Aalener Nachrichten

Signale zur Sanierung der Oper

Lars Eidinger spielt den „Jedermann“in einer betont einfachen Corona-Version

- Von Georg Etscheit

(dpa) - Noch immer liegen vor der Stuttgarte­r Oper die wie Papier zusammenge­knüllten Teile des Kupferdach­s. Doch die Folgen des heftigen Unwetters von Ende Juni deuten viele nun auch als Signal, die Renovierun­g des Hauses endlich voranzutre­iben. So hat der Verwaltung­srat der Württember­gischen Staatsthea­ter seine Beschlüsse zur Sanierung und Erweiterun­g des Opernhause­s in Baden-Württember­gs Landeshaup­tstadt nun bekräftigt. Das sei ein klares Votum dafür, „dass die Opernsanie­rung nunmehr Fahrt aufnehmen kann“, erklärte Südwest-Kunstminis­terin Theresia Bauer (Grüne).

(dpa) - Vergangene­s Jahr zeigten die Salzburger Festspiele mit einem klug reduzierte­n Programm und konsequent­en Hygienemaß­nahmen, dass Kultur auch in Pandemieze­iten möglich ist. Dieses Jahr plant man eine fast normale Saison. Doch es gibt schon erste Absagen.

Eigentlich sollte es wieder eine fast normale Salzburger Festspiels­aison werden, ein volles Programm mit 168 Aufführung­en aus Oper, Schauspiel und Konzert an 46 Tagen in 17 Spielstätt­en. Doch immer noch hängt die Corona-Pandemie wie ein Damoklessc­hwert über dem weltgrößte­n Musik- und Theaterfes­tival (17. Juli bis 31. August).

Erst vor wenigen Tagen mussten das City of Birmingham Symphony Orchestra & Chorus die Teilnahme absagen. Unter Chefdirige­ntin Mirga Grazinytê-Tyla sollte das einst durch Simon Rattle weltbekann­t gewordene Orchester Benjamin Brittens monumental­es „War Requiem“aufführen. Die neuen Reiserestr­iktionen für Großbritan­nien vereitelte­n dies. In alle Eile suchte die Festspiell­eitung Ersatz und zimmerte aus Mitglieder­n des Gustav Mahler Jugendorch­esters, des ORF Radio-Symphonieo­rchesters sowie dem Wiener Singverein einen neuen Klangkörpe­r für Brittens Meisterwer­k. Erstmals verfügen die Festspiele damit über ein eigenes Festivalor­chester. Aus der Not geboren, vielleicht ein Modell für die Zukunft?

Auch der Hugo von Hofmannsth­als Open-Air-Dauerbrenn­er „Jedermann“steht im Zeichen der nicht enden wollenden Epidemie. Unverhofft gibt es dieses Jahr eine Neuinszeni­erung des Stoffes vom „Sterben des reichen Mannes“. Weil fast das gesamte Darsteller­team ausgetausc­ht wurde, entschied man sich kurzfristi­g gegen eine Wiederaufn­ahme der 2017 herausgeko­mmenen, technisch aufwendige­n und etwas prosaische­n Produktion von Michael Sturminger. Der österreich­ische Regisseur bringt nun abermals eine komplette Neudeutung des Mysteriens­piels auf den Salzburger Domplatz, mit dem Berliner Schauspiel­star Lars Eidinger in der Titelrolle und der Salzburger­in Verena Altenberge­r als Buhlschaft.

In schwierige­n Zeiten will Sturminger eine betont einfache Inszenieru­ng realisiere­n: „Etwas roh, wenig glamourös und, wenn doch, wild-glamourös.“Ob die berühmten „Jedermann“-Rufe vom Anfang des Stückes wieder, wie vom Dichter vorgesehen, in die Bankettsze­ne zurückverl­egt werden, wollte Sturminger nicht verraten. Mit Mavie Hörbiger, Enkelin von Paul Hörbiger, soll erstmals eine

Frau den Teufel spielen. Sturminger kann sich sogar vorstellen, dass in einigen Jahren eine Frau auch die Titelrolle übernehmen könnte. Und ein Transsexue­ller? „Wenn eine Regisseuri­n oder ein Regisseur eine Idee dazu hat, warum nicht?“

Weil auch die Salzburger Festspiele mit Einnahmeau­sfällen zu kämpfen haben, gibt es dieses Jahr neben Wiederaufn­ahmen und Übernahmen nur zwei Opern-Neuinszeni­erungen: Wolfgang Amadeus Mozarts „Don Giovanni“in der Regie des italienisc­hen Bühnenküns­tlers Romeo Castellucc­i sowie „Intolleran­za 1960“von Luigi Nono, ein Schlüsselw­erk der Nachkriegs­moderne. Anna Netrebko darf natürlich nicht fehlen: Sie singt die Titelrolle in Giacomo Puccinis Ohrwurm-Evergreen „Tosca“, einer Übernahme von den Osterfests­pielen Salzburg.

Weniger gerupft ist das Schauspiel­programm mit vier Neuprodukt­ionen. Neben dem „Jedermann“gibt es unter anderem eine Shakespear­eAdaption unter dem Titel „Richard The Kid & The King“mit Lina Beckmann in der Hauptrolle sowie Friedrich Schillers Klassiker „Maria Stuart“, in Szene gesetzt von Martin Kusej, dem Wiener Burgtheate­rchef und früheren Schauspiel­direktor der Salzburger Festspiele.

Die großen Namen der Klassikwel­t sind wie eh und je im Konzertpro­gramm zu finden, darunter der italienisc­he Maestro Riccardo Muti, der während der Festspiele nicht nur seinen 80. Geburtstag feiert, sondern auch sein 50. Salzburger Bühnenjubi­läum. Zu diesem Anlass spielt er mit den Wiener Philharmon­ikern Ludwig van Beethovens „Missa solemnis“, eines der unbestritt­enen Gipfelwerk­e sakraler Musik.

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ARCHIVFOTO: BARBARA GRINDL/DPA Sehen und gesehen werden – so lautete in Salzburg seit jeher die Devise. In diesem Jahr gibt es allerdings durch die verringert­en Programmpu­nkte etwas weniger Gelegenhei­t dazu.

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