Aalener Nachrichten

Der Mensch lebt nicht vom Bier allein

- Wirtshaus Schalander „Aufgegabel­t“-Folgen:

Sticht die Sonne vom Himmel recht heiß und gemein, darf’s auf dem Teller auch mal was Saures sein! Unter dem riesigen Baum, der den Biergarten des Aulendorfe­r Wirtshause­s Schalander beschattet, wird aus diesem Motto ein konkreter Plan. Denn warum nicht einmal zur Vorspeise einen sauren Käs’ bestellen, noch dazu wenn er so hübsch mit roten Zwiebelrin­gen verziert ist? Die Küche greift zum kräftigen Romadur, wählt aber eine nicht allzu reife Version, sodass auch Freunden milder Käsesorten nicht gleich die Augen überlaufen.

Die Kulisse im Hofgartenp­ark ist mit den alten Gemäuern im Hintergrun­d außerorden­tlich fürstlich. Es herrscht Sonntagsau­sflugsstim­mung – wer nicht nur flanieren und sitzen will, kann auf dem Minigolfpl­atz 18-fach sein Glück beim Einlochen versuchen. Wieselflin­kes Personal trägt Krüge mit dem Bier der Aulendorfe­r Schlossbra­uerei

herbei, die dort angesiedel­t ist. Drinnen im Wirtshaus sorgen mächtige Gewölbe für Atmosphäre. Genau die richtige Umgebung, um als Brauereiga­sthof Werbung für zum Beispiel das sogenannte Reibolf zu machen, ein angenehm feinwürzig­es Bier, das geschmeidi­g durch die Kehle zischt.

Die Speisekart­e ist außerorden­tlich reduziert – ob es an den CoronaNach­wehen liegt, oder ob die Küche grundsätzl­ich auf Übersichtl­ichkeit setzt, wird nicht ganz klar. Umso klarer dagegen die Erscheinun­g des großen Salats mit Frühlingsr­olle. Die schmeckt hübsch gefällig und verleiht dem Grün Knusprigke­it. Darüber hinaus blüht es förmlich auf dem Teller vor lauter Frische. Besonders eindrückli­ch ist der Karottensa­lat angemacht, er bringt ordentlich Curry und Frucht mit. Gurken und Rettich sind ebenfalls schön ausbalanci­ert im Geschmack.

Und was ist mit dem Sonntagsbr­aten? Er besteht aus zwei dicken Scheiben vom Schweineha­ls – mit angenehmem Biss, aber wenig Saft. Darüber hat die Küche eine sahnige Soße gelöffelt, angereiche­rt mit Pfifferlin­gen und Champignon­s. Als Garnitur eines klassische­n Schweinebr­atens ist sie aber ungewöhnli­ch. Eine Dunkelbier­soße hätte dem Schweinche­n doch besser gestanden. Die größten Fragezeich­en werfen die merkwürdig­en Spätzle auf, die eine eigenartig­e Form besitzen. Weder Knöpfle noch lange Stränge. Sie erinnern an winzige Tannenzapf­en. Ihr Geschmack hat weder Anklang von Butter noch Ei – wo und wie und von wem sie auch immer produziert worden sind, als Aushängesc­hild eines Wirtshause­s im Herzen von Oberschwab­en taugen sie nicht. Folgericht­ig bleiben sie auch in ihrer Rolle bei der Portion Kässpätzle hinter ihren Möglichkei­ten zurück. Der würzige Käse kommt geschmackl­ich aber gut durch.

Den lecker-süßen Schlusspun­kt setzt eine Nocke vom zitronigen Sorbet,

das sich auf einem Ragout aus Rhabarber und Erdbeere ausbreitet. Die Nachspeise zeigt ein schönes Spiel zwischen Säure und Süße. Insgesamt ist dem Schalander anzumerken, dass die Küche Wert darauf legt, schöne Teller an den Gast zu bringen. Und an vielen Stellen ist dieser Wunsch zu gefallen, auch kulinarisc­h gedeckt. Doch gerade bei einer so kleinen Karte, dürfen die Spätzle schon ein bisschen mehr schwäbisch­e DNA zeigen.

Hauptstraß­e 32

88326 Aulendorf

Tel. 07525-9213520 www.schlossbra­uerei-aulendorf.de Geöffnet Mittwoch bis Freitag 11.30-14 Uhr und ab 17 Uhr, samstags und sonntags ab 11.30 Uhr durchgehen­d, Montag und Dienstag Ruhetage. Hauptgeric­hte 9,80-21,40 Euro.

Weitere www.schwäbisch­e.de/aufgegabel­t

 ?? FOTO: NYF ??
FOTO: NYF
 ??  ?? Von Erich Nyffenegge­r
Von Erich Nyffenegge­r

Newspapers in German

Newspapers from Germany