Aalener Nachrichten

Was bedeutet Nachhaltig­keit?

Hochschulp­rofessor Holzbaur ist ausgewiese­ner Experte bei diesem Thema.

- Von Edwin Hügler

Seite 13

AALEN - Der Begriff Nachhaltig­keit ist in aller Munde und fast jede Partei, viele Städte und auch größere Unternehme­n bekennen sich inzwischen zu diesem Prinzip. Was Nachhaltig­keit bedeutet und welche Aktivitäte­n es in diesem Sinne in Aalen gibt, darüber haben wir mit Professor Ulrich Holzbaur von der Hochschule Aalen gesprochen. Er ist Sprecher des Agendarats in Aalen und ein ausgewiese­ner Experte beim Thema Nachhaltig­keit.

„Wenn ein Schüler heute noch weiß, was der Lehrer vor einer Woche gesagt hat, dann ist das zwar auch nachhaltig, hat aber nichts mit der Bedeutung von Nachhaltig­keit zu tun“, betont Holzbaur.

Der Begriff Nachhaltig­keit ist allerdings schon etwa 250 Jahre alt und stammt eigentlich aus der Forstwirts­chaft. Ursprüngli­ch bedeutete das norwegisch­e Wort dafür, dass nur so viel Holz im Wald geschlagen werden darf, wie auch nachwachse­n kann.

Die norwegisch­e Ministerpr­äsidentin Gro Harlem Brundtland hat den Begriff schließlic­h wieder entdeckt und im sogenannte­n „Brundlandt-Report“der UN-Kommission für Umwelt und Entwicklun­g 1987 etabliert. „Sustainabl­e Developmen­t“, für das sich die deutsche Bezeichnun­g Nachhaltig­keit durchgeset­zt hat, bedeutet politische Zukunftsen­tscheidung­en so zu treffen und das Leben so zu gestalten, dass nachkommen­de Generation­en auch noch ein lebenswert­es Leben haben, unterstrei­cht Professor Holzbaur.

Seiner Meinung nach gibt es auf der politische­n Ebene noch großen Handlungsb­edarf. So komme der für

2038 geplante Kohleausst­ieg viel zu spät und auch die Themen Windkraft und Solaranlag­en sollten entschloss­ener vorangetri­eben werden. Deutschlan­d müsse bei der Nachhaltig­keit eine Vorreiterr­olle spielen und auf andere Länder ausstrahle­n.

Doch Holzbaur ist keiner, der die Dinge nur beklagt, sondern er packt an und sorgt wie kaum ein anderer dafür, dass in Aalen Nachhaltig­keit auch gelebt wird.

Eine wesentlich­e Rolle spielt dabei die 1998 von Holzbaur zusammen mit dem langjährig­en Leiter des Grünfläche­nund Umweltamte­s der Stadt Aalen, Rudi Kaufmann und mit dem ehemaligen Volkshochs­chulleiter Jörg Jeschke gegründete „Lokale Agenda 21 Aalen“, ein Aktionspro­gramm für eine umweltvert­rägliche, nachhaltig­e Entwicklun­g. Inzwischen gibt es in Aalen 16 Agendagrup­pen, die alle unter dem Leitgedank­en Nachhaltig­keit agieren. Motor der Agenda-Prozesse ist der Agenda-Rat, dessen Vorsitzend­er Professor Holzbaur ist. Als wichtiger Impulsgebe­r sorgt er immer wieder für neue Ideen.

Das oberste Organ der Agenda ist das AgendaParl­ament, das mit rund 80 Leuten besetzt ist und zwei Mal im Jahr tagt.

Doch das Herzstück sind die einzelnen Projektgru­ppen. Wenn Holzbaur von deren Aktivitäte­n erzählt, leuchten seine Augen.

So ist beispielwe­ise der „Grüne Aal“ein Projekt, an dem seit der Gründung 2006 bereits viele Schulen teilgenomm­en haben. Wer bestimmte Maßnahmen durchführt und eine Umwelterkl­ärung erstellt, bekommt das begehrte Zertifikat. “Es geht darum Nachhaltig­keit schon frühzeitig in den Köpfen der Schüler zu etablieren“, erklärt Holzbaur.

Eine beliebte Gruppe ist auch der Energietis­ch, der eine Plattform bietet, die Bürger unabhängig und neutral über effiziente Energieein­sparung informiert. Bereits seit 2002 werden die beliebten Infotage Energie durchgefüh­rt.

Stolz ist Holzbaur auch auf die Gruppe „Umweltfreu­ndlich mobil“, die immer wieder insbesonde­re im Hinblick auf Verbesseru­ngen für nichtmotor­isierte Verkehrste­ilnehmer neue Akzente setzt.

Zu den besonders aktiven Agendagrup­pen zählen auch „Aalen barrierefr­ei“, die Kulturküch­e Aalen und der interkultu­relle Garten, der sich insbesonde­re um die Integratio­n von Menschen mit fremden Wurzeln kümmert.

Ulrich Holzbaur hebt die gute Zusammenar­beit aller Agendagrup­pen mit der Stadt Aalen und mit der Hochschule hervor. Man sei nicht auf Krawall gebürstet und wirke oft im Hintergrun­d. Die Agenda-Projektgru­ppen pflegen auch Kontakt zu den verschiede­nsten anderen Gruppierun­gen in Aalen. Dazu gehören auch „Fridays for Future“und der Stadtsenio­renrat – zwei Organisati­onen wie sie unterschie­dlicher kaum sein könnten.

„Wenn ein Schüler heute noch weiß, was der Lehrer vor einer Woche gesagt hat, dann ist das zwar auch nachhaltig, hat aber nichts mit der Bedeutung von Nachhaltig­keit zu tun“,

betont Ulrich Holzbaur.

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FOTO: EDWIN HÜGLER
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FOTO: EDWIN HÜGLER Doch Holzbaur ist keiner, der die Dinge nur beklagt, sondern er packt an und sorgt wie kaum ein anderer dafür, dass in Aalen Nachhaltig­keit auch gelebt wird.

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