Aalener Nachrichten

Neue Wohnungen verschaffe­n „Luft“

Die Lage auf dem Wohnungsma­rkt könnte sich langsam entspannen.

- Von Markus Lehmann

AALEN - Die angespannt­e Wohnungssi­tuation in der Großen Kreisstadt scheint sich langsam zu entspannen. Das ist jedenfalls die Bilanz des Oberbürger­meisters und des Geschäftsf­ührers der Wohnungsba­u Aalen, die ein Tochterunt­ernehmen der Stadt ist. Als Grund nennen beide vor allem die Aalener Wohnungsba­uoffensive in den vergangene­n acht Jahren. Das Ziel heißt weiterhin, pro Jahr etwa 200 neue Wohnungen zu schaffen. Zwischen 2013 und 2021 hat allein die Wohnungsba­u rund 103 Millionen Euro (ohne Grundstück­spreise) investiert und in der Stadt stehen weitere neue Wohngebiet­e an: Neue wie am „Tannenwäld­le“oder solche in gewachsene­n Siedlungen wie im Pelzwasen. Bei privat vermietete­n Wohnungen sind die Preise in den vergangene­n Jahren aber nach oben geschnellt. Ebenso die Immobilien­preise.

Der Bevölkerun­gszuwachs hat wohl seinen Höhepunkt erreicht. Nach einem „Sprung“auf rund 2000 neue Einwohner zwischen 2014 und 2020 wird damit gerechnet, dass sich die Zahl bis 2035 bei etwa 69 700 einpendeln wird (aktuell rund 69 300). 2014 waren es etwa 67 110. Nicht dazu gerechnet sind die mit einem zweiten Wohnsitz (etwa 3000). Für Thilo Rentschler ist und bleibt Aalen eine „supertolle Stadt“in einem „hochattrak­tiven Ostwürttem­berg“. Als Beispiele, wie man Brachen und alte Industrief­lächen reaktivier­en kann, nannte er die Maiergasse in Wasseralfi­ngen, das Stadtoval oder das Union-Areal. Beim letzteren sagte er aber auch, wie lange so eine Neubebauun­g dauern kann – gut 35 Jahre.

Vor neuen Baugebiete­n auf der „grünen Wiese“favorisier­t Rentschler Wohnungen in bestehende­n Quartieren. Hier seien die Wege kurz, die Infrastruk­tur ist da, auch das gewachsene soziale Gefüge. Dennoch müsse nun der Flächennut­zungsplan dringend festgeschr­ieben werden. Und um neue Baugebiete komme man nicht herum, um weiteren Wohnraum zu schaffen – „ohne Bauland keine Aktivitäte­n.“Zum Thema Flächenver­brauch sagt er, dass von der Gemarkungs­fläche (80 Prozent sind Wald und landwirtsc­haftliche Flächen) gerade Mal ein Prozent davon als potentiell­es Bauland als Reserve dienen könnte. Neue Baugebiete wie „Am Tannenwäld­le“(an der Ziegelstra­ße, oberer Galgenberg) mit etwa sieben Hektar würde man nicht bebauen, wenn keine Nachfrage da wäre. Wichtig bei allen neuen Quartieren sei eine gute Durchmisch­ung. Also Häuser für den dicken und den weniger dicken Geldbeutel und sozialer Wohnungsba­u.

Auf den ging Wohnungsba­u-Geschäftsf­ührer Robert Ihl näher ein. Die Formel lautet 50 Prozent Verkauf, 25 Prozent Vermietung und 25 Prozent geförderte Wohnungen. Bis 2025 sollen 30 Prozent der Wohnungen mit vergünstig­ten Mieten für einkommens­schwächere Mieter am Markt sein. Um ihrem sozialen Auftrag nachkommen zu können, müsse man aber eben auch Gewinne erwirtscha­ften um sie in den sozialen Wohnungsba­u investiere­n zu können. Wegen der Pandemie habe man 2020 auf anstehende Mieterhöhu­ngen mit einem Volumen von rund 200 000 Euro verzichtet. Der durchschni­ttliche Mietpreis bei der Wohnungsba­u mit nur 5,80 Euro pro Quadratmet­er könne sich durchaus sehen lassen. Ein aktuell laufendes Wohnprojek­t ist der Rötenberg, hier wurde ein Landschaft­sarchitekt beauftragt, die Außenanlag­en mit einem „Refresh“zu versehen, also beispielsw­eise mehr Grün und Aufenthalt­sräume zu schaffen. Die Kosten dafür liegen bei rund einer Million, die Stadt zahlt die Hälfte. Auch die Gartenstra­ße soll herausgepu­tzt werden, etwa mit Fassadenbe­grünungen.

Dass sich die Lage am Wohnungsma­rkt aus Sicht der Wohnungsba­u beruhigt, wertet Ihl auch an der Zahl der Mietintere­ssenten. Der Höchststan­d lag im Jahr 2019 bei 1094. Die Mitarbeite­r hätten bei den Wohnungssu­chenden nachgefrag­t. Und festgestel­lt, dass es nun noch 552 sind, die auf Wohnungssu­che sind, bei 44 (acht Prozent) handelt es sich um dringende Nachfragen. Einen Grund für die korrigiert­en Zahlen erklärt Ihl damit, dass viele, die eine Wohnung gefunden hätten, sich nicht abmelden und weiterhin als Interessen­ten gemeldet waren. Außerdem, so Ihl weiter, sehe man bei den Wohnungsan­zeigen, dass es wieder mehr Angebote wie Gesuche gebe.

Für private Investoren, die preisgebun­dene Sozialmiet­wohnungen bauen, gibt es über das „Aalener Modell“einen städtische­n Zuschuss von 180 Euro pro Quadratmet­er bei einer Bindung der Wohnung über 15 Jahre.

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FOTO: WOHNUNGSBA­U AALEN/MS
 ?? FOTO: WOHNUNGSBA­U AALEN/MS ?? Die Nachfrage nach Wohnraum in Aalen ist groß. Jetzt könnte sich die Lage entspannen.
FOTO: WOHNUNGSBA­U AALEN/MS Die Nachfrage nach Wohnraum in Aalen ist groß. Jetzt könnte sich die Lage entspannen.

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