Neue OP-Methode vorgestellt
Am Ostalbklinikum ist ab sofort eine neue, minimalinvasive Herzoperation möglich
– Landrat Joachim Bläse ist nach eigenem Bekunden „bollenstolz“. Der Grund: Am Ostalb-Klinikum in Aalen ist nun eine neue, minimalinvasive Herzoperation möglich. Es klingt simpel, ist aber nach den Worten des Chefarztes der Kardiologie, Professor Peter Seizer, höchst effektiv: Mit einem Mitra-Clip, einer Art Wäscheklammer, wird die defekte Herzklappe, die so genannte Mitralklappe, repariert und das Blut kann wieder vom oder zum Herzen fließen. Die Atemnot, die meist auf dieses Problem hinweist, ist weg, die Patientin oder der Patient bekommt wieder Luft.
Seizer hat bei der Behandlung der Herz-Insuffizienz, der so genannten Mitralklappen-Insuffizienz, an seinem früheren Wirkungsort Tübingen viele Erfahrungen gesammelt und diesen Schatz auf die Ostalb mitgenommen. Damit das menschliche Herz Blut durch den Körper pumpen kann, braucht es Herzklappen, die sich öffnen und schließen. Diese sind stark belastet, denn täglich werden mit 100 000 Schlägen 10 000 Liter Blut vom Herzen durch den Körper gepumpt. Die Mitralklappe kann undicht werden, erklärt der Kardiologe. Beim Menschen macht sich dies als Luftnot bemerkbar.
Die Mitralklappe reguliert nämlich den Blutfluss aus dem linken Vorhof des Herzens in die linke Herzkammer. Durch Öffnen der Herzklappe gelangt sauerstoffreiches Blut in die linke Herzkammer. Wenn sich die Klappe schließt, wird das Blut weiter in den Kreislauf zur Versorgung der Organe von der linken Herzkammer gepumpt. Ist die Mitralklappe undicht, fließt Blut zurück und der Betroffene hat Probleme. Diese können sich als Atemnot oder als Leistungsschwäche äußern, es kann aber auch zu Wassereinlagerungen kommen.
Mit Medikamenten lassen sich Seizer zufolge zwar die Symptome lindern, das Problem aber nicht beseitigen. Hinzu komme, dass bei manchen Patienten eine Herzoperation nicht möglich ist. Mit einem Mitra-Clip aber kann die Herzklappe repariert werden. Dabei handelt es sich um einen minimalinvasiven Eingriff, der am schlagenden Herzen ausgeführt wird und eineinhalb bis zwei Stunden dauert. Der Patient wird dafür in eine leichte Narkose versetzt, wobei er beim Abschluss des Eingriffs sofort wieder bei vollem Bewusstsein ist.
Leicht narkotisiert wird er, weil die Operation zwar schmerzfrei, aber mit unangenehmen Begleiterscheinungen verbunden ist. So wird in die Speiseröhre eine kleine Kamera eingeführt, mit deren Hilfe der Operateur die Herzklappe genau sieht -“extrem gut“, wie Seizer betont - und so seine Arbeit ausführen kann.
Über die Vene in der Leiste wird ein Katheter in den rechten Vorhof des Herzens geschoben. Der MitraClip befindet sich an der Spitze eines Katheters und kann vom Operateur mit Hilfe eines Steuerungsgeräts genau zwischen den Mitralklappensegeln eingesetzt werden. Dabei kann er laut Seizer so lange nach der Stelle suchen, bis es perfekt passt oder auch den Clip wieder zurückziehen, ohne Schaden anzurichten. Seizer schwärmt: „Das ist eine tolle Therapie für die Patienten!“
Fünf bis sechs Tage muss er anschließend in der Klinik bleiben. Der Clip bleibt lebenslang und verwächst mit der Zeit mit der Herzklappe. Seizer hat derartige Operationen in Tübingen federführend betreut und verbessert. Er bringt somit viel Erfahrung mit. In Aalen haben sein Team und er im Herzkatheterlabor bislamng rund zehn derartige Operationen vorgenommen. Eine „Koryphäe“nennen ihn Landrat Joachim Bläse und Thomas Schneider vom Vorstand der Kliniken stolz und ein Aushängeschild für das Ostalb-Klinikum in Aalen.