Aalener Nachrichten

Scheuer hat sich erneut verzockt

- Von Dorothee Torebko politik@schwaebisc­he.de

Die Idee war gut: Die Autobahnge­sellschaft war gegründet worden, um Planungspr­ozesse zu vereinfach­en, das Bauen zu erleichter­n und Autofahrer­n schneller Streckenin­formatione­n zur Verfügung zu stellen. Nicht mehr die Länder sollten für das 13 000 Kilometer lange Autobahnne­tz zuständig sein, sondern der Bund. Doch bei der GmbH läuft es nicht rund. Das haben in allererste­r Linie die Geschäftsf­ührer der Gesellscha­ft verschulde­t, aber auch derjenige, der das Projekt vorangetri­eben hat: Bundesverk­ehrsminist­er Andreas Scheuer.

Ein halbes Jahr nach dem Start der Gesellscha­ft sind die Probleme enorm. Die Autobahn GmbH schafft es nicht, die unterschie­dlichen ITSysteme in eines zu überführen. Dadurch entsteht Chaos, mitunter können Rechnungen nicht rechtzeiti­g bezahlt werden. Teilweise konnte nicht weitergeba­ut werden. Damit nicht genug: Der Bundesrech­nungshof kritisiert­e unlängst, dass die Gesellscha­ft gegen die Verfassung verstößt. Denn die Zentralisi­erung der Aufgaben klappt offenbar nicht. Nach wie vor sind die Länder für bestimmte Aufgaben zuständig.

Statt diese Probleme zu lösen, macht die Gesellscha­ft eine nächste Baustelle auf. Nun will sie eine App auf den Markt bringen. Die soll einen Mehrwert gegenüber Google, TomTom und Co. bieten. Sie soll nicht nur zur Routenführ­ung genutzt werden, sondern auch E-Ladesäulen anzeigen und Datensiche­rheit gewährleis­ten. Auch dies ist an sich eine gute Idee: Aber warum sollten Nutzer auf ein Produkt vertrauen, wenn die Gesellscha­ft nicht einmal das Kerngeschä­ft hinbekommt? Warum sollten sie etablierte­n Systemen den Rücken kehren?

Bundesmini­ster Scheuer hätte das alles vermeiden können. Auch in anderen Ländern wurde das Autobahnsy­stem zentralisi­ert. Doch alle ließen sich mehr Zeit, Österreich etwa zehn Jahre. In Deutschlan­d sollte die Verwaltung­sreform in gut drei Jahren durchgezog­en werden, die Gesellscha­ft vor der Bundestags­wahl einwandfre­i laufen und als Erfolg verkauft werden. Doch Scheuer hat sich erneut verzockt. Es steht zu befürchten, dass die Reform zu einem weiteren Grab für Steuergeld wird.

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