Bye-bye Benziner, danke Diesel
Immer mehr Autohersteller benennen konkrete Szenarien für den Abschied vom Verbrenner
Das waren zwei Ankündigungen mit einer gehörigen Sprengkraft: Audi hat Ende Juni ein konkretes Datum für den Abschied vom Verbrenner genannt, und das Mutterhaus VW hat wenige Tage später nachgezogen. Da musste auch dem Letzten klar werden, dass die Zeit der Benziner und Diesel unweigerlich zu Ende geht.
„2025 werden wir das letzte neue Modell mit Verbrennermotor auf den Markt bringen“, brachte AudiVorstandschef Markus Duesmann den Stein ins Rollen. Danach wollen die Bayern nur noch rein elektrische Autos präsentieren und den letzten Verbrenner je nach Marktlage bis spätestens 2033 auslaufen lassen. Wenig später hat sich VW-Vertriebsvorstand Klaus Zellmer in einem Interview ebenfalls festgelegt. Man wolle in Europa zwischen 2033 und 2035 aus dem Geschäft mit Verbrenner-Fahrzeugen aussteigen.
General Motors als einer der größten Hersteller der Welt will ab 2035 keine Pkw mehr mit lokalen Emissionen verkaufen. Jüngst hat auch Fiat für die Jahre 2025 bis 2030 die schrittweise Umstellung auf ein rein elektrisches Portfolio beschlossen. Honda will ab 2040 keine Verbrenner
mehr anbieten – auch keine Hybriden, so das Unternehmen.
Bei Volvo beginnt das rein elektrische Zeitalter laut Hersteller 2030. Bei Jaguar soll der Abschied fünf Jahre früher starten. Ab 2025 fahren alle unsere Autos rein elektrisch, sagte Firmenchef Thierry Bolloré im Frühjahr. Er hat jetzt gegenüber englischen Medien konkretisiert, dass aus der aktuellen Palette nur der I-Pace eine Zukunft habe. Alle anderen SUVs, der Sportwagen F-Type und die Limousinen vom XE bis zum XJ würden eingestellt und durch neue Konzepte ersetzt. Smart indes hat bereits vor zwei Jahren den Verbrenner ins Museum gestellt und fährt seitdem nur noch elektrisch.
Bei all diesen Ausstiegsankündigungen lohnt ein Blick ins Kleingedruckte: Denn oft ist der Abschied weder endgültig, noch ist er allumfassend. Audi zum Beispiel will etwa in China für China auch über 2025 hinaus noch Verbrenner entwickeln und produzieren. Und auch VW will sich im Ausland mehr Zeit lassen: In den USA und China wird der Ausstieg etwas später erfolgen, ist dem Interview von Vertriebsvorstand Zellmer zu entnehmen. Und auch in Südamerika und Afrika werde es noch „ein gutes Stück länger“dauern.
Auch Porsche will nach eigenen Angaben zumindest bei der Sportwagen-Ikone 911 so lange wie irgend möglich am Verbrenner festhalten. Nicht zuletzt deswegen beteiligt sich der Hersteller an der Entwicklung sogenannter E-Fuels. Synthetisch hergestellt, können sie in konventionellen Motoren CO2neutral verbrannt werden und den Benziner so in die Verlängerung retten.
Johann Kistler, Projektleiter des elektrischen BMW-Hoffnungsträgers iX, schwört auf die Technologieoffenheit und eine lange Laufzeit von
Benzinern und Dieseln: „Selbst wenn wir in ein paar Jahren 50 Prozent elektrifizierte Fahrzeuge verkaufen sollten, bleiben 50 Prozent an Kunden, die wir mit den Stromern nicht erreichen“, sagte der Ingenieur bei einer Besichtigung des Werks in Dingolfing mit Journalisten. Dort laufen mit iX, 5er, 7er und 8er vom Diesel über den V8 und den Plug-inHybrid bis hin zum E-Motor alle Antriebsvarianten flexibel über ein Band. „Das ist die clevere Antwort auf die Fragen dieser Zeit“, so Kistler und erteilt kategorischen Ausstiegsszenarien eine Absage.
Albert Biermann will auch nicht allein an den Akku-Antrieb glauben. Das obwohl er als Entwicklungsvorstand von Hyundai und Kia eines der ambitioniertesten Elektrifizierungsprogramme in der Branche verantwortet. Dass er trotz mehrerer Dutzend neuer E-Autos auch im Pkw alternativ zur Batterie an der Brennstoffzelle festhält, begründet er vor allem mit Zweifeln an der Infrastruktur:
„Wir werden in den nächsten fünf bis zehn Jahren nie und nimmer genügend Ladesäulen in den einzelnen Ländern haben, um all die jetzt angekündigten Elektroautos ohne nennenswerte Wartezeiten mit Strom zu versorgen.“(dpa)