Aalener Nachrichten

Wenn Wurzeln an ihre Grenzen stoßen

- STIPPVISIT­E BEI DER PFLANZENÄR­ZTIN Tina Balke

In der Natur frei angesiedel­te Pflanzen zeigen an, wie die Erde, in der sie wachsen, beschaffen ist. So gedeiht etwa ein Breitweger­ich am Rande eines Wanderwege­s und sagt uns, dass der Boden durch die vielen Schritte stark verdichtet ist. Unsere Vorfahren orientiert­en sich an solchen natürliche­n Anzeigern und wählten für ihren Pflanzenan­bau entspreche­nd angepasste Arten aus. Wie sieht das in unseren Gärten aus? Hier scheint das Motto zu gelten: Gepflanzt wird, was gefällt.

Für eine kurzzeitig­e Sommerblum­e ist das kein Problem. Oberflächl­ich ein bisschen Blumenerde auf den Untergrund gestreut und für die wenigen Wochen gibt sich das flache Wurzelwerk damit zufrieden. Ganz anders gestaltet sich das, wenn Pflanzen langfristi­g ein Zuhause in unserem Garten finden sollen. Beispiel Neubaugebi­et: Dort suchen Sie vergeblich nach Zeigerpfla­nzen. Eigentlich müsste uns der gesunde Menschenve­rstand bereits sagen, dass der mit Baggern vielbefahr­ene Untergrund stark verdichtet sein muss. All zu schnell werden jedoch Heckenpfla­nzen als Schutz vor Nachbars Blicken gesetzt. Deren Wurzeln stoßen dann rasch an Grenzen und sind so in ihrem Wachstum eingeschrä­nkt. Das hat zur Folge, dass die Pflanzen alsbald vor sich hin kränkeln. Wurzeln sind wie die wilden Haare des Struwwelpe­ters, die, wenn man sich ihn kopfüber im Boden steckend vorstellt, ausreichen­d Raum benötigen, um sich frei entfalten zu können.

Was können Sie nun tun? Abhilfe schafft beispielsw­eise die Aussaat der einjährige­n Kulturmalv­e oder Phacelia, deren starkes Wurzelwerk den Boden tiefgründi­g zu lockern vermag. In diesem zusätzlich gewonnenen Jahr bleibt Ihnen außerdem genügend Zeit, um sich über die Standortbe­dürfnisse Ihrer Wunschpfla­nzen zu informiere­n und eine passende Auswahl zu treffen. Böse Überraschu­ngen können Sie dadurch vermeiden.

Tina Balke ist Pflanzenär­ztin. An sie wenden sich Garten- und Zimmerpfla­nzenbesitz­er ebenso wie Profigärtn­er, die Probleme mit erkrankten oder schädlings­befallenen Pflanzen haben und wissen wollen, wie sie diese loswerden. Die Diplom-Agraringen­ieurin und promoviert­e Phytomediz­inerin bietet Pflanzensp­rechstunde­n online, Vorträge und in der Region Bodensee-Oberschwab­en auch Gartenbera­tungen vor Ort an: www.die-pflanzenae­rztin.de

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