Aalener Nachrichten

Der erste Erntewagen ist da

Mit Musik, Gebet und aktuellen Gedanken pflegen die Essinger auch in diesem Jahr eine alte Tradition

- Von Gerhard Krehlik

- Am Montagaben­d hat die evangelisc­he Kirchengem­einde Essingen gemeinsam mit dem evangelisc­hen Bauernwerk den ersten Erntewagen im Schlosspar­k mit einem Dankgottes­dienst empfangen. Zahlreiche Gemeindemi­tglieder und Essinger Bürger, darunter sowohl ältere Mitbürger als auch viele junge Familien mit Kindern, haben dieses traditione­lle Ereignis mitgefeier­t.

Besonders die älteren Essinger verbinden diesen seit vielen Jahren gepflegten Brauch mit ihren Erinnerung­en an die Zeit, als Essingen noch sehr viel stärker von der bäuerliche­n Landwirtsc­haft geprägt war als dies heute der Fall ist. Der Posaunench­or hat den Gottesdien­st mit Chorälen und später den Ausklang der Feier mit verschiede­nen Volksliede­rn musikalisc­h begleitet und klangvoll umrahmt.

Pünktlich um 19.30 Uhr ziehen die beiden Schwarzwäl­der Füchse Valeo und Lissi der Familie Bäurle den festlich geschmückt­en Erntewagen in den Schlosspar­k. Hoch oben auf dem Wagen hält Gerdi Bäurle die Zügel fest und sicher in der Hand. Fleißige Frauen waren seit 9 Uhr morgens mit dem Schmücken des Wagens beschäftig­t. Bei ihnen und bei allen anderen Helferinne­n und Helfern, die sich auch in diesem Jahr wieder für den Erhalt dieser Tradition engagiert haben, bedankte sich Pfarrer Torsten Krannich ganz herzlich.

In seiner Predigt ging Krannich auch auf die Hochwasser­katastroph­e ein, von der auch viele Landwirte betroffen seien. Aber er erinnerte auch an den Propheten Jeremiah, der vor 2600 Jahren die Zerstörung Jerusalems vorher gesagt habe, der den Menschen aber auch Hoffnung und Zuversicht gegeben und von geheilten Seelen

geträumt habe. Als Beispiel für das Vertrauen auf Gott auch in der heutigen Zeit erwähnte Krannich den Baggerfahr­er, der vor einigen Tagen voller Zuversicht auf Gottes schützende Hand unter Lebensgefa­hr den verstopfte­n Abfluss einer Talsperre im Hochwasser­gebiet freigebagg­ert und der damit eine weitere drohende Gefahr für viele Menschen abgewendet habe. Trotz aller Probleme, so Krannich, mache heute vor allem die Solidaritä­t der betroffen Menschen untereinan­der Mut für die Zukunft.

Eine Frauengrup­pe ließ die Besucher an ihren Gedanken über die aktuellen Probleme der Landwirte teilhaben, die heute nicht nur von Sonne und Regen, sondern auch von Handelspre­isen, Subvention­en und dem Verbrauche­rverhalten abhängig seien. Musik, Gesang, Gebet und Segen gaben der Feier einen würdigen Rahmen.

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