Umweltministerium dementiert Wolfssichtung
Bild einer Fotofalle aus Fichtenau soll einen Wolf zeigen – Tier kann aber nicht eindeutig identifiziert werden
- In Fichtenau (Landkreis Schwäbisch Hall) soll sich ein Wolf herumtreiben. Der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Freiburg (FVA) wurde zumindest ein Fotofallenbild mit Wolfsverdacht gemeldet. Das bestätigt das Umweltministerium Baden-Württemberg auf Anfrage. Was es nicht bestätigen kann: Dass es einen Wolf gibt.
Im April fotografierte ein Autofahrer aus seinem Fahrzeug ein Tier auf einer Wiese bei Kirchberg an der Jagst (ebenfalls Landkreis Schwäbisch Hall). Die FVA bestätigte kurz darauf: Das ist ein Wolf. Doch für Fichtenau winkt das Institut ab.
Neben dem Foto aus der Falle liegen der Forschungsanstalt weitere Bilder aus den vergangenen Wochen vor, so eine Sprecherin des Umweltministeriums, das für Wolfssichtungen im Land zuständig ist. „Drei der Fotofallenbilder lassen keine eindeutige Identifizierung des abgebildeten Tieres zu.“Außerdem: Auf einem weiteren Foto sei ein Tier abgebildet, „das für einen Wolf zu klein ist und diesen ausschließen lässt“. Also kein Wolf im Kreis Schwäbisch Hall.
Zudem habe es keine Schäden gegeben, die ein solches Tier hinterlassen würde – etwa gerissene Nutztiere. Doch könnte es im Zweifel dasselbe Tier sein, das sich bei Kirchberg herumgetrieben hat? „Wölfe sind sehr mobil, sodass in der Regel keine Aussage zu genauen Aufenthaltsorten getroffen werden kann“, so die Ministeriumssprecherin.
Außerdem sei eine individuelle Identifizierung der Tiere anhand von Fotos schwierig bis unmöglich. In den sozialen Medien sprechen User dagegen oft von sogenannten Hybriden, also Kreuzungen aus Hund und Wolf, die immer häufiger würden. Im Fall des Tieres bei Kirchberg sei das eindeutig zu erkennen, so ein User. Doch auch das verneint das Ministerium. In Deutschland habe es bisher „nur sehr wenige Hybridisierungsfälle
gegeben“. Zwei in Hessen, einen in Sachsen. Eine wachsende Population in Baden-Württemberg aufgrund dessen gebe es daher nicht.
Seit Jahresbeginn habe es im Land 33 sichere Wolfsnachweise gegeben. „Davon lediglich drei direkte Beobachtungen“, heißt es aus dem Ministerium. Ansonsten seien es Nachweise aufgrund von Fotofallenbildern oder genetischen Proben. Mittlerweile haben sich drei der Tiere fest niedergelassen: Zwei im Schwarz-, einer im Odenwald. Im Ostalbkreis wurde zuletzt 2019 ein durchstreifender Wolf bestätigt. Er tappte bei Bartholomä in eine Fotofalle. Eine genetische Probe bestätigte das Bild.
Wölfe bleiben selten unentdeckt. Denn auch die Jäger verfolgen entsprechende Hinweise. Die Präsenz eines solchen Tieres würde sich, so das Ministerium, früher oder später anhand von Bildern oder Spuren bestätigen lassen.
Bei Begegnungen zwischen Wolf und Mensch gelte vor allem Respekt gegenüber dem Tier. „Halten Sie Abstand, gehen Sie nie auf die Tiere zu und bedrängen Sie diese nicht“, warnt die Webseite des Umweltministeriums. Langsam entfernen, in die Hände klatschen, laut sprechen, sich groß machen. Wenn sich ein Wolf weiter nähert, soll das Werfen von Gegenständen helfen. In keinem Fall dürfen die Tiere gefüttert werden: Tiere, die es gewohnt sind, von Menschen gefüttert zu werden, können das Futter aggressiv einfordern.