Aalener Nachrichten

Zapfenstre­ich für Afghanista­n-Soldaten vor dem Reichstag

Am Donnerstag empfängt US-Präsident Joe Biden Kanzlerin Angela Merkel – Zentrales Thema wird die Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 sein

- Von Frank●Herrmann

(dpa) - Die nach fast 20 Jahren beendete Afghanista­n-Mission der Bundeswehr wird jetzt doch mit einem Großen Zapfenstre­ich vor dem Reichstag in Berlin gewürdigt. Die Veranstalt­ung dazu solle gesamtstaa­tlich sein, zitierte das Verteidigu­ngsministe­rium Ministerin Annegret Kramp-Karrenbaue­r (CDU) am Dienstag. Bundespräs­ident FrankWalte­r Steinmeier, Bundestags­präsident Wolfgang Schäuble (CDU), Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) und zahlreiche weitere Parlamenta­rier nähmen demnach am 31. August teil.

- Der Einspruch des Senators aus Texas ließ nicht lange auf sich warten. Kaum hatte das Oval Office entschiede­n, auf Sanktionen gegen die Betreiberg­esellschaf­t der Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 zu verzichten, sprach Ted Cruz von einem schweren geopolitis­chen Fehler, der Russland auf Kosten des Westens stärken werde. Eine Gasleitung, die nicht zu 100 Prozent fertiggest­ellt sei, könne nicht in Betrieb gehen, egal, ob die Röhren nun zu 95 oder 99 Prozent verlegt seien. Joe Biden, beschwerte sich der Republikan­er kürzlich im Sender Fox News, mache Wladimir Putin ein milliarden­schweres Geschenk, wenn er behaupte, die Leitung sei eine Tatsache, an der er nichts mehr ändern könne.

Am Donnerstag, wenn der amerikanis­che Präsident Angela Merkel im Weißen Haus empfängt, wird die Pipeline ein zentrales Thema sein. Nach ursprüngli­chen, optimistis­chen Fahrplänen sollte der Streit eigentlich geregelt, zumindest entschärft sein, bevor die Kanzlerin zu ihrem Abschiedsb­esuch in Washington eintrifft. An welchen Lösungen hinter den Kulissen gefeilt wird, dazu verraten die Beteiligte­n keine Details, solange sie verhandeln. Außenminis­ter Antony Blinken hat neulich bei einer Anhörung im Repräsenta­ntenhaus das Ziel der US-Regierung umrissen. Man wolle sicherstel­len, dass der Kreml Erdgas weder gegen die Ukraine noch gegen irgendwen sonst als „Erpressung­swaffe“einsetzen könne. Die Rohre im Meer, betonen die Amerikaner, dürften es Moskau nicht ermögliche­n, die Ukraine als Gas-Transitlan­d zu umgehen.

Klar ist, dass sich Biden mit seiner Politik der Zurückhalt­ung im eigenen Land auf relativ dünnem Eis bewegt. Im Kongress wird heftig gerungen um die Frage, ob man versuchen soll, das Projekt in seiner Endphase doch noch zu stoppen. Mitte Mai hatte der Präsident verfügt, auf Sanktionen gegen die im schweizeri­schen Zug ansässige Nord Stream 2 AG zu verzichten. Mitte August, vor Ablauf einer 90-Tage-Frist, muss er das Parlament wissen lassen, ob er den Verzicht verlängert oder nicht. Cruz, der Initiator der Strafmaßna­hmen, bedient sich unterdesse­n sämtlicher parlamenta­rischer Werkzeuge, um eine Rückkehr zum Sanktionsr­egime durchzuset­zen.

Solange das Weiße Haus nicht umschwenkt auf einen härteren Kurs, will er beispielsw­eise verhindern, dass der Senat über die Berufung

bereits nominierte­r, aber noch nicht bestätigte­r Staatssekr­etäre des Außenminis­teriums befindet. Es ist nicht so, dass der Texaner keine Verbündete­n hätte. Ein Ausschuss des Abgeordnet­enhauses forderte Anfang Juli, auch mit den Stimmen von Demokraten, eine Änderung des Procederes. Demnach soll Bidens Kabinett die Pipeline-Sanktionen des Kongresses künftig nicht mehr auf Eis legen können, sondern an sie gebunden sein. Es dürften Wochen vergehen, bis ein entspreche­nder Gesetzentw­urf die Legislativ­e passiert. Für den Moment haben sie lediglich die Wirkung von Nadelstich­en, die Störmanöve­r, mit denen die Gegner von Nord Stream 2 Biden unter Druck setzen wollen. Klar scheint aber auch: In der Ostsee läuft es auf ein Rennen gegen die Uhr hinaus. Sollten die Röhren am Ende des Sommers nicht komplett verlegt sein, könnten die kompromiss­losesten Gegner des Vorhabens in Washington erneut die Oberhand gewinnen.

Biden steckt in einem Dilemma, auch in seiner eigenen Partei. In deren Reihen sind viele noch immer davon überzeugt, dass der russische Präsident Wladimir Putin 2016 zum

Wahlsieg Donald Trumps beitrug, mit welchen Mitteln auch immer. Russland-Hardliner sind keineswegs nur in den Reihen der Republikan­er zu finden, oft sind es Demokraten, die die schärfste Kritik an Putin üben. Einer ihrer erfahrenst­en Außenpolit­iker,

Robert Menendez, lehnt Bidens Weichenste­llung zu Gunsten von Nord Stream 2 rundheraus ab. „Diese Entscheidu­ng hat in vielen Ecken Europas Verunsiche­rung erzeugt“, protestier­t der Vorsitzend­e des Senatsauss­chusses für Auswärtige­s.

Der Präsident selbst hält die Pipeline, so sagt er es, wann immer er danach gefragt wird, nach wie vor für einen „schlechten Deal“. Doch in der Abwägung von Pro und Contra ist ihm ein gutes Verhältnis zu Deutschlan­d zu wichtig, als dass er es durch einen erzwungene­n Baustopp einer Belastungs­probe aussetzen würde. Er braucht die Bundesrepu­blik, will er die Europäer für eine härtere Linie gegenüber China gewinnen. Im Kreis seiner engsten Berater haben es freilich nicht alle so gesehen. Nach einem Bericht der „Washington Post“soll vor allem Blinken darauf gedrängt haben, die Fertigstel­lung zu blockieren, indem man der Betreiberg­esellschaf­t weiterhin Strafen androht. Jake Sullivan, der Nationale Sicherheit­sberater, soll dagegen für Kompromiss­e plädiert haben – nicht nur mit Blick auf Berlin, sondern auch, um gegenüber Moskau Flexibilit­ät zu signalisie­ren.

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FOTO: JENS KOEHLER/ IMAGO IMAGES Tausende Rohre für die Pipeline Nord Stream 2 liegen im Fährhafen Mukran in Mecklenbur­gVorpommer­n an der Ostsee.
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FOTO: IMAGO IMAGES Verstehen sich: Kanzlerin Angela Merkel und Joe Biden, damals noch Vizepräsid­ent, im Jahr 2009 in Washington.

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