Pogacar wehrt Attacken in den Pyrenäen ab
Slowene geht als souveräner Spitzenreiter in die letzte Tour-Woche – Buchmann fährt weiter hinterher
108. Tour de France, 14. Etappe, Carcassonne – Quillan (183,7 km): 1. Mollema (Niederlande/Trek-Segafredo) 4:16:16 Std,
2. Konrad (Österreich/Bora-hansgrohe), 3. Higuita (Kolumbien/EF Education-Nippo) beide 1:04 Min. zur., 4. Cattaneo (Italien/ Deceuninck-Quick-Step) 1:06, 5. Woods (Kanada/Israel Start-Up Nation) 1:10, 6. Fraile (Spanien/Astana) 1:25, 28. Buchmann (Ravensburg/Bora-hansgrohe) 6:53,
58. Zimmermann (Augsburg/Wanty-Gobert), 59. Politt (Köln/Bora-hansgrohe) beide 9:52, 75. Geschke (Berlin/Cofidis) 13:15, 79. Rutsch (Erbach/EF EducationNippo) 16:47, 87. Greipel (Rostock/Israel Start-Up Nation), 90. Zabel (Unna/Israel Start-Up Nation) beide 17:42, 139. Walscheid (Neuwied/Qhubeka Nexthash) 25:34. – 15. Etappe, Ceret – Andorra la Vella (191,3 km): 1. Kuss (USA/Jumbo-Visma) 5:12:06 Std., 2. Valverde (Spanien/
Movistar) 0:23 Min. zur., 3. Poels (Niederlande/Bahrain Victorious), 4. Izagirre (Spanien/Astana), 5. Guerreiro (Portugal/ EF Education-Nippo), 6. Quintana (Ecuador/Arkea-Samsic) alle 1:15, 42. Buchmann 14:35, 52. Geschke 18:06, 59. Rutsch 20:06, 102. Zimmermann 24:27, 109. Politt 25:35, 123. Greipel, 126. Zabel beide 30:49, 140. Walscheid 33:20. – Gesamtwertung (nach 15 von 21 Etappen): 1. Pogacar (Slowenien/UAE Team Emirates) 62:07:18 Std., 2. Uran (Kolumbien/EF EducationNippo) 5:18, 3. Vingegaard (Dänemark/ Jumbo-Visma) 5:32, 4. Carapaz (Ecuador/ Ineos) 5:33, 5. O'Connor (Australien/ AG2R) 5:38, 6. Kelderman (Niederlande/ Bora-hansgrohe) 6:16, 43. Buchmann 1:29:56, 58. Politt 1:48:21, 66. Geschke 1:55:45, 68. Rutsch 1:56:00, 105. Zimmermann 2:31:23, 119. Greipel 2:46:39, 132. Walscheid 2:57:56, 135. Zabel 2:59:37.
(SID) - Nach der kühlenden Erfrischung aus der Wasserflasche genoss Tadej Pogacar routiniert seinen großen Auftritt auf dem Podium. Im Schatten der grünen Pyrenäen-Gipfel von Andorra reckte der Titelverteidiger der Tour de France im Gelben Trikot die Arme in die Höhe und blinzelte zufrieden in den blauen Himmel.
Die ersten Pyrenäen-Prüfungen hatte der 22-jährige Slowene zuvor mit Bravour bestanden. Die Hitze, die dünne Luft auf dem 2408 Meter hohen Dach der Tour sowie sämtliche Attacken der verbissen kämpfenden Konkurrenz – nichts brachte Pogacar auf der 191,3 Kilometer langen 15. Etappe in Verlegenheit. „Sie haben versucht, mich zu attackieren. Aber ich habe mich gut gefühlt, das war für sie natürlich nicht so optimal“, sagte Pogacar mit einem Grinsen: „Wir werden sehen, wie sich der Kampf um das Gelbe Trikot weiterentwickelt. Jeder ist müde.“
Nach dem siebten Tag im maillot jaune startet Pogacar mit einem komfortablen Vorsprung in die Schlusswoche. Nach dem Wochenende der Ausreißer-Siege führt der Kapitän des Teams UAE Emirates die Gesamtwertung mit 5:18 Minuten vor Rigoberto Uran (EF Education-Nippo) an. Pogacar, der vor zwei Jahren bei der Vuelta in Andorra seinen ersten Etappensieg bei einer großen Landesrundfahrt gefeiert hatte, agierte ähnlich souverän wie zuvor in den Alpen und am Mont Ventoux. Noch stärker gefordert wird Pogacar allerdings erst nach dem Ruhetag am Montag, wenn unter anderem der berüchtigte Col du Tourmalet befahren werden muss.
Jubeln durfte am Sonntag das Team Jumbo-Visma, das in den Alpen in Primoz Roglic den wohl schärfsten
Pogacar-Herausforderer verloren hatte. Der US-Amerikaner Sepp Kuss bescherte der niederländischen Equipe den zweiten Etappensieg. „Es ist unglaublich“, sagte der 26-jährige Kuss. Der Däne Jonas Vingegaard (+ 5:32) liegt als Dritter der Gesamtwertung zudem auf Podestkurs.
Wie schon am Samstag, als der Niederländer Bauke Mollema (TrekSegafredo) beim Pyrenäen-Auftakt in Quillan seinen zweiten Tour-Etappensieg
nach 2017 feierte, spielten die deutschen Fahrer nur eine Nebenrolle und verpassten den Sprung in die Fluchtgruppe. 32 Fahrer, darunter Prominenz wie Weltmeister Julian Alaphilippe, Ex-Tour-Champion Vincenzo Nibali und Ventoux-Sieger Wout Van Aert, setzten sich zu Beginn des Rennens in den Kleinstaat ab. Der Vorsprung der Ausreißer wuchs schnell und pendelte sich zunächst bei rund zehn Minuten ein, schrumpfte dann aber drastisch, als die Gruppe die Grenze zu Andorra erreichte und den Port d'Envalira als höchsten Punkt der diesjährigen Tour in Angriff nahm.
Am finalen Anstieg Col de Beixalis (1. Kategorie), an dem Kuss die entscheidende Attacke zum Tageserfolg gesetzt hatte, wurde Pogacar so entschieden wie bisher noch nie im Gelben Trikot gefordert. Vingegaard, Uran, Richard Carapaz (Ineos) – sie alle zwangen Pogacar mit Attacken zur Reaktion. Abhängen ließ sich der Slowene nicht – anders als Emanuel Buchmann.
Der gesundheitlich angeschlagene Ravensburger vom deutschen Team Bora-hansgrohe diente dem niederländischen Podestkandidaten Wilco Kelderman im Hauptfeld als Helfer, musste in der Endphase aber abreißen lassen. Der Gesamtvierte von 2019 hatte schon morgens angekündigt, dass er auf dem Weg nach Andorra andere Ziele verfolge. „Ich hoffe, dass ich nach dem Ruhetag wieder richtig fit bin. Ich will so lange wie es geht an der Seite von Wilco sein“, sagte der Ravensburger. Falls es Buchmann noch auf einen Tagessieg abgesehen hat, müsste dies in der Finalwoche gelingen. Nach der turbulenten und heißen Auftakthatz in den Pyrenäen ist am Dienstag aber erst einmal Regeneration angesagt.