Landwirten würde der Regen jetzt reichen
Harald Fürst, Anton Wagner, Maximilian Wagner und Anton Wolf junior berichten
ELLWANGEN - So manche Wiese zu nass zum Mähen, das Korn von Verpilzung und die Kartoffeln von Fäule bedroht: Der viele Regen macht den Landwirten zu schaffen. Trotzdem wollen Harald Fürst, Anton Wagner, Maximilian Wagner und Anton Wolf junior nicht schimpfen.
„Die Nässe und die damit verbundenen Schwierigkeiten spüren in diesem Jahr alle Landwirte“, erklären die vier. Gleichwohl wissen sie, „dass das nasse Wasser wichtig für die Natur und speziell für den Wald ist. Die vergangenen trockenen Jahre haben dem Wald stark zugesetzt, und so ganz langsam kann er sich jetzt wieder erholen.“
Auch die Landwirtschaft braucht Wasser. „Was aber bisher runtergekommen ist, das würde vorerst genügen“, sind sie sich einig. Denn was nutze der gesamte Niederschlag – im Juni waren es zum Teil bis zu 200 Liter pro Quadratmeter –, wenn die Grünflächen wie Gras zum Beispiel hervorragend wachsen, der Landwirt aber nicht zum Mähen auf die Wiese kann, weil diese zu nass ist. Um zu mähen, sagen sie, sollte es mindestens drei Tage am Stück trocken sein. Eigentlich wäre jetzt Zeit für den zweiten Schnitt. „Unser Zeitfenster für diesen oder den nächsten Schnitt wird aber immer enger“, sagt Harald Fürst aus Neunstadt.
Er bittet um Nachsicht, wenn die Landwirte aus diesem Grund einmal zu ungewöhnlichen Zeiten mähen wie abends oder am Wochenende. Das meiste Heu sei bereits eingefahren, lediglich auf den Flächen, die an einem Umweltprogramm teilnehmen, welches eine spätere Mahd vorschreibt, stehe noch Heu. Dieses sollte nun geerntet werden.
Auch die Wintergerste wie zum Beispiel die Sorte „Sandra“ist vom vielen Regen betroffen. Auch hier verhindern die nassen Böden und der Regen die Ernte. Dazu komme, dass bei weiterem Regen das Korn verpilzt und damit toxisch wird und es dann nicht mehr gesund für die Verfütterung an Tiere ist.
Bei Weizen ist es ähnlich. Bis zu seiner Ernte sei es zwar noch eine ganze Zeit hin, aber schon heute entscheide die Feuchtigkeit über eine erfolgreiche Ernte. Auch hier könne eine Verpilzung des Korns drohen, es werde toxisch und dürfe dann nicht mehr zu Mehl verarbeitet werden. Es bleibe die Verfütterung an die Tiere. Der finanzielle Erlös je Doppelzentner für den Landwirt schmälere sich dann. „Aber das sehen wir erst bei der Ernte“, sagt Anton Wolf junior.
Beim Mais sei es anders, aber auch da schade zu viel Feuchtigkeit. „Der Mais liebt höhere Temperaturen und ist in diesem Jahr drei bis vier Wochen hinterher“, sagt Anton Wolf. Auch Staunässe wie derzeit liebe der Mais nicht. „Der Boden verdichtet sich, die Wurzeln der Pflanzen können die Nährstoffe nicht mehr aufnehmen“, sagt Wolf. Anton Wagner hakt ein: „Schon früher sagten die Landwirte, dass an einem trockenen Sommer noch niemand verhungert ist, an einem nassen schon. Wir sind als Landwirte schon Jahrhunderte lang eng mit der Natur verbunden und auch von ihr abhängig, denn unsere Werkstatt ist im Freien.“
Wobei, wie er sagt, die Region rund um Neunheim, Röhlingen oder Pfahlheim noch Glück hatte. Unwetter mit Starkregen, Sturmböen und Hagel hätten den Raum Neuler, Schrezheim oder Abtsgmünd noch viel böser erwischt. Dort würden Landwirte über 100 Prozent Ernteausfall klagen.
Anton Wagner von Kartoffel Wagner würde die Nässe jetzt auch reichen. „Schon im Frühjahr hatten wir genug Feuchtigkeit. Trotzdem waren wir wegen der damaligen Frostgefahr mit dem Auslegen der Kartoffeln rund vier Wochen später dran als sonst“, berichtet er. Dann seien die Kartoffeln wegen der Kälte nicht aus dem Boden gekommen. Mit der jetzigen Feuchtigkeit im Boden hätten die Frühkartoffeln wie zum Beispiel die Sorte Annabella zu kämpfen. „Die Kartoffeln brauchen auch im Boden Sauerstoff, um wachsen zu können“, erklärt der Landwirt. „Diesen Sauerstoff nehmen sie über die Atmungszellen auf. Liegen sie aber im Wasser oder sehr feuchtem Boden,
nehmen die Knollenfrüchte über diese Atmungszellen Fäulniserreger auf, was zum Verfaulen der Kartoffeln führen kann.“
Ein weiteres Problem, das alle Landwirte betrifft, sind die feuchten Böden, die derzeit zur Ernte der Frühkartoffeln nicht befahren werden können. „Nicht einmal mit dem Siebkettenroder, und der wiegt lediglich um die 200 Kilogramm, wenig im Vergleich zum Vollernter, der fünf Tonnen auf die Waage bringt“, so Wagner. Sollte sich das Wetter deutlich bessern, werden die Frühkartoffeln jeden Tag frisch geerntet. Das könne aber noch dauern, weil die Böden mit Wasser getränkt seien und sich deshalb zwischen den angehäufelten Kartoffeln kleine Seen und Rinnsale bilden.
Trotz allem Für und Wider bei Regenmengen und Bodenfeuchtigkeit wollen die Landwirte nicht schimpfen. Aber sie seien eben eingeschränkt in ihrem Handeln, denn zu viel Feuchtigkeit erschwere ihre Arbeit erheblich.