Aalener Nachrichten

Chefin des Ethikrats gegen Impfpflich­t

Was für und gegen einen Zwang für einzelne Berufsgrup­pen spricht

- Von Michael Gabel

- Die Vermutung liegt nahe: Wären Lehrkräfte und Pflegepers­onal durchgeimp­ft, hätte es die DeltaVaria­nte deutlich schwerer. Es ist aber unwahrsche­inlich, dass es in Deutschlan­d zu einer Impfpflich­t für diese Berufsgrup­pen kommt. Antworten auf die wichtigste­n Fragen:

Wäre die Impfpflich­t für Lehrkräfte ein Schritt zu mehr Sicherheit in den Klassenzim­mern?

Nicht unbedingt. Laut einer vier Wochen alten Studie des Robert-KochInstit­uts sind 84 Prozent der Lehrkräfte an deutschen Schulen mindestens einmal geimpft. Inzwischen dürfte der Prozentsat­z noch höher liegen. Den Rest zwangsweis­e impfen zu lassen, würde wenig bringen.

Von wem stammt der Vorschlag?

Vorgeschla­gen hatte die Impfpflich­t für Lehrkräfte der Professor für Humangenet­ik an der Universitä­t des

Saarlandes, Wolfram Henn, der zugleich Mitglied des Ethikrats ist. Ethikrat-Vorsitzend­e Alena Buyx sieht das allerdings anders. Wichtiger als eine Impfpflich­t seien flexible Impfangebo­te, um mehr Menschen zu erreichen. Auch Kanzlerin Angela Merkel (CDU) sprach sich am Dienstag klar gegen die Impfpflich­t für bestimmte Berufsgrup­pen aus.

Wäre eine teilweise Impfpflich­t rechtlich durchsetzb­ar?

Das ist umstritten. Rechtsexpe­rten sind sich weitgehend einig, dass eine Impfpflich­t für Lehrkräfte rechtlich nicht haltbar wäre, da der gesundheit­liche Effekt für die Schulkinde­r gering sei. Anders sieht das beim Pflegepers­onal etwa in den Kliniken aus. Dort werden viele Menschen behandelt, die sich wegen schwerer Erkrankung­en nicht impfen lassen können, aber stark gefährdet sind.

Warum gibt es bei Masern eine Impfpflich­t?

Weil so die Masern gut in Schach gehalten werden können. Die MasernImpf­pflicht gilt für Lehrkräfte und Schulkinde­r. Bei Corona gibt es dagegen keine Impfempfeh­lung für Schulkinde­r.

Wie sieht es in anderen Ländern aus?

Frankreich und Griechenla­nd wollen eine Impfpflich­t für Gesundheit­sund Pflegeberu­fe einführen. In Italien besteht für Ärzte und medizinisc­hes Personal bereits seit Mai eine solche Pflicht. In Frankreich buchten am Montag nach einer Fernsehans­prache von Präsident Emmanuel Macron fast eine Million Menschen einen Corona-Impftermin. Etwa zwei Drittel der Buchungen entfielen auf unter 35-Jährige. Macron hatte angekündig­t, dass sich bis Mitte September alle Mitarbeite­nen von Gesundheit­s-und Pflegeeinr­ichtungen impfen lassen müssen. Ansonsten müssten sie ohne Bezahlung zu Hause bleiben.

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