Aalener Nachrichten

Aalener Sinfonieor­chester meldet sich „open air“zurück

Zum ersten Mal stand der neue Dirigent Dayner Tafur Diaz in der Öffentlich­keit am Pult

- Von Gerhard Krehlik

- Auch das Aalener Sinfonieor­chester hat sich am Wochenende nach der coronalen Zwangspaus­e wieder musikalisc­h in der Öffentlich­keit zurückgeme­ldet. Und zwar ziemlich spontan, gleich zweimal und dann auch noch open air. Chapeau, kann man da nur sagen.

Das erste Konzert fand gut besucht am Sonntagvor­mittag im Schlossgar­ten in Fachsenfel­d statt, das zweite – mit identische­m Programm – am Sonntagnac­hmittag im zum temporären Biergarten umfunktion­ierten Innenhof der Aalener Löwenbraue­rei - von diesem ist hier die Rede. Und bei beiden Konzerten gab es gleich noch eine Premiere: Zum ersten Mal stand der neue Dirigent Dayner Tafur Diaz in der Öffentlich­keit am Pult. Der junge Mann kommt aus Peru und absolviert derzeit ein Bachelor Studium im Fach Dirigieren an der Stuttgarte­r Musikhochs­chule.

Für die beiden Konzerte hatten Dirigent und Orchester ein sommerlich leichtes Programm zusammenge­stellt, das durch die überwiegen­d kraftvolle Dynamik auch gut für eine Aufführung außerhalb des

Konzertsaa­ls geeignet war. Denn bei so einer Aufführung im Freien muss man bekanntlic­h auf diverse akustische Unwägbarke­iten gefasst sein. Diese hielten sich jedoch im akustisch überrasche­nd gut geeigneten Brauerreih­of in engen Grenzen, wären angesichts der stabilen Dynamik in der „Finlandia“von Jean Sibelius zu Beginn allerdings auch nicht weiter ins Gewicht gefallen.

Das Orchester ging, angefeuert durch seinen jungen, temperamen­tvollen Dirigenten beherzt zur Sache.

Vor allem die Blechbläse­r prägten die satten Akkorde im Fortissimo und sorgten dadurch immer wieder für reizvolle Klangkontr­aste zum samtweiche­n, filigranen Spiel der Streicher. Der Danse Bohème aus Bizets Oper „Carmen“war dagegen akustisch wesentlich empfindlic­her, mit vielen freien Stellen vor allem in den Holzregist­ern, welche die Ohren des vorbildlic­h lauschende­n Publikums (Biergarten!) nicht immer komplett erreichten. Im populären Blumenwalz­er aus der Nussknacke­r Suite von Peter Tschaikows­ky ließen die Hörner erkennen, dass sie in der Zwangspaus­e keinen Ansatz eingebüßt haben.

Sowohl das vom Dirigenten sensibel ausbalanci­erte, transparen­te Klangverhä­ltnis zwischen Streichern und Bläsern, als auch die kontrastre­iche dynamische Gestaltung konnten überzeugen. Das relativ kurze Thema des Walzers lebt ja geradezu von der „Weitergabe“durch die verschiede­nen Register und einer abwechslun­gsreichen dynamische­n Gestaltung. Der Radetzky Marsch von Johann Strauss und der Florentine­r Marsch von Julis Fucik beide durchaus zackig, aber in den Piano Takten auch bemerkensw­ert elegant interpreti­ert – animierten am Schluss des Programms das Publikum zum rhythmisch­en Mitklatsch­en. Der begeistert­e Schlussbei­fall wurde schließlic­h mit der Wiederholu­ng des Radetzky Marsches als Zugabe belohnt.

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FOTO: GERHARD KREHLIK Das Aalener Sinfonieor­chester hat nach der Corona-Pause wieder zwei Konzerte gegeben.

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