Chefin des Ethikrats gegen Impfpflicht
Was für und gegen einen Zwang für einzelne Berufsgruppen spricht
- Die Vermutung liegt nahe: Wären Lehrkräfte und Pflegepersonal durchgeimpft, hätte es die DeltaVariante deutlich schwerer. Es ist aber unwahrscheinlich, dass es in Deutschland zu einer Impfpflicht für diese Berufsgruppen kommt. Antworten auf die wichtigsten Fragen:
Wäre die Impfpflicht für Lehrkräfte ein Schritt zu mehr Sicherheit in den Klassenzimmern?
Nicht unbedingt. Laut einer vier Wochen alten Studie des Robert-KochInstituts sind 84 Prozent der Lehrkräfte an deutschen Schulen mindestens einmal geimpft. Inzwischen dürfte der Prozentsatz noch höher liegen. Den Rest zwangsweise impfen zu lassen, würde wenig bringen.
Von wem stammt der Vorschlag?
Vorgeschlagen hatte die Impfpflicht für Lehrkräfte der Professor für Humangenetik an der Universität des
Saarlandes, Wolfram Henn, der zugleich Mitglied des Ethikrats ist. Ethikrat-Vorsitzende Alena Buyx sieht das allerdings anders. Wichtiger als eine Impfpflicht seien flexible Impfangebote, um mehr Menschen zu erreichen. Auch Kanzlerin Angela Merkel (CDU) sprach sich am Dienstag klar gegen die Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen aus.
Wäre eine teilweise Impfpflicht rechtlich durchsetzbar?
Das ist umstritten. Rechtsexperten sind sich weitgehend einig, dass eine Impfpflicht für Lehrkräfte rechtlich nicht haltbar wäre, da der gesundheitliche Effekt für die Schulkinder gering sei. Anders sieht das beim Pflegepersonal etwa in den Kliniken aus. Dort werden viele Menschen behandelt, die sich wegen schwerer Erkrankungen nicht impfen lassen können, aber stark gefährdet sind.
Warum gibt es bei Masern eine Impfpflicht?
Weil so die Masern gut in Schach gehalten werden können. Die MasernImpfpflicht gilt für Lehrkräfte und Schulkinder. Bei Corona gibt es dagegen keine Impfempfehlung für Schulkinder.
Wie sieht es in anderen Ländern aus?
Frankreich und Griechenland wollen eine Impfpflicht für Gesundheitsund Pflegeberufe einführen. In Italien besteht für Ärzte und medizinisches Personal bereits seit Mai eine solche Pflicht. In Frankreich buchten am Montag nach einer Fernsehansprache von Präsident Emmanuel Macron fast eine Million Menschen einen Corona-Impftermin. Etwa zwei Drittel der Buchungen entfielen auf unter 35-Jährige. Macron hatte angekündigt, dass sich bis Mitte September alle Mitarbeitenen von Gesundheits-und Pflegeeinrichtungen impfen lassen müssen. Ansonsten müssten sie ohne Bezahlung zu Hause bleiben.