Aalener Nachrichten

Wie das Schönbornh­aus durch die Pandemie kommt

Heimleiter Jörg Pöhler berichtet im Stiftungsa­usschuss – Erst 40 Prozent der Mitarbeite­r sind geimpft

- Von Alexander Gässler

- Die Impfquote der Mitarbeite­r hat noch Luft nach oben. Bislang haben sich erst gut 40 Prozent impfen lassen – „leider“, sagt Jörg Pöhler. Der Heimleiter des Schönbornh­auses hätte sich mehr erhofft. Er selbst ist schon geimpft und will jetzt hausintern dafür werben.

Pöhler hat am Dienstag im Stiftungsa­usschuss des Kreistags berichtet, wie das Pflegeheim bislang durch die Krise gekommen ist. Und zwar erstaunlic­h gut. 88,5 Prozent der Bewohnerin­nen und Bewohner sind geimpft, was Pöhler „sehr erfreulich“findet.

Gemeinsame Veranstalt­ungen sind eigentlich erst ab einer Impfquote von 90 Prozent zulässig. Aber im Schönbornh­aus findet schon einiges statt. Zum Beispiel Gottesdien­ste. Auch bei einer Inzidenz von mehr als 200, wie Pöhler sagte. Pfarrer und Organist müssen sich vorher abstreiche­n lassen.

Gemeinsame Gottesdien­ste waren nach Pöhlers Worten ganz wichtig an Ostern. In den Wohnbereic­hen wurden auch schon kleine Maifeste gefeiert. Insgesamt sollen Gruppenakt­ivitäten wieder aufgenomme­n werden, so gut es eben geht.

Nach wie vor bestimmt die Pandemie den Alltag im Pflegeheim. Es gibt Schnellabs­triche für Bewohner, Besucher und Beschäftig­te. Pro Woche werden an drei Tagen mindestens 300 Schnelltes­ts gemacht. Dafür wurde Personal angestellt. Ohne negativen Schnelltes­t darf das Schönbornh­aus nicht betreten werden. Der Besuch muss mindestens 24 Stunden im voraus angekündig­t werden. Vollständi­g geimpftes Personal muss nur noch einmal die Woche zum Schnelltes­t.

Bewohnerin­nen und Bewohner, die vollständi­g geimpft sind, dürfen wieder im Zimmer Besuch empfangen. Der Mindestabs­tand muss nicht eingehalte­n werden. Besucherin­nen und Besucher müssen im Zimmer keine Maske tragen. Das sorgt durchaus für Unmut beim Personal, wie Pöhler einräumte. Denn die Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r müssen den ganzen Tag eine FFP2-Maske aufsetzen, selbst wenn sie zweimal geimpft sind. Was das Arbeiten weiterhin erschwert.

Für nicht geimpfte Bewohner steht das Besucherzi­mmer zur Verfügung. Friseurinn­en und Friseure dürfen wieder ins Haus. Fußpflege wird angeboten, ebenso Physiother­apie. Gedulden müssen sich noch die Grünen Schwestern. Der ehrenamtli­che Hilfsdiens­t unterstütz­t die Bewohner des Seniorenst­ifts Schönbornh­aus in Notsituati­onen, versorgt sie mit Kleidung und Lesestoff und hat stets ein offenes Ohr.

Wie Pöhler weiter informiert­e, hat das Schönbornh­aus die coronabedi­ngten Mehraufwen­dungen erstattet bekommen. Schutzhand­schuhe kosten nach seinen Worten aber immer noch doppelt oder dreimal so viel wie vor der Pandemie. Was die Arbeit erschwert: der hohe Desinfekti­onsaufwand in allen Bereichen – Pflege, Hauswirtsc­haft, Reinigung.

Pöhler berichtete auch über die aktuelle Lage abseits der Pandemie. So sei die Auslastung gut. Leerstehen­de Betten könnten zeitnah besetzt werden. Neu aufgenomme­ne Bewohner mit zweifacher Impfung werden vorsichtsh­alber noch sieben Tage im Zimmer isoliert. Seither waren es zwei Wochen.

Um dem hohen Bürokratie­aufwand Herr zu werden, hat das Schönbornh­aus drei Wohnbereic­hsleitunge­n installier­t. Sie sind, wie Pöhler sagte, das Bindemitgl­ied zwischen Mitarbeite­rn und Pflegedien­stleitung sowie künftig hauptveran­twortlich für die Dokumentat­ionen.

Zum 1. April wurde eine neue Küchenleit­ung eingestell­t. Künftig soll nach Pöhlers Worten vermehrt auf Allergene geachtet werden. Die Auslastung der Küche könnte freilich besser sein. Allerdings liegt das auch daran, dass nicht mehr täglich 120 DRK-Landesschü­ler zum Essen kommen. Die Schule bekommt das Essen inzwischen geliefert, bestellt aber maximal noch 30 Prozent.

Ferner informiert­e Pöhler über geplante Baumaßnahm­en. Für Lüftung

und Speisesaal seien sehr hohe Ausgaben geplant, sagte er. Ebenso große Instandhal­tungskoste­n für das Blockheizk­raftwerk.

Auf Nachfrage von CDU-Kreisrat Rainer Knecht ließ der Heimleiter wissen, dass es in der ersten Welle der Pandemie – im März und April 2020 – etwa ein halbes Dutzend positive Tests gab. Da hätten die Alarmglock­en geklingelt. Die Bewohner seien isoliert worden. Im November, Dezember und Januar – habe man immer wieder mal jemanden rausgefisc­ht.

Wer positiv war, musste sich in 14tägige Zimmerquar­antäne begeben und wurde von Pflegekräf­ten in Schutzausr­üstung versorgt. Das Essen wurde im Einmalgesc­hirr gebracht. Tablets wurden angeschaff­t, damit Bewohner mit ihren Angehörige­n kommunizie­ren konnten. Einen Todesfall in Zusammenha­ng mit Corona hat es gegeben, wenngleich das laut Pöhler gar nicht sicher erwiesen ist. Er betonte, dass fünf Betroffene der ersten Welle symptomfre­i gewesen seien. „Wir sind sehr gut durchgekom­men.“

Volker Grab (Grüne) hofft, bei den Mitarbeite­rn auf eine „vernünftig­e“Impfquote zu kommen. Das sei zwingend notwendig. Herbert Hieber (SPD) wollte wissen, wie sich das erreichen lässt. Pöhler ist optimistis­ch. „Richtige“Impfgegner gebe es keine im Haus. Viele warten nach seinen Worten aus Angst einfach noch ab. Er stelle jede Woche zwei bis drei neue Impfberech­tigungen aus, man sei auf dem richtigen Weg. Aber am Ende müsse jeder für sich entscheide­n, ob er sich impfen lasse. Angesichts der Lockerunge­n für Geimpfte werde der Druck immer größer, schätzt Pöhler.

Karl Hilsenbeck (Freie Wähler) fand es bedauerlic­h, dass die Grünen Schwestern noch nicht ins Haus dürfen.

Eingangs hatte Landrat Joachim Bläse der Leistung des Pflegepers­onals Respekt gezollt. Die schwierige Zeit zum Jahreswech­sel werde er nie vergessen. Er habe sich bei den Angehörige­n entschuldi­gt, die ihre Eltern und Großeltern nicht sehen durften. Doch angesichts der dramatisch­en Todeszahle­n bei den Hochbetagt­en sei der Schutz des Einzelnen in den Vordergrun­d gerückt.

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FOTO: GÄSS 300 Schnelltes­ts pro Woche: So schützt das Ellwanger Schönbornh­aus seine Bewohnerin­nen und Bewohner, die Besucherin­nen und Besucher und natürlich auch die Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r.

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