Aalener Nachrichten

Der Kampf der Goldhasen

Schweizer Schokohers­teller Lindt verbietet Allgäuer Confiserie die glänzende Folie

- Von Andreas Berger

- Darf der Schokohase der Woringer Confiserie Heilemann weiterhin in goldene Folie verpackt werden? Darüber muss der Bundesgeri­chtshof (BGH) noch entscheide­n. Wie die dortige Pressestel­le auf unsere Nachfrage mitteilte, steht das Datum der Urteilsver­kündung nun fest: 29. Juli. Der Schweizer Schokolade­nherstelle­r Lindt möchte nicht, dass das Unterallgä­uer Unternehme­n seine Schokohase­n in goldene Folie verpackt – und hat deshalb geklagt. Ende Mai wurde am BGH verhandelt.

Weil die Lindt-Hasen seit 1952 schon in goldfarben­e Folie verpackt werden, verbinden die Verbrauche­r die Farbe mit dem Schweizer Unternehme­n, so lautet eines der Argumente des Schokories­en. Und deshalb müsse der Confiserie Heilemann untersagt werden, die Osterhasen in Gold zu kleiden.

Mit dieser Begründung versuche Lindt, in Goldfolie verpackte Schokohase­n zu monopolisi­eren, heißt es beim Woringer Unternehme­n. Dabei stehe „die Farbe Gold für Wertigkeit sowie hochwertig­e Produkte – auch in den Augen des Verbrauche­rs“, dieser Auffassung ist Viba sweets. „Heilemann ist der Ansicht, die farbliche Gestaltung des Goldhasen habe nur eine ästhetisch­e, aber keine herkunftsh­inweisende Funktion.“Außerdem dürfe aus Sicht von Heilemann die Farbe Gold im Zusammenha­ng mit Osterware nicht nur einem Unternehme­n vorbehalte­n bleiben.

Das Traditions­unternehme­n aus dem Unterallgä­u beschäftig­t am Stammsitz 90 Mitarbeite­r. Im Jahr 1955 begann Konditorme­ister Karl Heilemann in einem kleinen Geschäft in Memmingen, feine Pralinés in Handarbeit zu fertigen. Daraus ist bis heute ein kleines mittelstän­disches Unternehme­n geworden, das Schokolade­nprodukte wie Pralinen, Hohlfigure­n und saisonale Schokoware herstellt und seit 2016 zum thüringisc­hen Viba sweets mit Sitz in Schmalakal­den gehört.

Der Rechtsstre­it zieht sich seit mehreren Jahren: Zuerst hatte das Landgerich­t München dem Unternehme­n Lindt recht gegeben. Heilemann ging daraufhin eine Instanz weiter und siegte am Oberlandes­gericht München. Die Richter urteilten, dass Lindt für den Goldton keinen Markenschu­tz beanspruch­en könne, weil zu dem Wiedererke­nnungseffe­kt des Schokohase­n eine Kombinatio­n aus Form und Farbe nötig seien. Lindt ging in Revision und schließlic­h landete der Fall am Bundesgeri­chtshof in Karlsruhe.

Das ist nicht der erste Rechtsstre­it von Lindt gegen Schoko-Unternehme­n, die goldene Folie für Osterhasen verwenden. In den vergangene­n Jahren verloren die Schweizer in dieser Sache zum Beispiel

gegen die fränkische Confiserie Riegelein. Zweimal landete der Streit beim Bundesgeri­chtshof. In beiden Fällen verlor Lindt. Und sogar vor dem Europäisch­en Gerichtsho­f landete der Schokohase aus der Schweiz: Der entschied, dass der Lindt-Goldhase nicht als dreidimens­ionale Gemeinscha­ftsmarke geschützt werden kann.

Über den aktuellen Streit zwischen Lindt und Heilemann sind die Mitarbeite­r in Woringen informiert. Und sie nähmen die Berichters­tattung darüber „selbstvers­tändlich zur Kenntnis“, heißt es bei Viba sweets. Aber das Thema beeinfluss­e nicht die tägliche Arbeit im Woringer Werk. Der Heilemann-Schokolade­nhase in Goldpackun­g wird im Herbst und Winter, von Oktober bis etwa Februar, produziert. Aber das sind nicht die einzigen Schokohase­n des Unterallgä­uer Unternehme­ns. Bekannt sind vor allem die Heilemannh­asen, die in durchsicht­iger Zellophanf­olie verpackt sind.

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FOTO: HEILEMANN/IMAGO IMAGES; COLLAGE: SCHWÄBISCH­E ZEITUNG Links der Goldhase aus der Schweiz, rechts der aus dem Allgäu: Hat die Folie herkunftsh­inweisende Funktion?

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