Kowatsch mit. Es sei, anders als von Ensle behauptet, kein „Mäuerle“, sondern eine „ausgemachte Berliner Mauer“mit Fundamenten aus über einem Meter Beton in die Tiefe.
„Die überdimensionierte Mauer schützt elf Anwohner und lenkt das Wasser in die doppelte Anzahl der Häuser im Mittel- und Unterlauf “, so Kowatsch weiter. Auch der Niederalfinger Anton Hügler hat dies, wie in unserem Bericht dargelegt, deutlich kritisiert.
Hügler widerspricht außerdem der Aussage von Ensle, die Naturschutzbehörde des Landkreises habe jede Maßnahme im Bachbett, das in einem FFH-Gebiet, also einem Schutzgebiet, liegt, grundsätzlich abgelehnt. Hier geht es um mögliche Engstellen im hinteren Bereich des Schlierbachs, um das Wasser zurückzustauen und nicht bis nach Niederalfingen schießen zu lassen.
Auch Kowatsch widerspricht hier der Darstellung Ensles: Hinter dem Freibad im FFH-Gebiet seien zwar keine Mauern erlaubt, „aber die Verkleinerung der Durchgänge und eine Aufstauung vor den Durchlässen ist machbar“. Das sei von der unteren Naturschutzbehörde und über den Landtagsabgeordneten Winfried Mack vom Umweltministerium Stuttgart bestätigt. Die Behörde habe selbst vor Ort angeregt, „im Falle eines verengten Nachtwächterdurchlasses, den Überlauf im alten renaturierten Bachbett zu gestalten.“Die entsprechende FFH-Vorschrift laute: „Es darf nicht ins Bachbett eingegriffen werden.“Wie dem Schreiben von Kowatsch zu entnehmen ist, wird auch ein „naturnaher Ausbau“des Bachs, außerhalb des Schutzgebiets, also im vorderen Teil, in Erwägung gezogen: „Allein zwölf der 16 Gemeinderäte haben im November letzten Jahres die Anregungen und Planskizzen des Gemeinderats,Joachim Grimm zum naturnahen Ausbau an der Engstelle Freibad mitunterzeichnet.“Die überwiegende Mehrheit der Niederalfinger Bürger und des Gemeinderats wünschten sich einen „naturnahen Ausbau an der Stelle knapp außerhalb des FFH-Gebiets, eventuell kombiniert mit einem Mäuerchen als Unterstützung.“Diese Lösung koste weniger, bringe Ökopunkte und diene dem Umwelt- und Naturschutz. Ein gutes Beispiel dafür sei die Renaturierung des Hirschbachs in Aalen. In seinen Ausführungen spart Kowatsch nicht mit Kritik an Bürgermeister Ensle: „Seit 2019 hat Bürgermeister Ensle diesen Mehrheitswillen der Bevölkerung und des Gemeinderates immer wieder ausgehebelt. Er allein ist der Hauptschuldige an den stetigen Verzögerungen, nicht wir vom Gemeinderat.“