Aalener Nachrichten

Neue OP-Methode vorgestell­t

Am Ostalbklin­ikum ist ab sofort eine neue, minimalinv­asive Herzoperat­ion möglich

- Von Viktor Turad

– Landrat Joachim Bläse ist nach eigenem Bekunden „bollenstol­z“. Der Grund: Am Ostalb-Klinikum in Aalen ist nun eine neue, minimalinv­asive Herzoperat­ion möglich. Es klingt simpel, ist aber nach den Worten des Chefarztes der Kardiologi­e, Professor Peter Seizer, höchst effektiv: Mit einem Mitra-Clip, einer Art Wäscheklam­mer, wird die defekte Herzklappe, die so genannte Mitralklap­pe, repariert und das Blut kann wieder vom oder zum Herzen fließen. Die Atemnot, die meist auf dieses Problem hinweist, ist weg, die Patientin oder der Patient bekommt wieder Luft.

Seizer hat bei der Behandlung der Herz-Insuffizie­nz, der so genannten Mitralklap­pen-Insuffizie­nz, an seinem früheren Wirkungsor­t Tübingen viele Erfahrunge­n gesammelt und diesen Schatz auf die Ostalb mitgenomme­n. Damit das menschlich­e Herz Blut durch den Körper pumpen kann, braucht es Herzklappe­n, die sich öffnen und schließen. Diese sind stark belastet, denn täglich werden mit 100 000 Schlägen 10 000 Liter Blut vom Herzen durch den Körper gepumpt. Die Mitralklap­pe kann undicht werden, erklärt der Kardiologe. Beim Menschen macht sich dies als Luftnot bemerkbar.

Die Mitralklap­pe reguliert nämlich den Blutfluss aus dem linken Vorhof des Herzens in die linke Herzkammer. Durch Öffnen der Herzklappe gelangt sauerstoff­reiches Blut in die linke Herzkammer. Wenn sich die Klappe schließt, wird das Blut weiter in den Kreislauf zur Versorgung der Organe von der linken Herzkammer gepumpt. Ist die Mitralklap­pe undicht, fließt Blut zurück und der Betroffene hat Probleme. Diese können sich als Atemnot oder als Leistungss­chwäche äußern, es kann aber auch zu Wassereinl­agerungen kommen.

Mit Medikament­en lassen sich Seizer zufolge zwar die Symptome lindern, das Problem aber nicht beseitigen. Hinzu komme, dass bei manchen Patienten eine Herzoperat­ion nicht möglich ist. Mit einem Mitra-Clip aber kann die Herzklappe repariert werden. Dabei handelt es sich um einen minimalinv­asiven Eingriff, der am schlagende­n Herzen ausgeführt wird und eineinhalb bis zwei Stunden dauert. Der Patient wird dafür in eine leichte Narkose versetzt, wobei er beim Abschluss des Eingriffs sofort wieder bei vollem Bewusstsei­n ist.

Leicht narkotisie­rt wird er, weil die Operation zwar schmerzfre­i, aber mit unangenehm­en Begleiters­cheinungen verbunden ist. So wird in die Speiseröhr­e eine kleine Kamera eingeführt, mit deren Hilfe der Operateur die Herzklappe genau sieht -“extrem gut“, wie Seizer betont - und so seine Arbeit ausführen kann.

Über die Vene in der Leiste wird ein Katheter in den rechten Vorhof des Herzens geschoben. Der MitraClip befindet sich an der Spitze eines Katheters und kann vom Operateur mit Hilfe eines Steuerungs­geräts genau zwischen den Mitralklap­pensegeln eingesetzt werden. Dabei kann er laut Seizer so lange nach der Stelle suchen, bis es perfekt passt oder auch den Clip wieder zurückzieh­en, ohne Schaden anzurichte­n. Seizer schwärmt: „Das ist eine tolle Therapie für die Patienten!“

Fünf bis sechs Tage muss er anschließe­nd in der Klinik bleiben. Der Clip bleibt lebenslang und verwächst mit der Zeit mit der Herzklappe. Seizer hat derartige Operatione­n in Tübingen federführe­nd betreut und verbessert. Er bringt somit viel Erfahrung mit. In Aalen haben sein Team und er im Herzkathet­erlabor bislamng rund zehn derartige Operatione­n vorgenomme­n. Eine „Koryphäe“nennen ihn Landrat Joachim Bläse und Thomas Schneider vom Vorstand der Kliniken stolz und ein Aushängesc­hild für das Ostalb-Klinikum in Aalen.

 ?? FOTO: TURAD ?? Neuartige Operatione­n an der Mitralklap­pe sind in der Kardiologi­e des Ostalb-Klinikums in Aalen neuerdings möglich. Die neue Behandlung­smethode haben (von rechts) Landrat Joachim Bläse, Chefarzt Professor Dr. Peter Seizer und Thomas Schneider vom Vorstand der Kliniken Ostalb vorgestell­t.
FOTO: TURAD Neuartige Operatione­n an der Mitralklap­pe sind in der Kardiologi­e des Ostalb-Klinikums in Aalen neuerdings möglich. Die neue Behandlung­smethode haben (von rechts) Landrat Joachim Bläse, Chefarzt Professor Dr. Peter Seizer und Thomas Schneider vom Vorstand der Kliniken Ostalb vorgestell­t.

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