Bibel statt Buffet
Der gute Obelix hat es schon ganz gut erkannt. „Die spinnen, die Briten!“, sagte der wohlbeleibte Gallier im entsprechenden Comic-Band zu seinem Freund Asterix, als ihm wahlweise sein geliebtes Wildschwein auf dem Weg nach Londinium in Pfefferminzsoße serviert oder der Sud von Blättern als Tee angeboten wird. Doch nicht nur in puncto Küche neigen die Engländer zur Eigentümlichkeit, auch in Sachen Kirche geht es auf der Insel bisweilen exzentrisch zu. So wurde – natürlich vor der Pandemie – in der wunderschönen gotischen Kathedrale von Rochester vorübergehend eine Neun-Loch-MinigolfBahn errichtet. Im altehrwürdigen Gotteshaus zu Norwich gab es eine meterhohe Jahrmarktrutsche.
Daran die moralische Talfahrt der anglikanischen Kirche festmachen zu wollen, ist jedoch falsch! Denn sie kann auch anders! In Rochdale nahe Manchester wurde nun ein Gebäude den Fängen des Profanen entrissen. Die Bude, einst als Disco und zuletzt als China-Restaurant genutzt, wurde von der Diözese gekauft und dank Zuschüssen aus einem eigens gegründeten Fonds umgebaut. Aus dem Red and Hot Chinese World Buffet wurde nun tatsächlich die Nelson Street Church.
Wo einst gebratene Nudeln, frittierte Ente, Huhn süß-sauer und Glückskekse konsumiert wurden, gibt es nun Nahrung für den Geist. Ziel ist es, „einen kleinen Beitrag dazu zu leisten, den Niedergang der Kirche umzukehren und das Reich Gottes in Großbritannien wachsen zu sehen“. Kaum zu glauben. Hoffentlich kommt nicht demnächst der lokale Minigolf-Club vorbei.
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