Bregenzer Festspiele im Normalmodus
(kawa) - Die Proben für die Aufführungen auf der Seebühne und im Festspielhaus haben in Bregenz begonnen. Ab 22. Juli, dem Tag der Premiere von Verdis Oper „Rigoletto“, dürfen alle 7000 Zuschauerplätze in den Rängen der Seebühne besetzt werden. Ohne Einschränkungen und Maskenpflicht werden auch die drei Aufführungen von „Nero“, einer Oper von Arrigo Boito, im Festspielhaus geboten. Der Vorplatz des Festspielhauses wird allerdings gesperrt für die Öffentlichkeit sein.
Ausgerechnet Sie gebrauchen das englische Wort Zoom in einer Überschrift!“Die Rüge eines Lesers am Telefon nach der letzten Glosse war deutlich. So muss ich entgegen meinen sonstigen Gepflogenheiten an dieser Stelle einmal persönlich werden: In diesem Fall trifft mich keine Schuld, denn ich hatte nur aus Klaus Lages Song „Tausend mal berührt …“von 1984 zitiert: „Und es hat Zoom gemacht“. Lage meinte mit diesem Wort für ein stufenlos verstellbares Kameraobjektiv – von englisch zoom (summen,
surren, sausen) – damals wohl so etwas wie einen plötzlichen Liebesschock.
Zurück zu dem Anruf: In der Tat gelte ich seit Jahren als scharfer Kritiker der unreflektierten Übernahme von englischen Wörtern. Zwar schwöre ich mir immer wieder, das Wettern gegen Anglizismen endgültig bleiben zu lassen, weil es nichts bringt. Andauernd gegen den Mainstream
(sic!) anzuschwimmen, ist ermüdend. Aber dann werde ich wieder wortbrüchig – aus gegebenem Anlass.
Ein paar Beispiele: Diese Woche stand ich im Supermarkt vor Tomaten, großen, kleinen, runden, ovalen, alle feinsäuberlich in Plastik eingehüllt. Daneben ein Schildchen: Ware
im Flowpack. Das ist ein Fachausdruck für flache Klarsichthüllen zum Verpacken von Wurst, Käse, Obst und Gemüse. Die wenigsten dürften allerdings wissen, was dieses Wort Flowpack genau bedeutet. Ich wusste es auch nicht, desgleichen mein dickes 2100-Seiten-Englisch-Lexikon von 2004. Interessehalber fragte ich die Verkäuferin: keine Ahnung! Sie wolle mal nachfragen. Viel Glück!
Meine Mutter war eine klar strukturierte Hausfrau, deswegen kochte sie oft für mehrere Tage vor. Damit wäre sie heute eine Expertin in Meal
Prep, was nichts anderes ist als ein neues Modewort für die Vorbereitung (preparation) von Essen (meals). Wie ich unserer Zeitung Anfang der Woche entnahm, kann man dann aus
Meal-Prep-Resten eine Buddha-Bowl machen, was auch immer das sein mag. Und kommen obendrauf vielleicht noch ein paar Microgreens?
Auch dieses Wort las ich vor nicht allzu langer Zeit bei uns. Und da stand dann zur Erklärung: „Gärtner sagen auch Keimlinge dazu.“Nein! So sagten alle dazu, bis jemand das englische Wort Microgreens für Sämlinge auf der Fensterbank irgendwie cooler fand. Schließlich noch ein Erlebnis aus der Bundeshauptstadt von Juni: Da wurde mir der Besuch eines um 10 Uhr morgens übrigens noch völlig leeren Museums verwehrt. „Ohne Timeslot kann ick Se hier nich reinlassen!“, erklärte mir der Wärter. Wegen Corona und so. Ohne Timeslot, also ohne Zeitschlitz … Bislang hat es unser Wort Zeitfenster getan.
So schleichen sich Fremdkörper in unsere Sprache ein. Man kennt die beschwichtigenden Begründungen – Globalisierung, Englisch als Weltsprache, US-Kulturprimat, Werbewirksamkeit, Ansprache der jungen Generation, Bereicherung des Wortschatzes. Von dem gehörigen Schuss Wichtigtuerei, der auch noch dazugehört, wird nicht geredet. Das alles ließe sich allerdings noch eher hinnehmen, wenn nicht die schriftliche Beherrschung des Deutschen in dem Maße abnähme, in dem die Flut der Anglizismen anschwillt. Zwar gibt es auch noch andere Faktoren für Rechtschreibschwäche, aber eine fatale Koinzidenz ist das allemal. Ich bremse jetzt ab. Sonst ruft wieder jemand an und wirft mir vor, ich hätte beim Schreiben foam before the
mouth – Schaum vorm Mund.