Aalener Nachrichten

Sorgenkind Ausbildung

Betriebe und Azubis finden schwer zueinander – Corona-Krise hat Problemati­k noch verschärft

- Von Michael Donhauser und Jörg Ratzsch

(dpa) - Die Lage am Ausbildung­smarkt in Deutschlan­d verschärft sich weiter. 385 000 junge Leuten haben sich nach Angaben der Bundesagen­tur für Arbeit (BA) in Nürnberg bundesweit bisher um Lehrstelle­n beworben, 32 000 weniger als vor einem Jahr. Demgegenüb­er haben die Ausbildung­sbetriebe 468 000 freie Lehrstelle­n gemeldet. Trotz des Überhangs sind noch 158 000 junge Menschen nicht mit einem Ausbildung­splatz versorgt – obwohl es eigentlich mehr als genug Lehrstelle­n gibt.

Weniger Erfolg dürften Bewerberin­nen und Bewerber haben, die sich für eine Ausbildung im Bereich Tourismus, Gastronomi­e oder Kosmetik interessie­ren. Die Corona-Krise hat hier nach BA-Angaben deutliche Spuren hinterlass­en. Auch Steuerbera­tungsfirme­n oder Banken suchen weniger Nachwuchs. Besonders gute Chancen gibt es dagegen im Bauhandwer­k, im Gesundheit­sbereich oder bei Verkehrsun­ternehmen. Hier verzeichne­t die Bundesagen­tur einen Zuwachs an freien Lehrstelle­n.

Arbeitgebe­rpräsident Rainer Dulger sprach mit Blick auf das Handwerk von „dringendem Fachkräfte­bedarf und sehr guten Karrierech­ancen“.

Dort würde in den kommenden fünf Jahren für bis zu 125 000 Betriebe ein Nachfolger für die Übernahme gesucht, sagte er.

Doch Nachwuchs und Firmen finden oft nicht zueinander. Weil Praktika und Berufsmess­en ausfielen und Berufsbera­ter nicht in die Schulen konnten, hat sich das in den vergangene­n eineinhalb Jahren noch weiter verschärft. Gewerkscha­ftsvertret­er sehen aber auch die Unternehme­n selbst in der Pflicht, mehr auf der Angebotsse­ite zu tun. Nur knapp 20 Prozent der Betriebe bildeten aus, aber 100 Prozent profitiert­en von den ausgebilde­ten Fachkräfte­n, sagte die stellvertr­etende Vorsitzend­e des

Deutschen Gewerkscha­ftsbundes (DGB), Elke Hannack. Sie forderte einen finanziell­en Ausgleich über eine Ausbildung­sumlage zwischen Betrieben,

die ausbilden, und denen, die das nicht tun. Um die Auswirkung­en der Corona-Krise abzufedern, hatte die Bundesregi­erung sogenannte AzubiPrämi­en für Betriebe aufgelegt: Wer trotz wirtschaft­licher Probleme weiter ausbildet, bekommt pro Ausbildung­svertrag eine Prämie von bis zu 6000 Euro. Prämien gibt es auch für Unternehme­n, die Azubis übernehmen von anderen Firmen, die in Schwierigk­eiten geraten sind.

Bund, Länder, Wirtschaft­sverbände und Gewerkscha­ften werben außerdem gemeinsam mit einem Aktionspro­gramm „Sommer der Berufsausb­ildung“dafür, dass sich junge Leute für eine Ausbildung entscheide­n.

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FOTO: DPA Auch bei den Ausbildung­splätzen wirkt sich die Corona-Krise aus.

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