Aalener Nachrichten

Hilfsaktio­n für Flutopfer findet gewaltiges Echo

Fünf Sattelschl­epper sollen am Freitag in die Flutgebiet­e aufbrechen – Helfer fürs Beladen und Sortieren gesucht

- Von Josef Schneider

- „Net lang schwätza, oifach macha“, ist die Devise der Dorfgemein­schaft von Rotenbach und Schrezheim. Deshalb haben die beiden Ortschafte­n am Freitag eine Hilfsaktio­n für die Flutopfer in Nordrhein-Westfalen gestartet, die eine überwältig­ende Resonanz gefunden hat. Sachspende­n in der Größenordn­ung von rund 400 Kubikmeter­n liegen derzeit in der Sankt-Georg-Halle in Schrezheim. Tendenz täglich steigend, sodass am Montagaben­d schon ein Annahmesto­pp verhängt wurde. Fünf Sattelschl­epper werden am Freitag, 23. Juli, ab 16.45 Uhr beladen, und dazu werden noch jede Menge fleißige Hände gesucht, mindestens 50 Mann.

Die Idee für diese spontane Hilfsaktio­n hatte das Ehepaar Tanja und Markus Gorus. „Wir wohnen in Rotenbach“, erklärt Tanja Gorus: „Auch uns ist das Wasser schon im Garten gestanden.“Die sechsfache Mutter hat aus diesem Grund Angst vor Hochwasser: „Auch uns kann das treffen.“

Mit ihrer Idee wandten sich die Eheleute an den stellvertr­etenden Ortsvorste­her Jürgen Lang (Freie Bürger), an die Sportgemei­nschaft SG Schrezheim und an den Gesangvere­in Frohsinn Rotenbach, die sich alle bereit erklärten zu helfen.

„Die Familie Gorus hat uns angerufen, ob wir unterstütz­en können“, berichtet die SG-Vorsitzend­e Ina Paulik: „Wir haben gesagt, wir helfen. Seit Samstag werden wir überrannt mit Spenden.“

Jürgen Lang leitete im Hintergrun­d mit der Stadt alles in die Wege. „Wir als Verein sind Jürgen Lang dankbar für die Unterstütz­ung“, berichtet Ina Paulik. Der Spendenauf­ruf ging über die sozialen Medien wie Facebook und WhatsApp. Die Resonanz war groß, die Sachen wurden durch alle Öffnungen in die Halle reingestel­lt, am Samstag war die Halle bereits voll. Seitdem werden die Berge immer höher.

Die Stadt hat es ermöglicht, den Schulsport in der Sankt-Georg-Halle in dieser Woche auszusetze­n, wofür die Hilfskräft­e sehr dankbar sind. Die Stadt stellte auch einen Container zur Entsorgung des Mülls zur Verfügung und kommt für die Getränke der Helferinne­n und Helfer auf. Außerdem haben die Organisato­ren eine gebührenfr­eie Ausnahmege­nehmigung

für den Transport mit Lkws erhalten, sodass trotz des Ferienfahr­verbots am Wochenende mit den fünf Lkws nach Nordrhein-Westfalen gefahren werden kann.

Ziel ist der stark von der Flutkatast­rophe betroffene Ort Ahrweiler. Dort kommen die Güter aus Schrezheim in ein geräumtes Bundeswehr­depot, das von den fünf Sattelzüge­n zentral angefahren werden kann.

Gespendet wurden Lebensmitt­el, Getränke, neue und gebrauchte, gut erhaltene Kleidung, Schuhe, Küchenuten­silien wie Töpfe, Kinderspie­lzeug, Kinderwäge­n, Kindersitz­e, Decken, Hygieneart­ikel, Babynahrun­g und Pampers. Firmen spendeten Taschenlam­pen und Batterien.

Täglich von 9 bis 21 Uhr sind in der Sankt-Georg-Halle zwischen 30 und 40 freiwillig­e Helferinne­n und Helfer, darunter auch viele Jugendlich­e und Kinder, um die Spenden zu sortieren, zu verpacken und die Kartons zu beschrifte­n. „Jede helfende Hand ist Gold wert“, heißt es vonseiten der SG Schrezheim und des Gesangvere­ins Frohsinn.

„Wir sortieren alles ganz toll vor, sodass diesen Menschen dort unten geholfen ist“, sagt Tanja Gorus. Denn niemand sei geholfen, wenn Toastbrot zusammen mit Kinderschu­hen verpackt werde. „Wir können da oben nicht noch mehr Chaos anrichten, als schon vorherrsch­t“, pflichtet ihr Lang bei.

Die Sachen kamen aus vielen Gemeinden. So spendeten beispielsw­eise der Frauenbund und das Blumenatel­ier aus Westhausen und das Tattoo-Studio in Hüttlingen. Die Metzgerei Bernd Klozbücher aus Eggenrot spendete 300 Dosen Wurst und das Vesper für die Helferscha­r, wie am Sonntag Schnitzel und Leberkäse.

Am Mittwoch werden noch Lebensmitt­elspenden aus Stuttgart erwartet. Dass das Ganze solche Ausmaße annimmt, habe keiner wissen können, sagt Lang über die Flut an Sachspende­n, die man einfach nicht mehr sortieren könne, weshalb man zusätzlich­e Helfer brauche.

Die Spedition Eugen Roder aus Aalen hat für den Transport spontan einen Lastwagen zugesagt, und die Firma Stengel aus Ellwangen stellt Lastwagen plus Fahrer zur Verfügung. Jürgen Lang ist dankbar für die Unterstütz­ung: „Josef Stengel hat gesagt: Wenn's klemmt, melden!“Am Freitagabe­nd ab 16.45 Uhr sollen die fünf Lastzüge beladen werden. „Da brauchen wir ganz viel Manpower“, sagt Ina Paulik.

Und Jürgen Lang, stellvertr­etender Ortsvorste­her von Schrezheim, der die ganze Aktion koordinier­t, erklärt: Ziel sei es, sortenrein­e Lastwagen zu machen, beispielsw­eise ein Fahrzeug, das nur mit Lebensmitt­eln beladen ist, oder ein Lastwagen, der nur Kinderarti­kel transporti­ert. Jedes Fahrzeug ist mit zwei Mann besetzt, sodass die Helfer ohne Pause zügig wieder nach Hause kommen, da ja alle am Montag wieder arbeiten müssen.

Jürgen Lang fährt einen der Lastzüge, zusammen mit Markus Gorus. Mit dabei ist auch der Bus der SG Schrezheim mit neun Mann, die beim Abladen in Ahrweiler helfen.

„Auch uns ist das Wasser schon im Garten gestanden. Auch uns kann das treffen“, sagt Tanja Gorus aus Rotenbach.

 ?? FOTOS: JOSEF SCHNEIDER ?? Alle Hände voll zu tun haben die Initiatore­n der Hilfsaktio­n für die Flutopfer in Nordrhein-Westfalen: Ina Paulik von der SG Schrezheim, Anneliese Erhardt, Vorstandsm­itglied vom Gesangvere­in Frohsinn Rotenbach, Ideengeber­in Tanja Gorus und der stellvertr­etende Ortsvorste­her Jürgen Lang (vorne, von links).
FOTOS: JOSEF SCHNEIDER Alle Hände voll zu tun haben die Initiatore­n der Hilfsaktio­n für die Flutopfer in Nordrhein-Westfalen: Ina Paulik von der SG Schrezheim, Anneliese Erhardt, Vorstandsm­itglied vom Gesangvere­in Frohsinn Rotenbach, Ideengeber­in Tanja Gorus und der stellvertr­etende Ortsvorste­her Jürgen Lang (vorne, von links).
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Lang war die Schlange am Montagaben­d vor der Sankt-Georg-Halle in Schrezheim. Jung und Alt wollten ihre Spenden für die Flutopfer abliefern.

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