Omira verlegt Frische-Lager nach Bayern
Ravensburger Molkerei baut Logistikzentrum und beliefert Supermärkte künftig von Neuburg aus – Kritik der Gewerkschaft NGG
- Die Molkerei Omira verlegt ihr Frischedienstlager vom Stammsitz in Ravensburg ins bayerische Neuburg an der Donau. Dort erweitert das Traditionsunternehmen seine Produktion zurzeit um ein neues Logistikgebäude, wie das Unternehmen, das seit 2017 zur französischen Lactalis-Gruppe gehört, am Mittwoch der „Schwäbischen Zeitung“bestätigte.
Hintergrund der Verlagerung ist nach Angaben der Molkerei das Ziel, in Zukunft alle Kommissionierungsund Konfektionierungsarbeiten vollständig von eigenen Mitarbeitern erledigen zu lassen. Das Frischelager in Ravensburg, das bis Ende des Jahres aufgelöst werden soll, hat Omira mit eigenen Mitarbeitern und einem externen Dienstleister betrieben. Künftig sollen also alle Milch- und Molkereiprodukte, die das Unternehmen in kleinen Verpackungsgrößen für Supermärkte abfüllt, in Neuburg für die Auslieferung fertig gemacht werden.
Die Kommissionierungstätigkeiten in Ravensburg werde Omira zum Ende des Jahres einstellen. Die Frage, wie hoch die Investitionen in das Logistiklager sind, beantwortete die Molkerei, die insgesamt 592 Mitarbeiter beschäftigt, nicht.
Betroffen von der Verlagerung sind nach Angaben von Omira 13 Arbeitsplätze. Zwei Mitarbeitern habe das Unternehmen neue Stellen am Stammsitz angeboten, den übrigen Beschäftigten biete Omira neue Verträge in Neuburg an, wo 20 neue Stellen
entstehen. Neben der Weiterbeschäftigung in gleicher Position und bei gleicher Vergütung, unter Anrechnung der bisherigen Betriebszugehörigkeit, beinhalte das Angebot einen Umzugsbonus und auch die Zahlung eines Kilometergeldes für wöchentliche Fahrten nach Neuburg für die Laufzeit von einem Jahr.
Omira produziert in Ravensburg vor allem Milchpulver für die Lebensmittelindustrie und nur zu einem geringen Teil Trinkmilch, Sahne, Quark und andere Frische-Produkte der sogenannten weißen Linie. In Neuburg ist es anders: Dort verarbeitet das Unternehmen die angelieferte Milch hauptsächlich zu Frische-Produkten.
Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) kritisiert, dass die Geschäftsführung den Betriebsrat der Omira nicht frühzeitig in die Planung der Verlagerungen einbezogen und vor vollendete Tatsachen gestellt hat. „Mich verwundert, dass überhaupt jemand gekündigt wird, bei einem Betrieb dieser
Größe hätte man die Leute auf alle Fälle unterbringen können. Mit sozial hat das nichts zu tun, man trifft auf dem Papier Entscheidungen über Personalnummern“, sagt Karin Brugger, NGG-Geschäftsführerin für die Region Ulm-Aalen/Göppingen, im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“. „Die Omira hat am Standort Ravensburg 400 Mitarbeiter, da hätte man das über die natürliche Fluktuation regeln können. Das wird Rechtsstreitigkeiten nach sich ziehen.“
Vor fast vier Jahren hat der Milchkonzern Lactalis die Molkerei Omira übernommen. Die Genossenschaft im Besitz von mehr als 2000 Bauern aus Oberschwaben, dem Allgäu, vom Bodensee und aus dem Schwarzwald wurde Teil einer weltweit operierenden Unternehmensgruppe mit Sitz im französischen Laval. Zu Umsatz und Gewinn äußert sich das Unternehmen nicht, im Oktober 2020 bestätigte Omira-Chef Morten Felthaus im Interview mit der „Schwäbischen Zeitung“, dass die Molkerei wieder schwarze Zahlen schreibt.