Heute vor 40 Jahren: Das Schloss in Flammen
Die Heimattage wurden 14 Tage später trotzdem durchgezogen – Zwei Ellwanger erinnern sich
- Es war ein Donnerstag. Und es war heiß. Am Wochenende hätten die Heimattage gefeiert werden sollen. Doch auf einmal gingen die Stallungen des Ellwanger Schlosses in Flammen auf. Das war am 9. Juli 1981 – heute vor 40 Jahren.
Manfred Meier, 83, hat den Brand des Ökonomiegebäudes aus „allernächster Nähe“miterlebt. Er war gerade vor Ort, um zu besprechen, wo an den Heimattagen geparkt werden darf und wo nicht. Das sei immer ein großes Drama gewesen, erinnert sich der damalige Chef des Ellwanger Bauhofs.
Meier stand also mit zwei Männern der Schlossverwaltung unter den Bäumen am Parkplatz der Schlossschenke – er mit Blickrichtung Schloss. Zuerst sah er ein Flackern hinter einem Fenster im Dach. Dann sah er Rauch hervorquellen. Da hat er zu den Männern, die immer noch in das Parkproblem vertieft waren, gesagt: „Das könnt ihr bleiben lassen. Euer Schloss brennt.“
Die Männer wollten das zunächst nicht glauben, hielten es für einen Scherz. Kurz darauf zerbarst das erste Fenster. Meier weiß noch, dass dann alles „rasend schnell“gegangen ist. „An dem Nachmittag war die Hölle los.“
Die Feuerwehr, die damals im Bauhof stationiert war, wurde gerufen. Doch sie war wohl schon alarmiert, weil ein Regierungsbranddirektor aus Stuttgart, der an diesem Tag in Ellwangen zu Besuch war, aus dem Fenster der Funkbude des Feuerwehrhauses geschaut und den Rauch über dem Schloss bemerkt hatte.
Meier und der Bauer der staatlichen Domäne waren die ersten am Stall. Gemeinsam versuchten sie, die Tiere zu befreien. Die waren, wie Meier erzählt, in Boxen untergebracht, was die Sache erschwerte. War endlich ein Gatter losgeschraubt, sprangen die Tiere panisch darüber und aus dem Stall hinaus.
Meier weiß noch, wie die Bullen rasend wurden, weil ihnen brennende Heuballen von oben herab in den Rücken fielen. Und dass vor allem Schweine, die weiter hinten eingestallt waren, verbrannt sind.
Freilich wurden auch viele Tiere gerettet. Und zwar vor allem von den auswärtigen Feuerwehren, wie Meier erzählt. Die Feuerwehrleute aus den Dörfern hätten besser gewusst, wie sie mit den Tieren umgehen müssten, als die aus der Stadt.
Anselm Grupp war nicht so nah dran. Er ist mit einem Freund auf die Benzenruh oberhalb des Wellenbads gefahren. Dort standen sie mit ihren Fahrrädern und haben das Geschehen aus der Ferne beobachtet. Die „gigantische Rauchsäule“, die kilometerweit zu sehen war. Angeblich bis Aalen und Mögglingen. Und wie „unheimlich viel“Feuerwehr ausgerückt ist.
Grupp war damals 17. Als das Feuer
abends unter Kontrolle war, ist er mit seinem Freund hinauf zum Schloss geradelt. Er erinnert sich noch an die aufgereiht daliegenden toten Tiere. An den Rauch und den Gestank nach verbranntem Fleisch. Und daran, wie das Gewölbe der Stallung am nächsten Tag eingestürzt ist.
Ein Funke, der beim Heuabladen ins Abladegebläse geraten ist, soll den Brand ausgelöst haben. Das Ökonomiegebäude mit Schafstall und Meierei ist komplett abgebrannt. Es wurde später wieder aufgebaut. Im Gegensatz zu einem weiteren abgebrannten Schafstall hinter der Meierei.
Mehr als 100 Feuerwehrleute haben verhindert, dass die Flammen auf weitere Gebäude übergriffen. Zum Beispiel auf das bewohnte Brauereigebäude.
Und die Heimattage? Sie wurden 14 Tage später durchgezogen, wie Manfred Meier sagt. Er hatte fast schon darauf gehofft, dass er darum herumkommt. Aber er musste wieder den Ochsen braten. Das hat der Bauhofchef vom Metzger Hermann Kurz gelernt und 32 Jahre lang bei den Heimattagen gemacht – „68 Ochsen“, sagt er.
Und Anselm Grupp? Er leitet heute das Kultur-, Presse- und Touristikamt
im Ellwanger Rathaus. 2008 hat er eine Doktorarbeit geschrieben mit dem Titel „Residenz- und Amtsschloss. Untersuchungen zum Schlossbau in der Fürstpropstei Ellwangen im 17. und 18. Jahrhundert“. Darin vergleicht er das Ellwanger Schloss mit repräsentativen Bauten in Würzburg, Eichstätt und Passau. Dagegen seien die Ellwanger sparsam gewesen, sagt er.
Der Brand kommt in Anselm Grupps Arbeit nur am Rande vor. Wie er erzählt, hat es im Jahr 1704 an gleicher Stelle schon einmal gebrannt. Nass eingebrachtes Heu soll sich selbst entzündet haben. Die
Stallung ist abgebrannt und wurde neu erbaut.
In der Serie „Weißt du noch“hat sich die Ipf- und Jagst-Zeitung ausführlich mit dem Schlossbrand am 9. Juli 1981 befasst. Der Bericht ist am 19. November 2019 erschienen und beruht vor allem auf den Erinnerungen des damaligen stellvertretenden Stadtbrandmeisters Anton Rieger.