Tütenaktion statt Tafelladen
Bedürftige bekommen ihre Lebensmittel jetzt im evangelischen Gemeindehaus
- Ein riesen Berg gepackter Tüten ist im Café des evangelischen Gemeindehauses am Gmünder Torplatz vorbereitet. Die Helfer des Tafelladens haben sie mit Lebensmitteln bestückt. Langsam trudeln am Dienstagvormittag die ersten Kunden ein: Hände desinifzieren, Berechtigungskarte vorzeigen, Tüte mitnehmen.
Die Tütenaktion ist für die kommenden Wochen der Ersatz für den Kocherladen, die Aalener Tafel. Dieser hat seinen Sitz eigentlich in der Bahnhofstraße 55. Zum 1. Dezember .2002 ist man dort eingezogen, wie Bernhard Richter, Vorsitzender der Aalener Tafel, erzählt. Nach fast 20 Jahren sei es nun nötig, dort alles grundlegend neu zu gestalten. „Gestern ist der Umbau gestartet, gerade ist die Abbruchfirma da“, sagt Richter.
Als klar war, dass der Laden wegen des Umbaus für einige Zeit schließen musste, suchte man nach einer Ausweichmöglichkeit. Zunächst vergeblich. Doch schließlich findet sich eine Übergangslösung: Im Café des evangelischen Gemeindehauses dürfen die TafelMitarbeiter gepackte Tüten ausgeben. „Das läuft noch bis zum 12. September. Am 1. Oktober wollen wir dann in der Bahnhofstraße wieder eröffnen“, sagt Richter. Veranstaltungen, wie das Café International, die normalerweise dort stattfinden, werden, wenn es das Wetter zulässt, auf die Terrasse verlegt. „Das ist auch unter Pandemie-Gesichtspunkten günstiger“, sagt Bernhard Richter.
Die Tüten sind gefüllt mit Grundnahrungsmitteln. Am Dienstag, dem ersten Tütenaktions-Tag, ist vor allem Obst und Gemüse darin. Pro Berechtigungskarte, den die Kunden vorlegen müssen, geben die Mitarbeiter eine Tüte aus. Aktuell sind laut Richter etwa 200 Karten im Umlauf. Tendenz steigend. „Die Anzahl derer, die eine Berechtigung für eine solche Karte bekommen, ist in letzter Zeit stark gestiegen. Die Altersarmut ist gestiegen. Zudem haben viele geringverdienende Rentner, die mit einem oder zwei Minijobs ihre Rente aufgestockt haben, diese wegen der Corona-Pandemie verloren. Beispielsweise in der Gastronomie sind während dieser Zeit viele Jobs weggebrochen“, erläutert der Tafel-Vorsitzende.
Richter ist froh, die Übergangslösung im Gemeindehaus gefunden zu haben. „Es ist ja auch schön, wenn die Türen hier offen sind und die Menschen hereinkommen können“, so der Pfarrer.