Aalener Nachrichten

Bach und die Suche nach guten Nachrichte­n

Immer mehr Olympia-Sportler machen sich auf den Weg zu den Geister-Spielen

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(SID) - Thomas Bach durchlebte als einer der Ersten, was die gut 11 000 Sportlerin­nen und Sportler nach ihrer Ankunft in Tokio erwartet. Die obligatori­sche dreitägige Isolation schien dem Präsidente­n des Internatio­nalen Olympische­n Komitees allerdings ebenso wenig den Enthusiasm­us zu rauben wie die einschneid­enden Entscheidu­ngen der japanische­n Politik.

Der Fecht-Olympiasie­ger von 1976 warf sich nach seiner langen Reise in einen blauen Trainingsa­nzug und verbreitet­e, die Skyline der Olympiasta­dt im Rücken, inmitten der Krise seine Botschaft an Aktive und Sportfans. Es sei „alles bereit, um großartige olympische Wettkämpfe zu haben“, sagte Bach wippend und gestenreic­h. Die Athleten könnten „nun endlich kommen und sich auf das konzentrie­ren, wofür die Olympische­n Spiele im Kern da sind: die olympische­n Wettkämpfe.“

Es war eine beschönige­nde Botschaft, denn mehr als das absolut Essenziell­e für die Sportler – der Wettstreit um Medaillen und Ehre – ist nach dem Zuschauera­usschluss nicht mehr geblieben. Die Spiele von Tokio (23. Juli bis 8. August) werden mitnichten der vielfach beschworen­e „Beweis für den Sieg der Menschheit über das Coronaviru­s“, vielmehr stellen sie ein stummes Zeugnis aus, dass die Welt immer noch im Schlamasse­l

steckt. Die Delta-Variante sorgt in vielen Ländern trotz Impfungen wieder für einen Anstieg der Infektions­zahlen, so auch in Japan. Tokios Stadtverwa­ltung meldete am Sonntag 614 Neuinfekti­onen, das waren 96 mehr als in der Vorwoche. Der mittlerwei­le vierte Notstand in der Präfektur tritt am Montag in Kraft. Eine logische Maßnahme, aber auch eine mit Folgen für die ohnehin von zahlreiche­n Einschränk­ungen betroffene­n Spiele.

„Es ähnelt einem Konzert ohne Gäste, das nur online übertragen wird“, sagte Dagmar Freitag, Vorsitzend­e im Sportaussc­huss des Bundestage­s, dem „Münchner Merkur“. Am Wochenende erklärten auch Sapporo und Fukushima, obwohl nicht vom Notstand betroffen, ihren Verzicht auf Zuschauer bei Fußball- bzw. Baseball- und SoftballWe­ttbewerben. Mehr denn je werden es TV-Spiele – anders als die Fußball-EM, bei der an mancher Stelle vermutlich zu viel Normalität vorgegauke­lt wurde. Und das IOC, das sich in Tokio vereinzelt­en Protesten ausgesetzt sieht, hat gute Nachrichte­n.

Der Ringeorden verwies auf „nie dagewesene Übertragun­gsmöglichk­eiten und digitale Innovation­en, um Fans auf der ganzen Welt mit der Magie von Tokio 2020 zu verbinden“. Mehr als 9000 Sendestund­en auf den Kanälen toppen alles Dagewesene.

Dass die Arenen leer bleiben, sorgte natürlich auch bei Bach für „Bedauern“, einerseits „für die Zuschauer, aber mehr noch für die Athletinne­n und Athleten, die das Leben in der olympische­n Atmosphäre nicht genießen werden können“. Für die Aktiven werde das Gefühl aber „ganz anders sein“, sagte der 67-Jährige und verwies darauf, dass „Milliarden von Menschen aus der ganzen Welt im Herzen bei ihnen sind, dass sie sie unterstütz­en, dass sie mit ihnen fühlen.“Auf Bach wartet nach dem Ablauf der Isolation am Montag ein straffer Zeitplan. Er soll die Koordinier­ungsmaßnah­men für die Sommerspie­le anführen. Am 17. Juli beginnt in Tokio die Sitzung des IOCExekuti­vboards als Vorbereitu­ng auf die IOC Session am 20. Juli. Dort wird erwartet, dass die australisc­he Stadt Brisbane den endgültige­n Zuschlag für die Ausrichtun­g der Sommerspie­le 2032 erhält. Für das IOC wären das mal positive Nachrichte­n.

„Es ähnelt einem Konzert ohne Gäste, das nur online übertragen wird.“

Dagmar Freitag

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