Rückzug aus der Fläche
Welche Commerzbank-Filialen in der Region schließen
- Am Mittwoch hatte die Commerzbank ihre Kahlschlagpläne im Filialnetz konkretisiert. Demnach will sich das teilverstaatlichte Geldhaus von fast der Hälfte seiner aktuell noch 790 Zweigstellen im Bundesgebiet trennen. Ende kommenden Jahres soll der Filialabbau mit dann nur noch 450 Standorten abgeschlossen sein. Inzwischen steht auch fest, was das für die Zweigstellen im Südwesten heißt.
Auf Nachfrage der „Schwäbischen Zeitung“bestätigte Renate Christ, Pressesprecherin der Commerzbank für die Region Süd, dass die Filialen in Bad Saulgau und Biberach noch in diesem Jahr, Günzburg, Lindau und Überlingen bis Ende 2022 geschlossen werden. Alle fünf Standorte gehören zum Filialnetz der Niederlassung Ulm. Kunden würden rechtzeitig vorab einen Brief mit Informationen erhalten, wo und wie sie zukünftig betreut werden. An den Standorten Ulm, Ravensburg, Singen, Konstanz und Friedrichshafen wolle die Bank auch weiterhin persönlich vor Ort sein. Gleiches gilt für die Filialen in Tuttlingen und Aalen, wohingegen die Zweigstelle in Heidenheim an der Brenz schließt.
„Uns geht es um ein zukunftsfähiges Filialnetz und ein komplett neues, an den Bedürfnissen unserer Kunden orientiertes Geschäftsmodell“, erläuterte Tanja Sienitzki, Leiterin Privatkunden der Niederlassung Ulm, die Pläne. Die Filiale verliere für tägliche Bankgeschäfte bei Kunden immer mehr an Bedeutung, das Smartphone werde zum wichtigsten Kontaktkanal. Deshalb will die Commerzbank zur „digitalen Beraterbank für Deutschland werden“, sagte Sienitzki.
Parallel zu den Filialschließungen startet daher der Ausbau der persönlichen Beratung über Telefon, Video, Chat und E-Mail. Im ersten Schritt sollen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Kunden aus zentralen Standorten zunächst telefonisch beraten. Ab Ende 2022 sollen Video, Chat und E-Mail hinzukommen. Kunden sollen dann einfach und von jedem Ort aus ihre Bankgeschäfte erledigen und sich beraten lassen können, auch zur Wertpapieranlage und zur Immobilienfinanzierung.
„Wir haben während der Pandemie festgestellt, dass Beratung auch ohne Filiale gut funktioniert und für den Kunden schnell, einfach und bequem ist“, erklärte Sienitzki. „Unsere Strategie bleibt digital und persönlich, denn das persönliche Gespräch ist nach wie vor ein wichtiger Bestandteil unserer Kundenbetreuung, gerade bei komplexen Themen“, so Sienitzki weiter. Die Hauptstelle der Commerzbank-Niederlassung Ulm sowie alle anderen verbleibenden Filialen bieten Beratung für alle Kundensegmente an.
Die Commerzbank, die lange an ihrem vergleichsweise engmaschigen Filialnetz festgehalten hatte, steuert unter dem neuen Konzernchef Manfred Knof radikal um. Bis Ende 2024 soll die Zahl der Vollzeitstellen konzernweit von etwa 39 500 auf 32 000 gedrückt werden.