Wie das Schönbornhaus durch die Pandemie kommt
Heimleiter Jörg Pöhler berichtet im Stiftungsausschuss – Erst 40 Prozent der Mitarbeiter sind geimpft
- Die Impfquote der Mitarbeiter hat noch Luft nach oben. Bislang haben sich erst gut 40 Prozent impfen lassen – „leider“, sagt Jörg Pöhler. Der Heimleiter des Schönbornhauses hätte sich mehr erhofft. Er selbst ist schon geimpft und will jetzt hausintern dafür werben.
Pöhler hat am Dienstag im Stiftungsausschuss des Kreistags berichtet, wie das Pflegeheim bislang durch die Krise gekommen ist. Und zwar erstaunlich gut. 88,5 Prozent der Bewohnerinnen und Bewohner sind geimpft, was Pöhler „sehr erfreulich“findet.
Gemeinsame Veranstaltungen sind eigentlich erst ab einer Impfquote von 90 Prozent zulässig. Aber im Schönbornhaus findet schon einiges statt. Zum Beispiel Gottesdienste. Auch bei einer Inzidenz von mehr als 200, wie Pöhler sagte. Pfarrer und Organist müssen sich vorher abstreichen lassen.
Gemeinsame Gottesdienste waren nach Pöhlers Worten ganz wichtig an Ostern. In den Wohnbereichen wurden auch schon kleine Maifeste gefeiert. Insgesamt sollen Gruppenaktivitäten wieder aufgenommen werden, so gut es eben geht.
Nach wie vor bestimmt die Pandemie den Alltag im Pflegeheim. Es gibt Schnellabstriche für Bewohner, Besucher und Beschäftigte. Pro Woche werden an drei Tagen mindestens 300 Schnelltests gemacht. Dafür wurde Personal angestellt. Ohne negativen Schnelltest darf das Schönbornhaus nicht betreten werden. Der Besuch muss mindestens 24 Stunden im voraus angekündigt werden. Vollständig geimpftes Personal muss nur noch einmal die Woche zum Schnelltest.
Bewohnerinnen und Bewohner, die vollständig geimpft sind, dürfen wieder im Zimmer Besuch empfangen. Der Mindestabstand muss nicht eingehalten werden. Besucherinnen und Besucher müssen im Zimmer keine Maske tragen. Das sorgt durchaus für Unmut beim Personal, wie Pöhler einräumte. Denn die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen den ganzen Tag eine FFP2-Maske aufsetzen, selbst wenn sie zweimal geimpft sind. Was das Arbeiten weiterhin erschwert.
Für nicht geimpfte Bewohner steht das Besucherzimmer zur Verfügung. Friseurinnen und Friseure dürfen wieder ins Haus. Fußpflege wird angeboten, ebenso Physiotherapie. Gedulden müssen sich noch die Grünen Schwestern. Der ehrenamtliche Hilfsdienst unterstützt die Bewohner des Seniorenstifts Schönbornhaus in Notsituationen, versorgt sie mit Kleidung und Lesestoff und hat stets ein offenes Ohr.
Wie Pöhler weiter informierte, hat das Schönbornhaus die coronabedingten Mehraufwendungen erstattet bekommen. Schutzhandschuhe kosten nach seinen Worten aber immer noch doppelt oder dreimal so viel wie vor der Pandemie. Was die Arbeit erschwert: der hohe Desinfektionsaufwand in allen Bereichen – Pflege, Hauswirtschaft, Reinigung.
Pöhler berichtete auch über die aktuelle Lage abseits der Pandemie. So sei die Auslastung gut. Leerstehende Betten könnten zeitnah besetzt werden. Neu aufgenommene Bewohner mit zweifacher Impfung werden vorsichtshalber noch sieben Tage im Zimmer isoliert. Seither waren es zwei Wochen.
Um dem hohen Bürokratieaufwand Herr zu werden, hat das Schönbornhaus drei Wohnbereichsleitungen installiert. Sie sind, wie Pöhler sagte, das Bindemitglied zwischen Mitarbeitern und Pflegedienstleitung sowie künftig hauptverantwortlich für die Dokumentationen.
Zum 1. April wurde eine neue Küchenleitung eingestellt. Künftig soll nach Pöhlers Worten vermehrt auf Allergene geachtet werden. Die Auslastung der Küche könnte freilich besser sein. Allerdings liegt das auch daran, dass nicht mehr täglich 120 DRK-Landesschüler zum Essen kommen. Die Schule bekommt das Essen inzwischen geliefert, bestellt aber maximal noch 30 Prozent.
Ferner informierte Pöhler über geplante Baumaßnahmen. Für Lüftung
und Speisesaal seien sehr hohe Ausgaben geplant, sagte er. Ebenso große Instandhaltungskosten für das Blockheizkraftwerk.
Auf Nachfrage von CDU-Kreisrat Rainer Knecht ließ der Heimleiter wissen, dass es in der ersten Welle der Pandemie – im März und April 2020 – etwa ein halbes Dutzend positive Tests gab. Da hätten die Alarmglocken geklingelt. Die Bewohner seien isoliert worden. Im November, Dezember und Januar – habe man immer wieder mal jemanden rausgefischt.
Wer positiv war, musste sich in 14tägige Zimmerquarantäne begeben und wurde von Pflegekräften in Schutzausrüstung versorgt. Das Essen wurde im Einmalgeschirr gebracht. Tablets wurden angeschafft, damit Bewohner mit ihren Angehörigen kommunizieren konnten. Einen Todesfall in Zusammenhang mit Corona hat es gegeben, wenngleich das laut Pöhler gar nicht sicher erwiesen ist. Er betonte, dass fünf Betroffene der ersten Welle symptomfrei gewesen seien. „Wir sind sehr gut durchgekommen.“
Volker Grab (Grüne) hofft, bei den Mitarbeitern auf eine „vernünftige“Impfquote zu kommen. Das sei zwingend notwendig. Herbert Hieber (SPD) wollte wissen, wie sich das erreichen lässt. Pöhler ist optimistisch. „Richtige“Impfgegner gebe es keine im Haus. Viele warten nach seinen Worten aus Angst einfach noch ab. Er stelle jede Woche zwei bis drei neue Impfberechtigungen aus, man sei auf dem richtigen Weg. Aber am Ende müsse jeder für sich entscheiden, ob er sich impfen lasse. Angesichts der Lockerungen für Geimpfte werde der Druck immer größer, schätzt Pöhler.
Karl Hilsenbeck (Freie Wähler) fand es bedauerlich, dass die Grünen Schwestern noch nicht ins Haus dürfen.
Eingangs hatte Landrat Joachim Bläse der Leistung des Pflegepersonals Respekt gezollt. Die schwierige Zeit zum Jahreswechsel werde er nie vergessen. Er habe sich bei den Angehörigen entschuldigt, die ihre Eltern und Großeltern nicht sehen durften. Doch angesichts der dramatischen Todeszahlen bei den Hochbetagten sei der Schutz des Einzelnen in den Vordergrund gerückt.