Madrid verärgert über deutsche Einstufung
Bundesregierung erklärt Spanien zum Risikogebiet – Tourismusministerin äußert Zweifel
(dpa) - Die Schulferien rücken auch im Süden Deutschlands näher, viele haben längst ihren Urlaub gebucht oder geplant. Doch die Sorgen wachsen. Denn die Corona-Zahlen steigen in vielen Regionen Europas wieder an, darunter auch in einigen attraktiven Touristenzielen. Zuerst hatte es Portugal schwer erwischt. Jetzt hat die Bundesregierung auch Spanien, das beliebteste Urlaubsland der Deutschen, neu bewertet: Ab Sonntag wird das ganze Land, und damit auch Mallorca und die Kanaren, als Risikogebiet eingestuft. Die ebenfalls bei Touristen beliebte Insel Zypern wurde sogar als Hochinzidenzgebiet eingestuft. Das gab das Robert-Koch-Institut am Freitag bekannt. Aus Spanien kam Kritik an der Einstufung.
De facto wird das Auswärtige Amt somit mitten in der Urlaubszeit wieder von touristischen Reisen nach Spanien abraten. Praktische Folgen ergeben sich für Urlauber aber kaum: Wer mit dem Flugzeug aus Spanien nach Deutschland zurückkehrt, muss wie bisher einen negativen Test oder einen Nachweis über eine vollständige Impfung oder Genesung dabeihaben. Damit entfällt die Quarantänepflicht, die hingegen für Zypern greift. Das Gesundheitsministerium betonte am Freitag, dass Reisen nach Spanien weiter möglich sind. „Risikogebiet heißt nicht Urlaubsverbot“, sagte ein Ministeriumssprecher. „Es ist aber das deutliche Zeichen: Bitte aufpassen und bei Rückkehr testen.“
Als Risikogebiete werden Länder und Regionen eingestuft, in denen die Sieben-Tage-Inzidenz über 50 liegt. Mallorca war Mitte März von der Liste der Risikogebiete gestrichen worden. Inzwischen liegt die Inzidenz auf den Balearen, zu denen auch Menorca, Ibiza und Formentera gehören, im Schnitt bei 141. In ganz Spanien sind es sogar 179 – 33-mal so viel wie in Deutschland.
Die Regierung in Madrid stellte indes am Freitag die deutsche Bewertung infrage. Die Inzidenz als Gradmesser für das Risiko eines Landes verliere angesichts der hohen Impfrate und der niedrigen Zahl an Corona-Patienten in Kliniken an Bedeutung, erklärte ein Sprecher von Tourismusministerin María Reyes Maroto. Spanien liege bei der Zahl der vollständig Geimpften mit 47,8 Prozent vor Deutschland (43,7).
Auch die Todesrate sei niedriger als hierzulande. Die hohen Infektionszahlen würden bei jungen Menschen registriert, die entweder gar keine oder nur milde Krankheitssymptome entwickelten, hieß es. Urlaub in Spanien sei auf jeden Fall sicher.
Vertreter der Tourismusbranche reagierten gereizt. „Verdammt, das sind äußerst schlechte Nachrichten“, sagte Alfonso Robledo, Chef des Unternehmerverbandes Caeb auf Mallorca. Wie schon 2020 bedeute das „einen brutalen Rückgang der Urlauberzahlen“. Helmut Clemens, Sprecher kleiner und mittelständischer Tourismusunternehmen auf der Insel, sagte: „Die Bedingungen werden von Politikern bestimmt, die nicht in der Lage sind, die Situation richtig einzuschätzen.“