Aalener Nachrichten

Bye-bye Benziner, danke Diesel

Immer mehr Autoherste­ller benennen konkrete Szenarien für den Abschied vom Verbrenner

- Von Thomas Geiger

Das waren zwei Ankündigun­gen mit einer gehörigen Sprengkraf­t: Audi hat Ende Juni ein konkretes Datum für den Abschied vom Verbrenner genannt, und das Mutterhaus VW hat wenige Tage später nachgezoge­n. Da musste auch dem Letzten klar werden, dass die Zeit der Benziner und Diesel unweigerli­ch zu Ende geht.

„2025 werden wir das letzte neue Modell mit Verbrenner­motor auf den Markt bringen“, brachte AudiVorsta­ndschef Markus Duesmann den Stein ins Rollen. Danach wollen die Bayern nur noch rein elektrisch­e Autos präsentier­en und den letzten Verbrenner je nach Marktlage bis spätestens 2033 auslaufen lassen. Wenig später hat sich VW-Vertriebsv­orstand Klaus Zellmer in einem Interview ebenfalls festgelegt. Man wolle in Europa zwischen 2033 und 2035 aus dem Geschäft mit Verbrenner-Fahrzeugen aussteigen.

General Motors als einer der größten Hersteller der Welt will ab 2035 keine Pkw mehr mit lokalen Emissionen verkaufen. Jüngst hat auch Fiat für die Jahre 2025 bis 2030 die schrittwei­se Umstellung auf ein rein elektrisch­es Portfolio beschlosse­n. Honda will ab 2040 keine Verbrenner

mehr anbieten – auch keine Hybriden, so das Unternehme­n.

Bei Volvo beginnt das rein elektrisch­e Zeitalter laut Hersteller 2030. Bei Jaguar soll der Abschied fünf Jahre früher starten. Ab 2025 fahren alle unsere Autos rein elektrisch, sagte Firmenchef Thierry Bolloré im Frühjahr. Er hat jetzt gegenüber englischen Medien konkretisi­ert, dass aus der aktuellen Palette nur der I-Pace eine Zukunft habe. Alle anderen SUVs, der Sportwagen F-Type und die Limousinen vom XE bis zum XJ würden eingestell­t und durch neue Konzepte ersetzt. Smart indes hat bereits vor zwei Jahren den Verbrenner ins Museum gestellt und fährt seitdem nur noch elektrisch.

Bei all diesen Ausstiegsa­nkündigung­en lohnt ein Blick ins Kleingedru­ckte: Denn oft ist der Abschied weder endgültig, noch ist er allumfasse­nd. Audi zum Beispiel will etwa in China für China auch über 2025 hinaus noch Verbrenner entwickeln und produziere­n. Und auch VW will sich im Ausland mehr Zeit lassen: In den USA und China wird der Ausstieg etwas später erfolgen, ist dem Interview von Vertriebsv­orstand Zellmer zu entnehmen. Und auch in Südamerika und Afrika werde es noch „ein gutes Stück länger“dauern.

Auch Porsche will nach eigenen Angaben zumindest bei der Sportwagen-Ikone 911 so lange wie irgend möglich am Verbrenner festhalten. Nicht zuletzt deswegen beteiligt sich der Hersteller an der Entwicklun­g sogenannte­r E-Fuels. Synthetisc­h hergestell­t, können sie in konvention­ellen Motoren CO2neutral verbrannt werden und den Benziner so in die Verlängeru­ng retten.

Johann Kistler, Projektlei­ter des elektrisch­en BMW-Hoffnungst­rägers iX, schwört auf die Technologi­eoffenheit und eine lange Laufzeit von

Benzinern und Dieseln: „Selbst wenn wir in ein paar Jahren 50 Prozent elektrifiz­ierte Fahrzeuge verkaufen sollten, bleiben 50 Prozent an Kunden, die wir mit den Stromern nicht erreichen“, sagte der Ingenieur bei einer Besichtigu­ng des Werks in Dingolfing mit Journalist­en. Dort laufen mit iX, 5er, 7er und 8er vom Diesel über den V8 und den Plug-inHybrid bis hin zum E-Motor alle Antriebsva­rianten flexibel über ein Band. „Das ist die clevere Antwort auf die Fragen dieser Zeit“, so Kistler und erteilt kategorisc­hen Ausstiegss­zenarien eine Absage.

Albert Biermann will auch nicht allein an den Akku-Antrieb glauben. Das obwohl er als Entwicklun­gsvorstand von Hyundai und Kia eines der ambitionie­rtesten Elektrifiz­ierungspro­gramme in der Branche verantwort­et. Dass er trotz mehrerer Dutzend neuer E-Autos auch im Pkw alternativ zur Batterie an der Brennstoff­zelle festhält, begründet er vor allem mit Zweifeln an der Infrastruk­tur:

„Wir werden in den nächsten fünf bis zehn Jahren nie und nimmer genügend Ladesäulen in den einzelnen Ländern haben, um all die jetzt angekündig­ten Elektroaut­os ohne nennenswer­te Wartezeite­n mit Strom zu versorgen.“(dpa)

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FOTO: MARIJAN MURAT/DPA Rauchzeich­en deuten: Wie lange werden die Hersteller noch Autos mit Verbrenner anbieten? Einige haben bereits einen Ausstiegsp­lan vorgestell­t.

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