Wenn Wurzeln an ihre Grenzen stoßen
In der Natur frei angesiedelte Pflanzen zeigen an, wie die Erde, in der sie wachsen, beschaffen ist. So gedeiht etwa ein Breitwegerich am Rande eines Wanderweges und sagt uns, dass der Boden durch die vielen Schritte stark verdichtet ist. Unsere Vorfahren orientierten sich an solchen natürlichen Anzeigern und wählten für ihren Pflanzenanbau entsprechend angepasste Arten aus. Wie sieht das in unseren Gärten aus? Hier scheint das Motto zu gelten: Gepflanzt wird, was gefällt.
Für eine kurzzeitige Sommerblume ist das kein Problem. Oberflächlich ein bisschen Blumenerde auf den Untergrund gestreut und für die wenigen Wochen gibt sich das flache Wurzelwerk damit zufrieden. Ganz anders gestaltet sich das, wenn Pflanzen langfristig ein Zuhause in unserem Garten finden sollen. Beispiel Neubaugebiet: Dort suchen Sie vergeblich nach Zeigerpflanzen. Eigentlich müsste uns der gesunde Menschenverstand bereits sagen, dass der mit Baggern vielbefahrene Untergrund stark verdichtet sein muss. All zu schnell werden jedoch Heckenpflanzen als Schutz vor Nachbars Blicken gesetzt. Deren Wurzeln stoßen dann rasch an Grenzen und sind so in ihrem Wachstum eingeschränkt. Das hat zur Folge, dass die Pflanzen alsbald vor sich hin kränkeln. Wurzeln sind wie die wilden Haare des Struwwelpeters, die, wenn man sich ihn kopfüber im Boden steckend vorstellt, ausreichend Raum benötigen, um sich frei entfalten zu können.
Was können Sie nun tun? Abhilfe schafft beispielsweise die Aussaat der einjährigen Kulturmalve oder Phacelia, deren starkes Wurzelwerk den Boden tiefgründig zu lockern vermag. In diesem zusätzlich gewonnenen Jahr bleibt Ihnen außerdem genügend Zeit, um sich über die Standortbedürfnisse Ihrer Wunschpflanzen zu informieren und eine passende Auswahl zu treffen. Böse Überraschungen können Sie dadurch vermeiden.
Tina Balke ist Pflanzenärztin. An sie wenden sich Garten- und Zimmerpflanzenbesitzer ebenso wie Profigärtner, die Probleme mit erkrankten oder schädlingsbefallenen Pflanzen haben und wissen wollen, wie sie diese loswerden. Die Diplom-Agraringenieurin und promovierte Phytomedizinerin bietet Pflanzensprechstunden online, Vorträge und in der Region Bodensee-Oberschwaben auch Gartenberatungen vor Ort an: www.die-pflanzenaerztin.de