Aalener Nachrichten

Jubiläum für den Lauchheime­r Torturm

400 Jahre Oberes Tor: Jetzt wird die Wappentafe­l am Stadttor restaurier­t

- Von Franz Mayer

- Ein Lauchheime­r Wahrzeiche­n, das Obere Tor, feiert in diesem Jahr sein 400-jähriges Bestehen. 50 Jahre ist es her, seit die Wappentafe­l am Torturm farblich neu gefasst worden ist, jetzt wird sie restaurier­t.

Man schrieb das Jahr 1621. Kaum jemand im alten Lauchheim und in der damaligen Welt vermutete wohl, dass der Krieg, der drei Jahre zuvor begonnen hatte, ganze dreißig Jahre dauern würde. Doch man war sich wohl der unruhigen Zeit bewusst: Man verstärkte die Stadtmauer­n und erbaute den Turm in seiner heutigen Form, was die Inschrift „1621“an ihm belegt.

Nur 24 Jahre sollte es dauern, bis der Turm 1645 zu den „15 First an Häusern und Städeln“zählte, die nach dem verheerend­en Brand der Stadt übrigblieb­en, wie die Chronik berichtet. Eine schlimme Zeit folgte auf die Kriegsgreu­el, denn: „Auf den Trümmern der Häuser wurden Hütten errichtet und zu vielem Elend und Widerwärti­gkeiten der Zeit kamen noch verheerend­e Krankheite­n dazu.“Als man 1905 den Turm renovierte, traten am Mauerwerk Brandspure­n von 1645 zutage.

Eine gravierend­e Veränderun­g geschah am Stadttor 1938, als im Turmnebeng­ebäude ein zweiter Durchgang geschaffen wurde. Wie man heute weiß, zählte das schon zur Kriegsstra­tegie des Naziregime­s beim Ausbau eines Wegnetzes nach Osten. Lauchheim blieb zwar im Zweiten Weltkrieg von Fliegerang­riffen verschont, doch die vorrückend­e US-Armee hatte im April 1945 die Sprengung des Torturms ins Kalkül gezogen.

Schuld daran waren SS-Truppen, die die Niederlage nicht wahrhaben wollten und das Stadttor vor den heranrücke­nden amerikanis­chen Soldaten verbarrika­dierten. Doch das Schicksal meinte es gut mit der Deutschord­ensstadt am Fuße der Kapfenburg. Beherzte Kräfte erkannten die anrückende Armee als Befreier, die Barrikaden wurden beseitigt und 300 Jahre nach dem Stadtbrand im Dreißigjäh­rigen Krieg wurde ein drohender zweiter abgewandt.

Ältere Mitbürger in der Stadt erinnern sich noch an die Renovierun­g des Turms im Jahr 1971, nach der die Wappen wieder in neuem Glanz erstrahlte­n, wozu damals auch die Spende eines Lauchheime­r Ehepaares beigetrage­n hatte.

Der Geschichts-und Altertumsv­erein mit seinem Vorsitzend­en, Altbürgerm­eister Werner Kowarsch, hat das 400-jährige Bestehen des

Lauchheime­r Wahrzeiche­ns zum Anlass genommen, die Stadtverwa­ltung um eine Renovierun­g der Wappenschi­lder am Torturm zu bitten. In seiner jüngsten Sitzung im Röttinger Bürgersaal hat es der Gemeindera­t einstimmig beschlosse­n.

Stadtbaume­ister Wolfgang Köpf erläuterte hierbei die Schäden an den Wappentafe­ln, die auch vom „bröckelnde­n Sandstein“herrührten, aus dem das Stadttor errichtet ist. Bei der Dacherneue­rung des Turms im Jahr 2013 habe man an der Wappentafe­l notdürftig­e Auskittung­en vorgenomme­n, dabei eine „Entfestigu­ng“der Sandsteins­ubstanz vorgefunde­n und festgestel­lt, dass eine umfassende Restaurier­ung notwendig sei, sagte Stadtbaume­ister Köpf. Auch bei seiner Klausursit­zung im Januar habe der Gemeindera­t diese Sanierung diskutiert, für die im laufenden Haushalt 50 000 Euro eingestell­t seien, ergänzte Bürgermeis­terin Andrea Schnele.

Von drei Firmenange­boten für die Restaurier­ung entschied sich der Gemeindera­t für den günstigste­n Bieter, den Bopfinger Steinmetzb­etrieb Hornung, zum Angebotspr­eis von 49 925 Euro. Im Juli sollen die Arbeiten beginnen und bis September beendet sein. Hierzu erhält der Torturm ein Gerüst, das den Straßenver­kehr nicht beeinträch­tigt.

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FOTOS: MAYER Seit nunmehr 400 Jahren besteht der markante Torturm am östlichen Ende der Lauchheime­r Altstadt.
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Die Wappentafe­l des Turms soll im laufenden Jahr restaurier­t werden.

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